Hallo Liste,
Am Di., 27. Apr. 2021 um 13:45 Uhr schrieb waldemar_hammel:
> "kausalität" wäre auch ein sehr gutes thema, über das sich hier philweb
> trefflich streit-disputieren ließe ..., denn, was ist das ?
Ich denke mir: Wieso eigentlich nicht.
Ich muss Waldemar irgendwie halbrecht geben.
Zunächst einmal ist für mich der Sachverhalt klar, so wie für jeden
anderen Menschen. Auf die Ursache folgt die Wirkung. Kausalität
funktioniert und unser Leben basiert darauf.
Denkt man aber genauer über das Konzept nach, ergeben sich einige Probleme.
Empirisch beobachten lassen sich immer nur die Folge A liegt vor und B
tritt auf.
Grade in der Psychologie und Medizin werden häufig Korrelationen
berechnet, also der Zusammenhang zwischen A und B. Jetzt gibt es den
bekannten und berechtigten Einwand: Korrelation ist keine Kausalität.
Das Beispiel mit der Geburtenrate und den Störchen ist bekannt.
Die Frage ist nur, was tritt eigentlich bei der "Kausalität" noch
hinzu, das über die Korrelation hinausgeht?
Oder ist Kausalität einfach ein anderes Wort für eine 100%-Korrelation?
Her ergibt sich wieder das gute, alte Hume-Problem, auch wenn viele
Forscher leider die Gedanken Humes dazu nicht kennen.
Wir beobachten das gemeinsame Auftreten von zwei Ereignissen so
häufig, dass wir von einer zwingenden Kraft ausgehen. Diese Ansicht
ist aber naiv, weil wir diese zwingende Kraft weder logisch begründen,
noch selbst empirisch messen können.
Die Behauptung einer apriorischen Gewissheit klingt zwar plausibel,
aber führt uns in ein weiteres Problem. Der menschliche Verstand ist
nach gegenwärtigen Erkenntnissen durch eine Evolution über Millionen
Jahre hinweg entwickelt worden. Diese Evolution fand ausschließlich
unter irdischen Verhältnissen statt.
Wenn es stimmt, was die Physiker sagen, dann gibt es im All allerdings
viel krassere Verhältnisse. Für ein Photon zum Beispiel wäre
Kausalität ein nichtiges Konzept, da es schon keine Zeit für das
Photon gibt. Jedenfalls keine Messbare.
Es gibt noch andere für den menschlichen Verstand absurde Situationen,
in die so ein Photon kommen kann.
Was bleibt unter diesen Bedingungen vom Kausalnexus noch übrig?
Gruß
der Ratlose.
Hallo Liste,
ich wollte noch einen Gedanken zu meinen bisherigen Gedanken hinzufügen:
Nehmen wir einmal an, wir haben eine wissenschaftliche Theorie A.
Diese Theorie wird von den Experten des jeweiligen Fachgebietes
tatsächlich geglaubt und hat eine Reihe von befriedigenden Gründen für
sich.
Diese Theorie wird von einem Philosophen (Wissenschaftstheoretiker,
Logiker) als eine Menge von Aussagen analysiert:
A = {a_1, a_2, a_3 ... a_n} = a_1 ^ a_2 ^ a_3 ... ^ a_n
Jetzt lässt sich aus A logisch korrekt eine Konsequenz B herleiten
(bewusst so formuliert). Also: A -> B. Neue Beobachtungen ermöglichen
aber die Aussage ~B.
Nun folgt nach klassischer Logik aus:
A -> B und
~B dann:
~A.
Das liegt an "A -> B = ~B -> ~A". Das lässt sich in Wahrheitstabellen
oder als Venn-Diagramm gezeichnet sehr schön nachvollziehen, auch wenn
es außerhalb der klassishen Logik Einschränkungen gibt.
~A (Nicht A) bedeutet jetzt natürlich nicht, dass jede einzelne
Aussage a aus A falsch ist, sondern sie bedeutet eigentlich, dass
mindestens eine Aussage aus A falsch ist:
~(a_1 ^ a_2 ^ a_3 ... ^ a_n), was das selbe bedeutet wie: ~a_1 v ~ a_2
v ~ a_3 ... v ~ a_n
Mal abgesehen von der Frage, ob das Herleiten der Konsequenz einem
Ableiten im logischen Sinne ähnelt und ob nicht auch ~B falsch sein
kann. Wir gehen hier davon aus, dass ~B wirklich die minimalste
korrekte Beschreibung ist und die Herleitung logisch ist.... Mal
abgesehen davon, stellt sich die Frage, welche der vielen Aussagen von
A ist denn nun das faule Ei im Nest?
Rein logisch wird das gar nicht festgelegt.
Unbedingt notwendig ist nur, dass mindestens eine Aussage aus A falsch
ist. Idealerweise sollte A dabei so verändert werden, dass B nicht
mehr herleitbar ist.
Die Frage ist aber, was umfasst A eigentlich alles?
A könnte theoretisch alles umfassen: Von den logischen Grundregeln
aufbauend, über solche Prinzipien wie Ockhams Rasiermesser, den
ceteris paribus bis hin zu einigen Beschreibungen konkreter
Beobachtungen und den eigentlichen logischen Kernstücken der Theorie.
Ja, auch die logischen Regeln könnten Annahmen in diesem Sinne sein,
man brauch dann nur eine rein technische Regel, wie man diese für
Ableitungen einsetzt, eventuell auch nur einen Modus Ponens.
Drei Beispiele aus der Praxis, um das Ganze anschaulicher zu machen:
1.) In den Volkswirtschaften hat man bis in die 1980er Jahre eine
bestimmte Beobachtung gemacht und daraus eine Theorie abgeleitet. Nun
beobachtet man andere Dnge und denkt, die Theorie sei widerlegt. Jetzt
könnte ein Sozialwissenschaftler spielend darauf verweisen, dass sich
seit den 1980ern schon irgendwas geändert hat, so dass die ceteris
paribus-Bedingung nicht mehr erfüllt ist. Ergo wird die Theorie nicht
widerlegt, die Realität hat sich wirklich verändert. Eine Annahme, die
bei menschlichen Gesellschaften im Gegensatz zur Astronomie nicht
absurd erscheint.
2.) Man könnte den Geltungsbereich der Theorie ja einfach entsprechend
Einschränken, so dass B nicht mehr ableitbar ist und die Theorie
trotzdem stimmt. Newtonsche Mechanik stimmt, gilt nur eben nur
innerhalb gewisser Grenzen.
3.) Denkbar wäre auch, dass man solange an den logischen Regeln
rumspielt, bis diese B nicht mehr hergeben oder mit ~B kein Problem
mehr besteht. Im Grunde ist das ein Vorwand weiter oben. Die
Philosophie Hegels oder die Intuitionisten scheinen diesen Weg
beschritten zu haben.
Der Punkt ist aber, dass B im Grunde auch eine Aussage a aus A sein
könnte, weil ja gilt "a -> a". Das heißt, man kann effektiv den obigen
Problem nicht entkommen, indem man jedes a durchtestet.
Wenn es logisch nicht festgelegt ist, welche Aussage man negieren
muss, dann braucht man noch ein weiteres Kriterium.
(Wobei a hier für Aussagen steht, "^" für die Konjunktion und "v" das
Oder (Disjunktion) im logischen Sinn, "->" für die Implikation, "~"
für die Negation und B für eine Konsequenz. "=" bedeutet die
Aquivalenz.)
Was sagt uns in dieser Situation also, wie wir die Theorie A umbauen müssen?
Vielleicht ist hier die Aussagen von der Intuition korrekt, die man
sonst so häufig bemüht findet: Der geniale Kopf erahnt richtig, welche
Aussage von A man zurückweisen muss. So wie Darwin ja letztlich recht
hatte gegenüber der These von Lamarck und dann doch wieder unrecht,
wegen der Epigenetik. Darwin hatte sozusagen die richtige Idee was die
natürliche Selektion anging, irrte aber in anderen Punkten oder kannte
gewisse Beobachtungen wie die DNS nicht. Einen ähnlichen Fall finden
wir bei Einstein und der Äthertheorie.
Man kann auch nicht einfach sagen, "Versuch und Irrtum", weil man ja
bei jedem B wieder die Möglichkeit hätte, die Theorie zu modifizieren.
Es könnte Fälle geben, in denen wir unendlich viele Möglichkeiten
hätten, die Theorie zu modifizieren, so dass ein durchtesten praktisch
ausgeschlossen ist.
Hat angesichts dessen die Inuition doch einen Wert?
Gruß an die Runde.
Liebe Liste,
darf ich die Frage in die hier versammelte Expertenrunde werfen: was ist von dem heute (12.6.) im Feuilleton der FAZ erschienenen Artikel von Dietmar Dath zur "modalen Homotopietypentheorie" (HoTT) von David Corfield zu halten? Die hier meist schreibende und lesende Gemeinde scheint ja offenbar vertraut (viel vertrauter als ich, zumindest) mit all diesen (scheinbar) neuesten Strömungen der (post-?)analytischen Wissenschaftsphilosophie und Logik, daher würde mich interessieren, was hierzu gesagt wird:
- wie relevant und wie sachgerecht wird die Darstellung von Dath eingeschätzt?
- was muß man auch als nicht spezifisch interessierter, trotzdem den sog. "Puls der Zeit" nicht ganz ignoriend-wollender Philosoph davon verstehen und wissen? Gibt es simple, auch dem "Laien" zugängliche Alltags-Anwendungen und -Folgen für die neuen Erkenntnisse? (Dath deutet das immerhin an)
- was genau ist daran neu, weiterführend, revolutionär? Oder: wie hot ist HoTT?
fragt sich
Joachim Landkammer
Ich versuchte, herauszufinden, was zu Referenz und Relativität gedacht
werden kann, nicht im Sinne der Relativitätstheorie, sondern im
Sprachgebrauch und in der Geschichte. Bei meiner Suche entstand der
folgende Kommentar:
https://weltordnung.de/Referenz-Rundgang.html
Dort befindet sich auch der Satz aus einer bekannten Diskussion, nach
dem „die Inhalte der „Anschaulichkeit“ oder des „gesunden
Menschenverstandes“ historisch gewachsen und veränderlich sind, sodass
sie nicht als Kriterien für die Richtigkeit einer Theorie verwendet
werden können.“
Weil sich in der Geschichte der Kritik der Relativitätstheorie einige um
Lösung der Welträtsel bemühten, schrieb ich zudem eine kleine Kritik der
Nutzung des Wortes Rätsel.
Hier folgt ein weiterer Text:
https://weltordnung.de/Weltraetsel-Zahlenreihe-fuer-Politiker.html
Es ist ein Rätsel für Politiker, gleichzeitig eine Kritik der
Schwerfälligkeit der Änderungen bei einer einzigen kollektiven Gewohnheit.
Für Hinweise, auch auf inhaltliche Mängel und Fehler bin ich dankbar.
Joseph Hipp
Ging wohl noch an die alte Adresse, daher noch mal.
---------- Forwarded message ---------
Von: Date: Sa., 10. Apr. 2021 um 10:24 Uhr
Subject: "Welanschauungspsychologie": Ein Blick auf die "Welträtsel".
To: Philosophisches Diskussionsforum <philweb(a)philo.at>
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
Liebe Liste,
der folgede Text ist im engeren Sinne eigentlich keine Philosophie.
Ich versuche darin nur, einige Gedanken zu verschriftlichen und
vielleicht zu konservieren, die mir gekommen sind. Um keinen Anstoß zu
erwecken bitte ich daher darum, der geneigte Leser möge diesen Text
als eine Art (wenn auch schlechten) Essay betrachten.
Es gibt bestimmte, sinnvolle Fragen, die zwar prinzipiell sinnvoll zu
sein scheinen, aber sich nicht direkt Beantworten lassen.
Einige dieser Fragen lauten etwa: "Ist das Universum unendlich oder
von endlicher Größe?"
"Ist der Determinismus korrekt? In der heutigen Sprache formuliert:
Lässt sich jeder Vorgang durch physikalische Gesetze voraussagen?"
"Gibt es sinnvolle Aussagen, deren Wahrheitsgehalt sich prinzipiell
nicht entscheiden lässt?"
"Gibt es einen Gott?"
"Wie korrekt ist die menschliche Wahrnehmung?"
Vielleicht auch: "Sind Menschen, so wie homo sapiens real ist, ein
typischer Beobachter des Kosmos?"
"Was hat es mit dem Guten im Sinne von Moral und Ethik auf sich?"
"Was ist Bewusstsein nun eigentlich?"
Solche Fragestellungen wie "Gibt es (synthetische) Apriori?", "Werden
mathematische Sätze entdeckt oder erfunden?" oder "Was ist der Sinn
des Lebens?" klammere ich an dieser Stelle mal aus. Es besteht der
Verdacht, dass hier die Stellung der Frage schon eine wesentliche
Rolle spielt.
Sowas wie das moralisch Gute oder Bewusstsein rücken ebenfalls in die
Nähe. Es sind wohl philosophische Fragen, doch keine Welträtsel in
diesem Sinne.
Im Falle der Endlichkeit oder Unendlichkeit der Welt (=Universum)
lässt sich etas veranschaulichen. Grundsätzlich gesehen handelt es
sich um eine empirische Fragestellung. Man kann sie nicht durch rein
apriorische Gedankengänge beantworten, sondern man braucht dazu
weitere, externe Daten.
Nun ist aber klar, dass der Mensch ein endliches Wesen ist. Daraus
folgt, dass die Menschen immer nur einen endlichen Ausschnitt der Welt
als Ganzes sehen können, gleichgültig ob die Welt unendlich oder
endlich ist.
Man könnte zwar theoretisch irgendwo an eine Grenze stoßen, falls es
aber keine gibt und es immer weiter geht, dann würden die Menschen das
nicht ausmachen können.
Es wäre der direkten Beobachtung entzogen. Allenfalls könnte ein
unendlicher Kosmos eine logische Schlussfolgerung aus einer
wohlbestätigten, wissenschaftlichen Theorie sein, etwa die Theorie des
multiplen Endes der kosmischen Inflation. Wobei man hier dann in die
mathematischen Details einsteigen muss, um sinnvoll darüber zu
diskutieren.
Wenn wir aber davon ausgehen, dass es eine Theorie wie oben genannt
nicht gibt, und die Frage selbst der direkten Beobachtung entzogen
ist, dann muss man sich fragen, wieso einige Autoren diese Frage
beantwortet haben wollen.
Da eine rein rationale Antwort, basierend auf logischen
Schlussfolgerungen oder empirischen Beobachtungen oder irgendwelchen
apriorischen Erkenntnissen scheidet aus. Ergo muss die Antwort einen
irrationalen Anteil besitzen. Der Verdacht liegt nahe, dass hier ein
psychologischer Impuls eine Rolle spielt. Gleichgültig ob es ein
individueller oder für homo sapiens allgemeiner ist.
Der moderne Materialist oder "Naturalist" scheint dabei die folgende
Variante zu bevorzugen: "Welt endlich", "Determinismus ja",
"Empirische Fragen beantwortbar", "Kein Gott" und "menschliche
Wahrnehmung spiegelt die Realität wider".
Daraus ergibt sich das Bild einer Welt als Uhrwerk. Ein kausal
determinierter, endlicher Raum, in dem es weder Platz für Götter oder
Geister, noch für einen freien Willen gibt. Das Gewissen ist im
Wesentlichen das Ergebnis von Natur- und Kulturentwicklung des
Menschen, das durch Erziehung eingeschärft wird. Man ist auch naiver
Realist, die Welt ist grundsätzlich so wie sie zu sein scheint und die
Ausnahmen sollte man nicht übertreiben. Wir leben also nicht in der
Matrix (der Computersimulation einer weit überlegenen Zivilisation)
oder sind der "Traum eines Schmetterlings" (oder irgendein Traum).
Keine dieser Aussagen ist offensichtlich falsch, auch wenn einige doch
umstritten sind. Beispielsweise versuchen diese Leute den objektiven
Zufall aus der Physik mit Hinweis auf die Begrenztheit unserer
Theorien loszuwerden. Man schließt sich dann "verborgenen
Variablen"-Deutungen an mit dem Argument, dass nur kausale Erklärungen
überhaupt Erklärungen seien, "Reduktionismus". Viele dieser Ideen sind
auch intuitiv sehr einleuchtend, was sie aber ja nicht wahr macht.
Meines Erachtens erkennt man in diesen Antworten allerdings schon,
welche hintergründigen Anreize sie ihren Anhängern verschaffen. Sie
schließen nämlich solche Dinge wie immaterielle Geister aus.
Aufgabe der Wissenschaft ist es, das Uhrwerk besser zu verstehen.
Der Materialist hat aber das grundsätzliche Wesen der Welt bereits
erfasst. Es ist materiell.
Nun gibt es aber Leute, die die Frage danach, wie typisch der Mensch
als Beobachter eigentlich ist, in den Vordergrund rücken wollen.
Unsere Sonne ist beispielsweise nach aktuellen astronomischen
Erkenntnissen nicht vom verbreitetsten Typ von Sonnen überhaupt.
Wenn wir davon ausgehen, dass sich durch Kenntnis der Bewegungsgesetze
und der Anfangsbedingungen, die Entwicklung des gesamten Universums
zumindest theoretisch sauber herleiten lässt, dann landen wir bei
einer Folgefrage. Wieso waren die Anfangsbedingungen grade so?
Warum kommen grade wir, warum grade ich zu stande? Wieso ist das
Sonnensystem nicht ein bisschen anders?
Ein beliebter Ausweg ist da die Annahme eines Gottes, der die Welt
just so eingerichtet hat, dass Menschen entstehen. Warum Gott das
gemacht haben soll, bleibt rätselhaft, aber er wird sich etwas dabei
gedacht haben. Damit wäre auch die Frage nach dem Sinn hinfällig. Die
Absicht des Schöpfers und Planers sind der Sinn.
Viele modernere Denker dagegegen drehen etwas an der Frage nach der
Endlichkeit. Ist die Welt unendlich, konnte jede Anordnung von Materie
irgendwann mal vor, zwangsläufig. (Gleichgültig, ob zeitlich oder
räumlich unendlich.) Die Frage nach der spezifische Anordnung ist
damit hinfällig. Man holt sich damit zwar viele andere Konsequenzen
ins Boot, aber damit kann man umgehen.
(Das ist übrigens keine zwingend logische Schlussfolgerung. Es gibt in
der Mathematik auch Reihen (Sequenzen), die unendlich sind, in denen
aber nicht jede beliebige Anordnung von Ziffern vorkommen kann.)
Eher skeptische Zeitgenossen fragen nach der Erkenntnisfähigkeit des
Menschen. Wie könnte ein evolutionär entstandener Verstand annehmen,
dass er außerhalb des Bereichs, den er zum Überleben unmittelbar
braucht, korrekte Schlüsse zieht?
Deshalb landet man bei der ernüchternden Einschätzung, dass viele
Fragen unbeantwortet bleiben werden.
Grade bei der Frage der Erkenntnisfähigkeit des Menschen und den
prinzipiell unbeantwortbaren Fragen, scheint es aus dem Bereich der
Wissenschaften Antworten zu geben. So wird dann häufig auf Gödel oder
Heisenberg verwiesen. Nur scheint mir dieser Hinweis mehr eine
Interpretation als eine direkte Antwort zu sein. Eine philosophische
Interpretation von Gödel legt nahe, dass es Sätze gibt, die weder
beweisbar wahr, noch beweisbar falsch sind. Diese Interpretation
scheint mir aber nicht unbedingt zwingend.
Ich nehme nicht in Anspruch, den Beweis von Gödel wirklich verstanden
zu haben, er macht damit nur eine Aussage über die Eigenschaften
bestimmter formaler Systeme. Meines Wissens werden aber diese formalen
Systeme eben schon heute durch geeignete Axiome erweitert, wenn diese
an die Grenzen stoßen.
Stimmt die Argumentation, dass diese "weltanschaulichen Antworten"
nicht aus rationalen Gründen, sondern irrationalen Motiven heraus
erfolgen, könnte man dann nicht auch auf den Hintergrund
zurückfolgern?
Wieso z. B. jemand von der Existenz unbeantwortbarer Fragen ausgeht
oder warum jemand dem naiven Realismus zuneigt?
Der Materialist scheint mir sich den Aberglaube vom Hals halten zu
wollen. Der Freund der Unendlicheit will die scheinbare Zufälligkeit
der Welt loswerden. Der Theist will natürlich auch eine klare Antwort
auf die Sinnfrage und die Moral.
Denkt ihr, es lohnt sich, in diese Richtung weiterzudenken oder sind
meine Ausführungen an der Stelle so unsinnig, dass es keinen weiteren
Sinn macht?
Noch eine Kleinigkeit. Es geht natürlich um Psychologie, nicht
unbedingt "Philosphie". Man kann sehr wohl die Theorie eines Gottes
aufrecht erhalten, aber von einer sinnlosen Welt ausgehen (Schöpfung
als unsinnige Tat) oder von der Endlichkeit der Welt, aber von Gründen
für diese spezifische Ausgestaltung usw.
Das heißt aber ja nicht, dass es im "Alltagsverstand" so ankommt. Die
meisten Leute scheinen nicht so differenziert zu sein, sondern eher
grob einzuordnen.
Mit freundlichen Grüßen,
der Ratlose.
P.S.: Die alten Welträtsel aus dem 19. Jahrhundert scheinen mir nicht
mehr ganz zeitgemäß. Die Urknall- und Evolutionstheorie hat da doch
zumindst Teilantworten auf Basis sicherer Erkenntnisse bieten können.
> Am 26.05.2021 um 13:01 schrieb Karl Janssen <janssen.kja(a)online.de>:
>
>
> gilt nicht e=mc^2 - was wollte man hier wandeln?
Hi Karl,
wir könnten über die Bedeutung des Gleichheitszeichens zu schreiben beginnen - und es könnte HoTT werden. Zuvor steht aber noch die Frage nach der Herkunft der Ruhemassen bei der Paarerzeugung aus der Energie von Gamma-Strahlung im Raum. Hinreichend energiereiche Photonen kommen an und Leptonenpaare fliegen weg.
IT
Sixth event of the Lugano Philosophy Colloquia: "Metametaphysics and
Semantics" - Timothy Williamson (Oxford).
June 10th at 6:00 PM (CET)
The MAP (Master in Philosophy) at USI (Università della Svizzera italiana,
Lugano) is pleased to announce the sixth talk of the Lugano Philosophy
Colloquia, "Metametaphysics and Semantics".
The guest speaker is:
Timothy Williamson (Oxford).
The talk will be chaired by:
Franz Berto (St Andrews and visiting professor at USI).
Date:
Thursday, June 10th at 6:00 PM (CET).
Location:
The talk will be held on Zoom and it will also be live-streamed on USI
Master in Philosophy Facebook page (www.facebook.com/usimap)
Abstract:
Intensional semantics threatens to trivialize metaphysics by making all
sentences expressing necessary truths, including trivial tautologies,
express the same proposition. This threat can be found in Wittgenstein’s
*Tractatus *and in more recent work by Stalnaker and Hirsch. It is quite
different from epistemologically sourced critiques of metaphysics such as
the logical positivists’. Hyperintensional responses invoking Russellian
propositions, Fregean thoughts, impossible worlds, or other devices do not
get to the root of the problem; nor do metalinguistic reinterpretations of
metaphysical claims. The basic problem is not specific to necessary and
impossible propositions. It is that matters of cognitive significance such
as triviality and non-triviality are irreducibly sensitive to the vehicles
of content (e.g. sentences in contexts) as well as to the contents
themselves. Fine-grained accounts of metaphysical inquiry must therefore
track vehicles as well as contents. Scapegoating intensional semantics is a
misdiagnosis. To participate:
Please send an email to amm.map(a)usi.ch or write a message to our Facebook
page.
More information available on the Facebook event page:
https://www.facebook.com/events/155698509858925.
This talk is part of the Lugano Philosophy Colloquia – a series of events
organized by:
Master in Philosophy at USI.
Ratio – Philosophical Association
Istituto di Studi Filosofici, Lugano.
If you want to stay updated on our incoming philosophical events, please
check our page https://www.usi.ch/en/feeds/15250 and subscribe to our
mailing list
https://lists.usi.ch/mailman3/postorius/lists/philosophy.lugano.lists.usi.c…
.
For any question, please write to: amm.map(a)usi.ch
We look forward to your presence.
Best regards,
Bezogen auf Daths Auffassung, dass „geometrische Ressourcen der HoTT für einen Personenkreis geeignet sei, der statt Metaphysik die Physik vorzieht, irritiert (eher: stört) mich diese Art der Gegenüberstellung: zur ganzheitlichen Erklärung von Welt und Kosmos (und genau dieses soll ja durch HoTT gestützt sein) ist - zumindest philosophisch gesehen - eine rein physikalisch -mathematische Erörterung nicht hinreichend.
Nach wie vor gilt, dass bislang letztbegründend nicht geklärte Fragen des Weltgeschehens allenfalls in den Bereich der Metaphysik fallen. Es sind tiefgründige, im Allgemeinen also philosophische Fragen, die bislang (noch) nicht durch Naturwissenschaften beantwortet werden können und die man daher einer „nach der Physik“ aufscheinenden Betrachtungsebene zuordnet, für die sich der Begriff von „Metaphysik“ etabliert hat. Insoweit hat diese nun wirklich nichts mit Esoterik, Geister- und Gottesglauben und eigentlich auch nichts mit Parawissenschaft zu tun. Er ist und bleibt ein für sich stehender Begriff der Philosophie.
Wenn man also Physik betreiben will, sollte alles eindeutig unter dieses Fachgebiet fallendes Gedanken- und Schriftgut geschlossen in dieser Disziplin geführt werden; alles darin bislang nicht Verstandene sollte als solches klar benannt und nicht als Gegenstand vager Mutmaßungen oder als quasi gültig vorweggenommen vereinnahmt werden. Dieses antizipierende Vereinnahmen durch selbsternannte Fachleute, Esoteriker, Lebensberater ist der Hauptgrund, warum Metaphysik als vage missverstanden und deklariert wird.
Im Kern ist Metaphysik, wie ausgeführt, eine eigenständige Disziplin, die sich neben oder (wie der Name es sagt) „nach“ der Physik mit jenen Fragen beschäftigt, die eben die pure physikalische Ebene übersteigen.
Es gibt also eine Grenze zwischen körperlichen und geistigen Welten; dabei stellt sich die Frage, wo diese anzusetzen sei und ob es eine verbindende Brücke gibt.
Diese besagte Grenze wird eher eine gedankliche denn eine physikalische sein. Ich denke dabei an den sog. „heisenberg-cut“. Je tiefer und fundierter Menschen die „Dinge hinter den Dingen“ zu ergründen vermögen, desto weiter kann diese Grenze von „grobstofflichen“ in „feinstoffliche“ Bereiche verschoben werden.
Die Befähigung zu derartiger „Verschiebung“ ist mit der geistigen Evolution des Menschen verknüpft. Wesentliche Werkzeuge auf diesem Entwicklungsweg sind die Mathematik und die damit in Verbindung stehenden Mittel zur „Vermessung“ und Berechnung der Welt und nicht zuletzt haben sie die (oben hinterfragte) Brückenfunktion.
Da gibt es diesbezüglich noch beliebige Themen hier zu diskutieren.
Bester Gruß an Dich und in die Runde! - Karl
Ps: grade ist‘s sehr mühsam hier, diese Tipperei auf den i-Devices, so wird es etwas dauern, bis ich mich hier wieder ausführlich melden werde.
Von meinem iPhone gesendet
> Am 02.05.2021 um 15:26 schrieb Joseph Hipp <info(a)weltordnung.de>:
>
>
> Wie kann dir gemäß die Reihenfolge des Lernens sein?
> 1. Gegenstände, Kräfte, Statik, am Ende auch die vier Kräfte
> 2. Dynamik
> 3. Kausalität, Ursache, Wirkung
> 4. Situationen, bei denen von vornherein mehrere Sachen beteiligt sind, und nicht anfänglich bekannt ist, ob Gleichzeitigkeit vorliegt oder nicht
> a) in der Zeit, in einer Gesellschaft, einmal die Protestierenden, dann die Medien usw.
> b) zeitlos (die vier Kräfte)
>
> Wenn du ein guter Lehrer bist, kannst du eine bessere Reihenfolge herstellen, die obige ist nur zur freien Disposition.
Hi JH,
ich wäre kein guter Lehrer geworden, deshalb habe ich auch nicht das Lehramt studiert. Aber obige Reihenfolge werden nahezu alle Menschen variieren können. (1) Insofern ich Existentialist bin, befinde ich mich stets in Situation. Und insofern ich Physiker bin, stelle ich gerne Alltagsexperimente an. (2) Im Wandel bzw. der Dynamik der Situationen oder Experimente sehe ich vielerlei Korrelationen, (3) von denen sich einige als Kausalitäten entpuppen, hinter denen ich das Wirken von Kräften vermute. Die meisten Korrelationen aber entspringen Traditionen und Gewohnheiten, sind also bloße Normen. (4) Dabei sind die Gegenstände in der seit dem Altertum gebräuchlichen Umgangssprache in ihren Verdinglichungen stets vorgegeben, also auch bereits in den Situationsbeschreibungen enthalten.
Ein guter Lehrer aber stellte gar nicht erst eine irgendwie geartete Reihenfolge von Merkwörtern auf; denn was meinte schon der dichtende Weimarer Geheimrat: "Natur hat weder Kern noch Schale. Alles ist mit einem Male.“ Und so ist es auch mit uns stets in Natur und Gesellschaft eingebundenen Menschen. In der Feldgleichung des Universums wechselwirken Energie-Impuls und Raum-Zeit der Materie. Im Schema kommunikativen Handelns werden Gesellschaften als systemisch stabilisierte Handlungszusammenhänge sozial integrierter Gruppen beschrieben. Analog wären Galaxien materiell stabilisierte Wechselwirkungs-Zusammenhänge gravitativ integrierter Sternhaufen.
Die dunkle Energie treibt die von dunkler Materie stabilisierten Galaxien auseinander. Dem Profitgesetz des Kapitalismus folgend austauschen Arbeit-Konsum und Geld-Zeit der Gesellschaft. Aber gibt es in der Geld-Zeit eine zur Invarianz der Verschiebungen in der Raum-Zeit analoge Invariante, aus der eine "Feldgleichung" gefolgert werden könnte? Neben der Umgangssprache hätten die Kinder bei mir ebenso intensiv Mathematik zu lernen und in der Oberstufe gäbe es bei mir neben den Leistungskursen nur noch Projektunterricht: zum allgemeinen Verständnis der Situation, spezieller des Klimawandels, der Pandemie sind Sprache und Mathe wesentlich. Wer denen kundig ist, kann sich in alles einarbeiten. Was oben fehlt, sind die Methoden, deshalb begänne ich die Lehre natürlich mit dem methodischen Konstruktivismus, so wie ich es damals in der Orientierungseinheit für die Studienanfänger in der Physik und die Logikanfänger in der Philosophie machte.
Und in meiner momentanen Situation elektrisieren mich die Hinweise von genauen Messungen des anomalen magnetischen Moments von Myonen auf Abweichungen von den Berechnungen im Standard Modell. Was steckt dahinter? Höhere Dimensionen, die Supersymmetrie? Dabei handelt es sich um Abweichungen zwischen Theorie und Experiment von knapp 0,5 Millionstel, allerdings mit 4,2 noch nicht gesichert im Abstand von 5 Standardabweichungen, die Experimentatoren fordern:
https://arxiv.org/abs/2104.03281 <https://arxiv.org/abs/2104.03281>
IT
joseph_hipp schrieb:
.... und es
wäre für Waldemar noch schwieriger als es schon ist, die 10^-40 als
Wechselwirkungs-Ursache für den Flintenschusses bis zum Opfer zu nehmen,
er hat jedenfalls immer noch nicht geantwortet, ob er meint, dass
zwischen "Täter" und Opfer eine gleichzeitige Wechselwirkung besteht ....
---
einen flintenschuss und das anschließende evtl. tot-umfallen des opfers zähle ich weder zu den "welträtseln",
noch ist (mikrokopische) ww auf menschlichem beobachtungsniveau daran beteiligt,
das ist vielmehr ein mesoskopes ereignis, ursache+wirkung, bei dem täter i.a. psychologische motive haben, zb hass auf das opfer
(höchstens anzumerken, dass die kugel, die die flinte verlässt, nicht die kugel ist, die das opfer durchschlägt)
bei den für uns menschtiere "welträtseln" spielen unsere psychologische + hirnliche und damit körperliche verfasstheit
(hirn in aufbau u funktionen u körper gehören nämlich bei jeder tierart zusammen, und müssen daher auch zusammen gedacht werden)
DIE entscheidende rolle,
unser hirn ist quasi auf unseren körper "beschränkt", auf seine funktionen genauestens zugeschnitten,
evolutionär ein vorteil, den jede andere tierart auch hat,
um aber "welt" aufzuklären, oder gar welträtsel zu lösen, völlig ungeeignet, und dazu auch konstruktiv nicht geeignet,
im gegenteil, diese "welträtsel" entstehen für uns erst aus unserer beschränktheit auf "feuer, erde, wasser, luft" =
auf unsere mensch-hirnliche beschränktkeit auf unseren mensch-körper,
und es gibt keine auch nur denkbare möglichkeit aus dieser "enge" herauszukommen
wh.
--
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