Am 28.02.2021 um 12:10 schrieb Ingo Tessmann:
Ich halte Dawkins Zufallsverständnis durchaus mit dem aus der Physik ebenso wie mit
Deinem für kompatibel. Im Preface aus THE BLIND WATCHMAKER ist zu lesen: "It is
almost as if the human brain were specifically designed to misunderstand Darwinism, and to
find it hard to believe. Take, for instance, the issue of 'chance', often
dramatized as blind chance. The great majority of people that attack Darwinism leap with
almost unseemly eagerness to the mistaken idea that there is nothing other
than random chance in it. Since living complexity embodies the very antithesis of chance,
if you think that Darwinism is tantamount to chance you'll obviously find it easy to
refute Darwinism! One of my tasks will be to destroy this eagerly believed myth that
Darwinism is a theory of 'chance'. Another way in which we seem predisposed to
disbelieve Darwinism is that our brains are built to deal with events on radically
different timescales from those that characterize evolutionary change.“
Mein Hinweis auf Dawkins bezog sich auf ein von mir (ich denke in einem
Beitrag Nov. 20) vorgebrachtes Dawking-Zitat:
„In einem Universum mit blinden physikalischen Kräften und genetischer
Verdoppelung werden manche Menschen verletzt, andere haben Glück, und
man wird darin weder Sinn und Verstand noch irgendeine Gerechtigkeit
finden. Das Universum, das wir beobachten, hat genau die Eigenschaften,
mit denen man rechnet, wenn dahinter kein Plan, keine Absicht, kein Gut
oder Böse steht, nichts außer blinder, erbarmungsloser
Gleichgültigkeit.“(Dawkins)
Was anderes als „blinder Zufall“ soll Dawkins‘ Beschreibung des
Universums (und damit auch und insbes. unseres Lebensraums) ausdrücken?
Diese kalte und reduktionistisch verkürzte Sicht auf das Leben
vermittelt letztlich nichts anderes als dessen Sinnlosigkeit. Diese
seine Grundeinstellung kann er auch nicht durch blumige Verzierungen
vertuschen, indem er von einer ihm eigenen „poetischen, nahezu
transzendenten Weltanschauung“, von „unglaublichen Privileg ein paar
Jahrzehnte des Lebens gewährt zu bekommen“ spricht.
Man wollte unmittelbar fragen, wer ihm denn dieses privilegierte Leben
gewährt!
Derzeit fehlt mir die Motivation, mich (zu wiederholten Malen) mit
derartigen Leuten und deren Thesen auseinander zu setzen, die sie in
gleicher Verbissenheit proklamieren, wie sie jenen Gruppierungen zu
eigen sind, die sie kritisieren.
Zweifelsfrei allerdings sind Dawkins‘ Argumente zur Stützung der
Evolutionstheorie weitestgehend zutreffend und vor allem deshalb
unverzichtbar, um absurde wie aberwitzige Vorstellungen von
Kreationisten und blind-gläubigen Bibelfetischisten, sowie eine
überkommene primitive Form der Religion zu widerlegen.
Einig bin ich auch mit ihm, wo er (wie Waldemar) zurecht Religionskritik
übt. (Ver)einigt scheint er mit Waldemar in seiner unspezifischen und
vernichtenden Kritik an allem zu sein, wo sich auch nur annähernd eine
Gottesvorstellung zeigt.
Langweilend das Beharren auf seiner längst widerlegten These kumulativer
Selektion.
Ein Affe könnte Shakespeares Werk nämlich erst nach dem dieses verfasst
ist! und damit dessen Zielrichtung (Information) vorliegt, demgemäß per
kumulativer Selektion schreiben, unbesehen der dazu nicht absehbar
benötigten Zeit.
Das Wahrscheinlichkeitsmaß des "evolutiven Zufalls“ ist also nicht gleichzusetzen
mit dem des reinen Zufalls, wie er sich in der Radioaktivität zeigt.
Selbstredend korrekt!
Dabei drängt sich mir gerade die Frage auf, wie wohl
Deterministen die zufälligen radioaktiven Zerfälle in ihre Metaphysik integrieren.
Unterstellen sie womöglich eine irgendwie unterliegende Schicht der Ordnung und
Bestimmtheit?
Seit wann wollten/sollten Deterministen eine Metaphysik vertreten?
War auch klar, dass Waldemar hier sich sofort einklinkt:
„wie deterministen den radioaktiven zerfall erklären, würde mich
allerdings auch und sehr interessieren ...“
Werden „Deterministen“ nun schon als Metaphysiker gehandelt? Einige von
ihnen werden wohl nicht zu blöde sein, den objektiven Zufall in der QM
zu verstehen und man könnte es ihnen zugestehen, entsprechende Schlüsse
gemäß ihrem Weltbild zu ziehen; ebenso wie materielle Monisten den
besagten objektiven Zufall bemühen, um die Zufälligkeit (und damit eine
der Lebenswelt innewohnende Entelechie in Abrede zu stellen).
Hier mache ich‘s mir leicht und empfehle, selbst darüber nachzudenken!
Bester Gruß in die Runde! - Karl