Am 18.09.2021 um 19:03 schrieb Rat Frag via Philweb:
[Philweb]
> Am 15.09.2021 um 14:32 schrieb Karl Janssen
<janssen.kja(a)online.de>de>:
> Nietzsches „Die ewige Wiederkehr des Gleichen“ gibt immer noch und
> stets wieder zu denken!
Lustigerweise wurde die Idee des zyklische Universums vor nicht allzu
langer Zeit vom kürzlichen Nobelpreisträger Penrose re-vitalisiert.
In der Philosophie selbst scheint der Gedanke der Wiederkehr, so mein
Eindruck, größtenteils entweder kulturphilosophisch oder
"metaphysisch" gedeutet worden sein. In beiden Fällen ist man sich
einig, dass Nietzsche niemals daran gedacht hat, dass sich
beispielsweise ein heruntergefallenes Glas von selbst wieder
zusammensetzt.
Doch spricht Zarathustra davon, dass das selbe Bündel von Ursachen,
dass ihn einmal erzeugte, sich nach unzähligen Weltaltern wieder
zusammenfinden wird und ihn wieder erzeugen wird. Ebenso gibt es im
Nachlass Nietzsches meines Wissens Skizzen für eine Art Beweis der
Wiederkunft, in denen dieser von gewissen "Kraftzentren" endlicher
Größe ausgeht, die daher nur eine endliche Anzahl an Kombinationen
hatten, an deren Ende sie sich wiederholen müssen.
Gegenargumente gegen die Möglichkeit einer Wiederkehr laufen dann
häufig darauf hinaus, dass die Welt kontinuierlich ist.
"Cantor-Staub".
Ist die Anzahl an möglichen Kombinationen unendlich, ist die
Wiederkehr zumindest keine zwingende Schlussfolgerung mehr. Holt man
denn noch den Gesunden Menschenverstand mit der nie abnehmenden
Entropie dazu, scheint der Gedanke erledigt.
Jedenfalls, bis jemand das Stichwort "Bolzmann Brain" hüstelt und man
unweigerlich doch in die physikalische Diskussion einsteigen müsste.
solange diese welt bestand und noch bestehen wird:
wiederkehr eines genau gleichen = unmöglich
"wiederkehr" von ähnlichem, das man bei grober betrachtung für gleiches
halten kann = ja und ständig
begründungen, auf einfach heruntergebrochen:
- um genau gleiches zum zweitenmal zu haben, müssten nicht nur die rein
lokalen sachen übereinstimmen,
sondern auch alle wechselwirkenden beziehungen des gesamten kosmos
untereinander und mit der lokalen sache,
und letzteres ist schon wegen der immer-weiteren expansion des weltalls
(und daher kein strahlungsgleichgewicht etc) unmöglich,
zudem würde ein genau-gleiches zweites doch nicht gleich sein, weil
zwischen beiden ereignissen raumzeit liegt =
alltag: das zweite ereignis "zu einer anderen zeit" stattfindet, als das
erste, und "zeit" ist teil der eigenschaftensummen,
aus denen "dinge/ereignisse" bestehen
*
auch "dinge" ("mein auto") sind in wahrheit prozesse = abläufe =
ereignisse
- einander ähnliche ereignisse indes können und finden massenhaft statt,
ua deshalb, weil auch alle ereignisse "spektral" ablaufen,
indem sie mehr oder weniger "scattern", und damit nicht wirklich
"einzeln" sind, sondern als dissipierende "scharen" ablaufen,
deshalb sind auch die wirksamen "einfangquerschnitte" von ereignissen
größer, als man bei simpler betrachtung schließen würde,
(zb e.quer. eines schnell bewegten elektrons -kontraintuitiv- größer als
der eines langsam bewegten)
was ua die semantischen abstände zwischen ereignissen anders macht, als
"gesunder m.verstand" denken sollte
- "wiederkehr des ewig (genau) gleichen" (nietzsche usw) also unsinn =
in dieser welt ist jedes ding, jeder ablauf, jeder prozess völlig einmalig
(und irreversibel), was man bedauern, aber nicht ändern kann
wiederkehr in form von einander ähnlichem = permanent
---
für mathematikers: "du konstruierst nie zweimal denselben kreisbogen"
**
der menschliche verstand ist nur auf unsere märchen-mesowelt
zugeschnitten, und in diesem märchen mesowelt freilich wiederholt sich
auch ein nietzsche ständig und bis heute und wird auch zukünftig
zarathustra-isieren ...,
man sollte sich das denken der epochen und "großen" als frei über
unendlich tiefen abgründen driftende glaskugeln vorstellen, von denen
manche sich nur mal berühren,
andere sich teils durchdringen und dann denk-material in ganzen brocken
austauschen, die weitaus meisten der kugeln jedoch bleiben alleine mit
sich und "inert",
als einst erdachte und mit gedankeninventar ausgeschmückte "welten",
denn jeder gedanke, einmal erdacht, ist schon eine vergangene kleine
welt, und allzuviele kugeln
zerstäuben beim versuch, sie mit gedankeninventar zu füllen und so
wohnlich einzurichten, wie seifenblasen ...
wh.
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