Dein jüngster Hinweis, Ingo, auf meinen Bezug zu Karen Barad (erstmals 2015) zeigt auf meine zwiespältige Einstellung zu ihr. Wie ich schon zuletzt erwähnte, habe ich mich nun wiederum mit ihrem Hauptwerk „meeting the universe halfway“ beschäftigt und zudem aktuelle Publikationen (Interviews etc.) durchgesehen. Es bleibt bei meinem Zwiespalt: Einerseits großes Einvernehmen mit ihren Aussagen zu Verschränkung, dessen Prinzip sie auf die naturwissenschaftliche Praxis projiziert und damit die Verschränkung von Ontologie und Epistemologie (eben auch als interdisziplinäres Forschen der bislang getrennten Wissenschaftszweige) fordert. So liegt es nahe, dass sie mit ihrem „Agential Realism“ eine Gegenposition zu rein konstruktivistischen wie relativistischen Modellen einnehmen will, die sie grundsätzlich ablehnt (wie ich zutiefst ebenso); Vielmehr lebenspraktischen (brückenschlagenden) Bezug haben für mich ihre Darlegungen der ontologischen und erkenntnistheoretischen Implikationen von Niels Bohrs Quantenexperimenten.
Irritierend wirken auf mich ihre für meine Begriffe bisweilen radikalen Hinwendungen zu einem Feminismus (in Anlehnung an Donna Haraways „Queerness“), mitsamt einem (offensichtlich bewusst gewählten) äußeren Erscheinungsbild, die meinem idealistischem Frauenbild entgegenstehen.
Es wäre töricht, auch nur ein einziges Argument dem allzu sehr berechtigten Anliegen resp. Anspruch, die bislang vorherrschenden patriarchalischen Paradigmen zu überwinden, entgegen zu stellen; dennoch erscheinen mir manche Methoden und Ausdrucksformen des radikalen Feminismus nicht weniger abstoßend, als es die weltweit immer noch vorherrschenden patriarchalen Strukturen sind.
„Wovor haben iranische Mullahs Angst?“ war eine in der faz gestellte Frage, mit der hoffnungsvollen Antwort: „vor wütenden Mädchen“. Damit ist einiges zu diesem Thema gesagt und wer wollte diesen „wütenden Mädchen“ nicht den (durchschlagenden) Erfolg ihrer höchst mutigen Aktionen wünschen; ein Anfang ist gemacht.
Mit Barad kann man nur hoffen, dass vor allem auch die technisch-wissenschaftlichen Innovationen genutzt werden, um einen Paradigmenwechsel im genannten Sinne herbeizuführen.
Bester Gruß! - Karl
Zeitenwende. Mit diesem Wort wurde als Antwort auf den Ukraine-Überfall
sogleich und tatsächlich ein epochaler Wechsel in der geopolitischen
Beziehung zu einem Regime proklamiert, dem man sich über die letzten
Jahrzehnte vertrauensvoll, aber doch (wie es nun offenkundig wurde) naiv
angenähert hatte. Nahezu ungläubig, aber auch mit gewisser Zustimmung
folgte man den wohlgesetzten Worten, mit denen eine für dieses Land
nicht mehr vorstellbare militärische Aufrüstung zu dessen Schutz
angekündigt wurden.
Beide eingetretene Situationen, Putins Aggression und Drohung mit
Atomwaffen wie auch die verkündete Zeitenwende erschienen mir wie ein
Albtraum, aus dem man möglichst schnell erwachen will. Doch er endet
nicht und nach Wochen dieses Horrors wird spätestens klar, dass Putins
Traum von einem Großrussland, den er sich mit Hitlers Blitzkrieg-Methode
erfüllen wollte, ebenso nicht enden will und niemals seinem Wunsch gemäß
enden kann.
Ein anderer Traum jedoch wird für ihn ergötzlich enden, nämlich der
Eintrag in die Geschichtsbücher mit einem Platz neben genau jenem,
dessen Geist er zu bekämpfen vorgibt. Brüder im Geiste, posthum -
versteht sich, hingegen lebende Brüder in seiner Nachbarschaft
abgeschlachtet werden.
Das ist meine Sicht auf diese Dinge und ich liege insoweit falsch, als
ich (dem gescholtenen Westen zugehörig) aus Sicht des großen Führers der
stolzen russischen Nation nicht in der Lage sein soll, dessen Anliegen
zu verstehen.
So bleibt mir nur im Einklang mit Ingos zuletzt beschriebener
Gefühlslage, diese erdrückend-lähmende Stimmungslage zu überwinden, die
es mir unmöglich machte, dieses unglaublich schreckliche Geschehen
gedanklich zu verarbeiten, geschweige denn darüber zu schreiben.
Letzteres erübrigt sich ohnehin, denn es wird ja alles dazu Erdenkliche
bereits geschrieben, jede Spekulation, jede Gewalttat publiziert;
unglücklich nur, dass es jenen, die darüber informiert sein sollten,
gewaltsam vorenthalten wird.
Doch auch hier gilt (wie für das China-Virus). „die Sonne bringt es an
den Tag“.
Waldemars Furor gegen Ideologien kommt mir in den Sinn. Das Ideal, als
Urbild aller Ideologien, hat wieder seine große Zeit. Und es war die
Zeit, über die ich eigentlich hier schreiben wollte. Doch es fanden sich
(wie gesagt) weder Gedanken, noch Worte, so bleibt nur die Musik - sie
heilt wie die Zeit alle Wunden. So hörte auch ich (in Anlehnung an Ingos
erwähnten traurigen Song "Morning Dew“ von Bonnie Dobson) immer wieder
„Brothers in Arms“; Mark Knopflers Lied, das mir in Joan Baez‘
Interpretation zutiefst nahe kommt und ich dabei nicht verstehen kann,
warum dieses Bekenntnis „We're fools to make war - On our brothers in
arms“ sich immer noch nicht in die Herzen der Menschen eingebrannt hat.
Tröstlich dabei mag sein: Kein menschliches Tun und Erleben hat Bestand.
Vorübergehend sind Unglück wie auch das Glück, letzteres als ein Moment
des Kairos, den es beizeiten zu erfassen und zu schätzen gilt, verweilt
er doch jeweils ungleich kürzer wie jener der Trauer.
Nichts ist für die Ewigkeit, dennoch bleibt die Ungewissheit bezüglich
der Frage von Ewiger Wiederkehr: Geboren werden und sterben, abbrechen
und aufbauen, weinen und lachen, verlieren und finden, schweigen und
reden, lieben und hassen. Man muss nicht biblische Zitate bemühen, um
diese Tatsache für sich persönlich zu erkennen. Dennoch vermittelt es
Trost wie auch Optimismus zu sehen, was zu allen Zeiten bisher gegolten
hat: die Zeit heilt alle Wunden.
Aber was ist Zeit, was ist ihr Wesen, wie wird sie zum Heiler?
Nun wie gesagt, darüber wollte ich hier im Forum schreiben, das
allerdings unter einem gänzlich „anderen Stern“, derzeit stehen die
Sterne schlecht und man möchte Astrologen fragen, wann sich diese
Unglückskonstellation wieder auflöst. Womöglich erhält man darauf
ähnlich verschiedene Antworten, wie auf die Frage nach dem Wesen der
Zeit, die gleichwohl besser an Astronomen und Kosmologen gerichtet ist.
Stellt man sich diese Frage zunächst selbst, könnte es passieren, dass
man tatsächlich der diesbezüglichen Schilderung des Kirchenvaters
Augustin beipflichten muss, wonach er sicher zu wissen glaubt, was Zeit
sei, jedoch dieses Wissen nicht zu erklären vermag, wenn er danach
gefragt wird.
Dieser so oft zitierte Passus aus Augustins Bekenntnissen zeigt m.E.
deutlich, dass Zeit hinsichtlich ihrer subjektiven Wahrnehmung als eine
Einheit empfunden und somit als fundamentale Größe angenommen wird. Bei
objektiver, insbesondere naturwissenschaftlicher Betrachtung jedoch
zeigt sich, dass Zeit keine elementare, wenngleich jedoch eine
bedeutende Größe ist. Bedeutsam vor allem hinsichtlich dem Phänomen der
Raumzeit.
Damit komme ich zu Waldemars Anregung: „hier mal ein script "raum+zeit"
zum stöbern ...
http://www.mathphys.uni-freiburg.de/physik/filk/public_html/Skripte/Texte/R…
Ich habe es (hunderte Seiten) kursiv durchgesehen und mir dabei
gewünscht, zu meinen Studienzeiten eine derart fundierte
Zusammenstellung zum Thema Raumzeit in dieser Form verfügbar gehabt zu
haben. Daher sollte ich mich wirklich fragen, warum ich hier über Zeit
resp. Raumzeit schreiben will, wo doch zu diesem Thema (neben o.a.
Schrift) bisher abertausende Abhandlungen verfasst, Erklärungen und
Definitionen postuliert wurden und diverse Theorien entwickelt sind.
Womöglich ist es aber diese nahezu unübersehbare Vielfalt, die zwar
immer wieder Anreiz ist, sich mit diesbezüglich unterschiedlichsten
Denkansätzen zu beschäftigen, jedoch durch die Fülle verschiedenster
Denkansätze dem Wunsch nach einer im gewissen Sinn hinreichend
abgeschlossenen und damit befriedigenden Erklärung des Phänomens Zeit
entgegensteht.
Über Zeit zu schreiben könnte demnach dadurch motiviert sein, zunächst
sich selbst noch einmal klar zu werden über diesen Begriff in seiner
ganzen Ambivalenz, um vor allem die im Alltagsdenken und damit auch in
den eigenen Denkmustern diesbezüglich verankerten Vorstellungen zu
hinterfragen und ggf. zu korrigieren. Diese Korrektur gelingt
vornehmlich im Dialog resp. in der Diskussion.
Im einfachsten - der Lebenspraxis sicherlich sehr nahe kommendem - Fall,
könnte man sich auf Einsteins Antwort auf die Frage an ihn, was denn
Zeit sei einigen: „Zeit ist, was ich auf der Uhr ablese“.
Nun denn – wer wollte dem Genie widersprechen!?
Beste Grüße! - Karl
Hallo an Alle,
von meiner Seite wünsche ich fröhliche Weihnachten und (falls ich
nicht mehr schreibe) einen guten Rutsch ins Jahr 2024.Ich hoffe, dass
es unser aller Glücksjahr wird und dergleichen.
MfG,
RF
The Summer School Syntax, Truth, and Paradox will take place at USI, Lugano (Switzerland) from 17 to 21 June 2024 and will be taught by Volker Halbach (University of Oxford) and Lorenzo Rossi (University of Turin).
Deadline for applications: February 15, 2024
A map through the land of dragons: Truth, knowledge, necessity, and other notions central to philosophy are haunted by the paradoxes. Philosophers have discussed the liar paradox since antiquity, not only in the Western tradition. In this summer school, we discuss the origins and formal analysis of the paradoxes as well as possible solutions and ways to prevent them from undermining philosophical theorizing.
How to apply: Application is open to graduate students and early career researchers. Please send a copy of your CV, a one-page motivation letter and a reference letter from a supervisor or colleague to paradox.summerschool(a)usi.ch
Accepted participants will have the opportunity to send a short abstract for consideration to present some of their research at the summer school.
More information: usi.ch/paradox
Any questions: paradox.summerschool(a)usi.ch
Am 09.12.2023 um 17:45 schrieb waldemar hammel:
>
>
> Am 09.12.2023 um 13:52 schrieb "Dr. Dr. Thomas Fröhlich":
>> Lieber Waldemar,
>>
>> Deine These, dass Natur nach der systemisch am wenigsten Energie
>> nutzenden Richtung abläuft ist für mich sehr gut nachvollziehbar.
>
> [ das ist nur thd (das entropie-prinzip usw) - und daraus folgt, das
> ganze etwas weitergedacht und viel wichtiger, dass die (angeblich)
> ehernen "naturgesetze" lediglich "trajektorien selbstgebahnter
> wechselwirkungen (wechselwirkungsketten)" sind, und daraus folgt, dass
> natur insgesamt rein stochastisch abläuft, martingale, selbstähnlich
> ("fraktal"), usw, und dass aus diesem grund die naturwissenschaft
> nur "wahrscheinlichkeiten" als exakteste ergebnisse liefern kann ]
>
>>
>> Und die Abfolge s-i-n ist auch eine Abfolge von Erzeugungen aus und
>> Einbettungen in unterschiedliche Kontexte.
>>
>> In dem Modell, das ich im Kopf habe geht es dabei je um
>> Interaktionen, wobei die interagierenden Vorgänge ein gemeinsames
>> Produkt, einen geteilten Vorgang erzeugen, das wäre in Deinem
>> Beispiel zurst der des als Signal Signalisierens. Dieser Vorgang
>> interagiert mit dem Folge-Kontext, und die Interaktion ergibt die
>> Information bzw. den aus der Interaktion entspringenden Vorgang des
>> Informierens. Dieser Vorgang wiederum interagiert mit einem weiteren
>> Vorgehen, und die wechselseitige Einbettung des Vorgehens des je
>> anderen führt zu einem resuliterenden Vorgehen, mit der Nachricht als
>> Aspekt des Vorgangs des Benachrichtigens.
>>
>> Alles etwas umständlich zu formulieren, aber in meinen Augen
>> sinngemäß Deiner Aussage verwandt:
>>
>> /kette also s-i-n: physik.-signal S => wird sinnesorgane-rezipiert zu
>> information I => wird im entsprechen hirnteil zu nachricht N
>> aufinterpretiert => danach wird vom hirn die gebildete nachricht auf
>> das physik.-anfangs-signal zurückprojiziert, und wir erleben kein
>> bisschen verblüfft , was man "wirklichkeit" nennt .../
>>
>> Besonders spannend finde ich dabei den letzten Teil Deiner
>> Schilderung, dass nämlich das End-Erzeugnis, die Nachricht, wieder
>> mit dem Ausgangserzeugnis kurzgeschlossen wird / interagiert, und
>> sich aus dieser anders-ebnigen Interaktion wieder ein gemeinsames
>> Vorgehen ergibt.
>
> [ beispiel: ich schaue in die sonne, was meine augen dabei empfangen
> ist die völlig farblose em-strahlung eines "schwarzen körpers", mein
> hirn aber liefert mir als ergebnis seiner interpretation eine gelbe
> sonnenscheibe, die ich dann nachträglich dem "schwarzen körper" vor
> meinen augen wie einen handschuh überstülpe, und aussage und ganz fest
> erlebe: "aha, die sonne ist gelb", und der wichtigere punkt ist,
> nicht nur die farbe der sonne ist eine interpretative erfindung meines
> gehirns, sondern die sonne als "ding" insgesamt ebenfalls, denn alle
> dinge/sachen, die ich erlebe, sind nur immer summen von eigenschaften,
> selbst schwere, härte usw sind eigenschaften, sonst nichts, nur
> semantiken, ich lebe also in und aus und von einer komplett aus
> semantiken aufgebauten welt, wenn ich eine suppe esse, esse ich löffel
> voller
> eigenschaften, und auch löffel und teller sind nur summen von
> eigenschaften, und auch noch-so-höchst wissenschaftlich medias-in-res
> gegangen ändert sich nichts daran, zb ein "elektron", was weiß ich davon,
> kann ich davon wissen?, doch nur die summe von eigenschaften, aus
> denen es angeblich besteht, aufzählen, und die ich dann unter einem
> begriff "elektron" zusammenfasse, um spielmaterial fürs
> darüber-sprechen-können
> zu erhalten = "sprachmagische umkehrung" zudem, denn ein wahrheit
> besteht nicht das elektron aus eigenschaften, denn es existiert kein
> eigenschaftsloses "ur-elektron", sondern ich habe der summe von
> eigenschaften sum(x) den begriff "elektron" nachträglich beigelegt, um
> eine eigenschaftensumme x zu labeln (das ist, ich klebe aufs glas mit
> unbekannt bleibendem inhalt ein schild "erdbeermarmelade",
> und arbeite danach mit diesem begriff, immer wenn ich das glas mit
> inhalt meine) - wie und was diese welt auch immer in objektiver
> tatsächlicher wahrheit sein mag, ich bekomme davon nur eigenschaften =
> semantiken mit und lebe deshalb in einer komplett semantischen welt
> (und das zusammen mit der kleinste-ebene planckwelt gibt mir ganz
> "böse" ideen ein) ]
>
> [ und "natur läuft immer auf den niedrigst-möglichen energie-leveln
> ab" = das gilt thd für "systeme", es kann also durchaus sein, dass in
> einer (systemischen) ablaufkette die energie punktuell peakt, das
> gesamtsystem
> aber dennoch den insgesamt niedrigst-möglichen ablauf-energie-level
> hat, weil natur, im gegensatz zu lebewesen aus guten gründen, weil
> natur (insgesamt) keine objektive "zeit"/keinen zeitpfeil kennt (also
> nicht nur
> verlustlos zeitlich umkehrbar ist), denn "zeit" liegt als eigenzeit IN
> den eigenschaftensummen, und nicht als objektivum außerhalb davon =
> eigenschaftensummen spielen sich daher nicht innerhalb von "zeit" oder
> "raumzeit"
> ab, sondern enthalten eigenraum+eigenzeit als eigenschaft(en) neben
> den anderen eigenschaften (die einsteins greifen da zu kurz) ]
>
> wh.
--
Diese E-Mail wurde von Avast-Antivirussoftware auf Viren geprüft.
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Nun ist es mit philweb sehr ruhig geworden und man könnte fast sagen: totenstill - kein Wunder angesichts des Tötens allerorts, denn was soll man da noch über Sinn und Zweck von Leben, des Lebens schlechthin philosophieren oder gar im Sinne der Theodizee nach Gottes Gerechtigkeit fragen. Und überhaupt Gott! „Im Namen Gottes geschieht unendliches Unheil, das im Bewusstsein eines Gottes nie erfolgen würde“, so drückte es eine junge Muslima aus. Wie wahr doch diese Feststellung, wenn man die sich jüngst zugetragene Begebenheit liest, wonach ein „Gotteskrieger“ ein Baby im aktuell nahöstlichen Kampfgebiet mit den Worten abschlachtet: „Gott ist groß“ (übersetzt).
Doch nun zur Begrifflichkeit eines Gottes und zur (mittlerweile einige Zeit zurückliegenden) Frage von Joseph an mich hinsichtlich der christlichen Schöpfungsgeschichte an mich:
jh: „Gut und schön die vielen Umschreibungen. Die letzten Tage kam ich auf den Gedanken, zu fragen, wie es denn mit dem Schöpfungsbericht ist, und suchte und las, ich weiß jetzt nicht mehr so genau warum. Ich dachte, dass ein Mensch, der noch keine subatomaren Entitäten kennt, sich einen Schöpfungsbericht ausdenken konnte, dazu brauchte es eigentlich keines Gottes. Wie würde denn ein moderner Mensch wie du, mit hohen Programmierkenntnissen, und Kenntnissen von Energiefeldern, sich den Schöpfungsvorgang vorstellen? Am ersten, zweiten, ...Tag. Derzeit musste Gott noch mit einem Knochen hantieren, so wie es viel später Frankenstein versuchte, der nur ein kleiner Nachahmer sein konnte. Vielleicht stellst du dir vor, dass ein moderner Gott weniger Tage oder mehr, für die moderne Version der Schöpfung brauchte. Denn ein einfacher Urknall ist wohl keine Schöpfung. Ich kann nämlich nicht von einer kindischen Schöpfungsversion abkommen, wenn mir keine neue und bessere Version zur Kenntnis gegeben wird. Es gab schon viele, die einen besseren Menschen fabrizieren wollten. Was geht denn im Kopf von jemandem vor, der Leben mitsamt einem Lebensraum für dieses Leben erfinden will. Und was würde er sagen, wenn er ein Durcheinander vorfinden würde, viele Jahre nach seiner Schöpfung. Könnte er dann nicht denken, er oder der Gedachte hätte viele Fehler getan? Warum hat er nicht bei den Pflanzen aufgehört? Warum wollte er unbedingt noch sein Ebenbild herstellen? Je mehr ich an das denke, was mit dem Wort Schöpfung gedacht werden soll, um so mehr Probleme habe ich damit. Bin ich jetzt unprotestantisch? Einen anderen Konflikt habe ich, den ich mir bei dir nur massiv vorhanden vorstellen kann. Denn einerseits scheinst du mir eine Art Pantheist zu sein, der von da her mit dem Denken von Schöpfungstheorien in Konflikt kommen würde. Wie bewältigst du diese Spannung?“
Nun, so wie alles Leben aus der „Spannung“ - sprich Differenz – entsteht, sich über die jeweilige Eigenzeit hin nach den Gesetzen der Entropie erstreckt und schließlich in sich zusammen fällt, betrifft das die Körperlichkeit, was dem diesen Körpern während deren Lebenszeit innewohnenden Geist (der Mensch als geistiges Wesen) anbelangt, ist eine andere Frage, über die wir hier unzählige Male diskutiert haben.
Schnell ist man da wieder bei Gott und Teufel, bei entsprechenden Dieseits- und Jenseitserzählungen, bei Erde, Himmel und Hölle. Im Wesentlichen also bei Spekulation oder eben bei puren Glaubensfragen, da es schlichtweg kein Wissen über Gott und diesbezügliche Jenseitigkeit geben kann. Ohne Wissen darüber kann es demnach auch keine Worte davon geben und so bleibt schlichtweg nur Metaphorik und davon ist die benannte Schöpfungsgeschichte vornehmlich geprägt.
Bekanntermaßen gab und gibt es unzählige Schöpfungserzählungen in den verschiedenen Kulturräumen dieser Welt und erstaunlicherweise deckten sich die Schilderungen nicht selten mit heute verfügbaren naturwissenschaftlichen Erkenntnissen; so etwa, wenn von einem Himmel und Erde trennenden Luftgott oder der Göttin der Urmeere als Besiegerin der Chaosfluten die Rede ist. Die biblische Schöpfungserzählung, insbes. des NT, kommt der naturwissenschaflichen Wirklichkeit bezogen auf zeitgemäße Kosmologie recht nahe:
„Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde, die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser“ (Gen. 1,1).
Naturwissenschaftlich geht man u.a. von der Urknall-Theorie aus, einem sich aus unvorstellbar verdichteter Materie explosionsartig (immer noch) ausdehnendem Universum. Unbeschadet von daran anknüpfenden Vorstellungen, z.B. eines unendlich sich nach thermodynamischer Gesetzmäßigkeit zyklisch bildenden und wiederum vernichtenden Universums, bleibt immer die Frage der Menschen nach dem eigentlichen Anfang und diese Frage ist naturwissenschaftlich definitiv (noch) nicht abschließend beantwortet, so bleibt nach wie vor Raum für beliebige sog. Schöpfungserzählungen. Man wird künftig dabei zunehmend nicht mehr auf Metaphorik zurückgreifen müssen, das Prinzip der Differenz von Materie und Geist jedoch, wird als axiomatisch angelegtes Faktum bestätigt bleiben. Eine Differenz, die sich wiederum in ein vielfältig Differenziertes unterteilt, wie diese schon in ägyptischen Mythen von einer sich selbst erschaffenden Schöpfer-Gottheit dargelegt wurde. Dabei kommt Aristoteles' sich selbst denkender, unbewegter Beweger in den Sinn. Eine aus sich selbst entstandene Gottheit schafft als ein sich stets wiederholendes Schöpfungswerk aus jeweiligem Urzustand ein vielfach Differenziertes. Dieser alt-ägyptische Mythos mag sich mit Penrose' zyklischem Universum (CCC) in Verbindung bringen lassen, eine mir sehr nahliegende Vorstellung.
Nochmal zurück zum Gottesbegriff, namentlich der m.E. unsäglich anthropomorphen Vorstellung eines persönlichen Gottes. Ob man diesen als „himmlischen Vater“ oder als „überempirischen Akteur“ bezeichnet und sieht, immer ist dabei kritisch, dass man dieser Wesenheit menschliche Eigenschaften zuschreibt. Auch wenn eine (wie auch immer erfolgte) Offenbarung die Ebenbildlichkeit von Gott und Mensch postuliert, steht dies dem Bilderverbot (JAHWE: „du sollst dir kein Bild von mir machen“) entgegen, zudem angenommen werden kann, dass die Überlieferung eher als ein „du kannst dir kein Bild von mir machen“ zu verstehen ist.
So bleibt es wohl dabei:
Im Namen (eines) Gottes erfolgt – subjektiv wie kollektiv - unsägliches Unheil in dieser Welt, was im Bewusstsein, (resp. im Eins- oder in Resonanz sein mit) einer göttlichen, eher als Vorstellung einer kosmisch omnipräsenten, omnipotenten Wesenheit, nicht geschehen würde.
Bester Gruß an Dich und in die Runde! - Karl
JOB: 3-year Postdoc Fellowship in Philosophy of Physics, USI, Lugano
The postdoc will work at the Institute of Philosophy at USI, Lugano (Switzerland), under the supervision of Professor Damiano Costa in the framework of the SNSF-funded Starting Grant project ‘Temporal Existence’. A brief description of the project is provided below.
The approximate gross salary will be CHF 75'000 CHF per year.
The tentative starting date is flexible (earliest starting date is May 1, 2024).
Candidates must have a PhD degree in philosophy and a background in the philosophy of physics, with an emphasis on Relativity Theory. Proven specific competence in analytic metaphysics would also constitute an advantage. The main selection criteria will be (a) compatibility with the research project as well as (b) scientific excellence.
Candidates may write to damiano.costa(a)usi.ch with questions about the suitability of their profile for the project.
Deadline for applications (soft): the selection process will start on March 1, 2024, and will continue until the position is filled. Applications received before February 29, 2024 will be given priority.
Language Requirements: Lugano is in the Italian-speaking part of Switzerland, but for the purposes of the position only English is compulsory.
Applicants must submit their dossier as a single PDF file to damiano.costa(a)usi.ch with ‘Postdoc application’ in the subject line. The dossier should include:
(i) a cover letter describing the candidate’s background in philosophy of physics and the fit between the candidate’s interests and qualifications and the Starting Grant project;
(ii) a CV;
(iii) a 5'000 word writing sample;
(iv) the contact details of two philosophers who can provide academic references.
Shortlisted candidates will be interviewed via Zoom in March 2024.
SNSF Starting Grant ‘Temporal Existence’
Everything in our concrete universe, from the smallest elementary particle to the largest galaxy, exists at some time and at some place. But what is it for something to exist at a time? What is temporal existence? Even though other topics in the vicinity, such as tenseless existence, time, persistence, and temporary intrinsics, have been at the centre of much recent philosophical research, this specific question has been overlooked so far. This project tackles this problem head-on. Drawing from metaphysics and physics, this project will launch a systematic inquiry into the nature of temporal existence and explore the transformative impact that this inquiry can have in philosophy and beyond. A first sub-project deals with this question from the point of view of analytic metaphysics, making use of conceptual tools developed in mereology, location theory, and the theory of grounding. Questions to be addressed include: what is it for something to be in time? Is existence-at a relation? What’s its relation with existence and being? Is everything in time in the same way? A second sub-project will tackle the question from the point of view of the philosophy of physics, and more precisely Relativity Theory. Questions to be addressed include: what is spacetime unitism? How, if at all, does Relativity Theory support spacetime unitism? What does spacetime unitism tell us about being in time? A third and fourth sub-project will apply the methods, arguments and results developed in the first two sub-projects to two case studies, namely that of abstract objects and that of the mind. Questions to be addressed include: are abstract objects such as universals and numbers in time? Does this imply that they are also in space? What consequence do different theories of temporal existence have on debates concerning the existence and nature of abstract objects?
The research team will be composed of PI, a post-doc working on philosophy of physics, a post-doc working in metaphysics, philosophy of mind or religion (or the history thereof), a PhD student working on metaphysics.