Wenn ich nicht durchblicke, ist es immer gut, mir das Thema noch einmal deutlich vor Augen
zu halten.
Es geht, soweit ich das verstehe, um unbedingte Werturteile über Handlungen und ihnen
entsprechende Gebote und Verbote. Können wir sicher sein, uns dabei nicht zu irren? Das
steht doch wahrscheinlich hinter der Frage nach einer Begründung oder Intuition.
Was hieße denn hier richtig und falsch?
Im Allgemeinen redet man von richtig und falsch in Verbindung mit Aussagesätzen. Sie
gelten als wahr, wenn die Eigenschaften des Gegenstandes, über den etwas gesagt wird, die
Merkmale des ihm zugeschriebenen Begriffs ausfüllen. So etwa stellen wir auch fest, ob
eine Handlung unter einen gesetzlichen Tatbestand fällt (vom Problem der unbestimmten,
unscharfen Gesetzesbegriffe abgesehen). Das ist aber ein rein formales Kriterium, bei dem
es auf den Inhalt insofern nicht ankommt, als er prinzipiell beliebig sein kann. Während
es bei einem Werturteil, nicht auf ein wie, sondern auf das was ankommt. Deutet das nicht
darauf hin, daß wir es hier mit einem der Muster zu tun haben, die die erste Voraussetzung
von Definitionen sind?
Ob man bei der Mustererkennung hier lieber von moralischer Intuition oder vom "Herzen
auf dem rechten Fleck" redet, dürfte in der Sache keinen Unterschied machen. Es
dürfte aber ein ziemlich weiter Weg von hier zur Aufstellung oder Auffindung
gesetzesförmiger objektiver moralischer Normen sein, falls das überhaupt möglich ist.
Claus
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