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Am 01.04.2021 um 13:13 schrieb Ingo Tessmann via
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[Philweb]
Am 01.04.2021 um 12:38 schrieb K. Janssen via
Philweb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Das Thema für mich hier abschließend, komme ich nochmal auf’s Studium zurück: Im besagten
Nebenfach Psychologie behauptete der Professor, dass sich das weibliche und männliche
Geschlecht im Verlauf des Lebens wandeln würde. „Was erzählt der denn da unten!?“ war wohl
der erste Gedanke, der alle im Hörsaal einnahm. Auf heftiges Nachfragen präzisierte er
seine Aussage, wonach er wesenhaft „männliche Härte“ und „weibliche Weichheit“ geradewegs
vertauschte: Frauen verhärten sich im Älterwerden, Männer hingegen werden „weicher“.
Wer nun (wie ich) das Leben einige Dekaden durchlebt und kennengelernt hat, wird nicht
mehr an der Aussage dieses Psychologie-Profs zweifeln.
Hi Karl,
das kann doch nicht Dein ernst sein!? Der Prof. wollte seine Vorlesung bloß etwas
unterhaltsamer machen, nehme ich an. Oder hatte er Quellen seiner Mutmaßung genannt?
Persönliche Erfahrung jedenfalls lasse ich nicht gelten, denn die ist so vielfältig wie
die Menschenzahl.
Natürlich ist das mein Ernst und die Aussage des Prof damals kann ich heute bestätigen,
obgleich ich sie seinerzeit - wie alle im Hörsaal - nicht glauben konnte. Ein Professor
und Quellen zu dieser Zeit? Einzig seine Autorität war entscheidend und man hatte in der
Klausur das zu schreiben, was von ihm gelehrt wurde.
Um die jeweilige Wesensänderung Frau-Mann in späteren Lebensjahren zu erkennen, braucht es
keine sozio-psychologischen Studien; da genügt der Blick in den schnöden Ehealltag (wie er
sich millionenfach tagtäglich abspielt): Als würde sich Weiblichkeit nach langen Jahren
männlicher Dominanz qua physischer Überlegenheit (pure Muskelkraft und daraus angeleiteten
bzw. ausgeübten Machtanspruch) an dieser Männlichkeit rächen wollen, wird das nunmehr mit
schlohweißen, weichen Härchen „bedachte“, einherschlürfende Männlein auf genau diese
Attribute verbal reduziert, quasi „heruntergeputzt“. Hart ausgedrückt zwar, doch ich
bleibe dabei: wer mit (dafür) offenen Augen auf diese Szene sieht, sollte verstehen, was
ich damit ausdrücken will.
Hier im Süddeutschen gibt es dazu eine klassische Redeweise: „schau dir den giftigen Besen
an, dabei war‘s amoi so a liabe Frau“.
Was wünsche ich mir also für‘s nächste Leben hier: angelehnt an die Geschichte von der
Linie 8 (Straßenbahn in München), wo eine ältliche Frau abfällig auf eine andere junge
zeigt: „schaug’s eich amoi so a ang‘strichas Mai o!“ (Schaut euch mal so einen -mit
Lippenstift- angestrichenen Mund an!)
Die Antwort auf diese moralinsaure Alte war eindeutig und wohltuend: „Liaba a
ang‘strichas Mai ois wia solch’ a bissig‘s“ (Lieber ein angestrichener Mund als solch ein
bissiger.
Was will die Geschichte erzählen, was kann sie ausdrücken?
Nicht selten trifft unmittelbare, lebens- und volksnahe Sicht auf die Gesellschaft eher
deren wirklichen Wesens-Kern, als es wissenschaftliche Studien vorzugeben gedenken.
Also wünsche ich mir weder Parthenogenese (eine reicht mir als Katholik), noch bissige
Mäuler, sondern wiederum liebevolle Mädchen, Frauen, Mütter in die es sich immer wieder
zu entsprechender Zeit zu verlieben lohnt. In Liebe (ein Leben) miteinander verbleiben zu
können, ist allerdings kein Geschenk, das ohne Preis zu haben ist.
Wie es dann im Alter mit Liebe oder Knute bestellt ist, wird schon in „jungen“ Jahren
festgelegt und liegt in jedermanns Geschick und Gespür: Nihil fit sine causa!
Bester Gruß an Dich und in die Runde! - Karl
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