Am 12.03.2025 um 00:54 schrieb Karl Janssen über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
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Am 11.03.2025 um 09:50 schrieb Dr. Dr. Thomas
Fröhlich <dr.thomas.froehlich(a)t-online.de>de>:
Lieber Karl, lieber Waldemar,
angesichts des unfruchtbaren Kreisens um dasselbe Thema stelle ich das Kreisen in den
Beghriffen meienr Zeitspiralen-Theorie dar:
Unbestreitbar ist es ein gemeinsames Kreisen um das allgmeeine Thema Glauben, Gott, Seele
und einander und dem anderen zugeneigte Liebe, und das Schlechte dabei ist: es bildet sich
keine zusätzliche einzeln-dialogische Spirale in dieser allgemeinen Spirale. Die entstünde
erst, wenn zusätzlich zu dem bloßen, abstrakt-allgemeinen Bezug auf ein gemeinsames Thema
erstens eine bis ins Detail wirksame Bezugnahme auf und Einarbeitung / Berücksichtigung
von gegnerischen Argumenten erfolgte. Es müsste ein wechselseitiges Verstehen und
Einarbeiten des Verstandenen in das künftige, um das Verstandene bereicherte
Detail-Kreisen im großen Kreisen erfolgen.
Die Spirale war mir von Jugend an ein Sinnbild moderaten Ansteigens, resp. Aufsteigens
hin zu Höhen, die man im Direttissima als dem direkten Aufstieg nicht oder kaum zu
bewältigen vermag.
Schon meine ersten Bergtouren in meiner oberbayerischen Heimat gaben mir Gelegenheit,
Vorteil und Notwendigkeit dieses Prinzips zu erkennen. Diesen Vorteil macht sich die Natur
sehr oft zunutze, wie man es derzeit in Gärten und Grünanlagen bei Schnecken zum Schrecken
der Gartenliebhaber sehen kann: Entlang einer Spirale wachsen sie um ihr Gehäuse herum, um
mit jeder Spiralumdrehung mit konstantem Faktor größer zu werden und sich das
Schneckenhaus in Form einer logarithmisch verlaufenden Spirale ausbildet. Vielleicht bauen
Menschen künftig ihre Behausungen nach diesem Vorbild und man spart dabei enorme
Material-Ressourcen.
Ein gänzlich anderer Zugang zum Prinzip der Spirale war meine kindliche Vorstellung, auf
derartigem Wege in den Himmel zu gelangen, solchermaßen quasi mühelos aber zielsicher nach
jeder Spiralsteigung schließlich dort anzukommen, was im Direttissima nur den Heiligen
gelingen konnte. Welch drollige infantile Vorstellung! Und sogleich wieder Anlass und
Motiv genug, um auf‘s Neue in das unfruchtbare Kreisen zum Themenkreis von Glauben, Gott
und Seele zu geraten.
Jedem von uns hier, der seit Jahrzehnten diesbezügliche Diskussionen verfolgt hat, wird
bewusst geworden sein, dass bei dieser Thematik kein konsensueller Diskurs zu erwarten,
bzw. herzustellen ist. Das wäre vermutlich nicht mal beim wöchentlichen Kaffeekreis von
Betschwestern möglich.
So ist einzig - wenn überhaupt- der Vorteil solcher Auseinandersetzungen darin zu sehen,
dass man sich mit diesem Thema grundlegend beschäftigt, eigene diesbezügliche Denkmuster
kritisch hinterfragt und diese ggf. korrigieren muss.
Was mein derzeit diesbezügliches Denken anbelangt, hat sich dieses unverkennbar mit den
langjährigen Diskussionen hier geändert. Waldemar hat zuletzt erwähnt, dass er und ich
religiös sozialisiert wurden, die Emanzipation davon sich jedoch im Verlauf unserer
unterschiedlichen Lebensumfelder und -weisen offenbar auf sehr deutliche Weise anders
verlaufen ist.
Waldemars vordergründig materialistische, positivistische und damit in aller Regel auch
atheistische Weltsicht täuscht darüber hinweg, dass er im Innersten sehr wohl den Bezug zu
einem Noumenon nicht verloren hat, sich aber keiner üblichen Definition dieses sprachlich
eigentlich nicht fassbaren Phänomens anschließen kann, schon gar nicht den auch damit
verbundenen (nicht selten) obskuren Praktiken von Religionsausübung.
So haben wir uns bekanntlich auf die Formel „god is a feeling“ geeinigt und er hat dafür
die weitaus zutreffendere Beschreibung beigesteuert: Gott sei - resp. vermittle - das
Gefühl von Allgeborgenheit.
So, das wäre nun doch eindeutig mehr als hinreichender Konsens. Doch das lässt ihn
trotzdem nicht ruhen, irgendetwas treibt ihn um, vielleicht ist es das Dilemma der
Theodizee, das ja besonders den Protestanten so oft zu schaffen macht. Katholiken kennen
das „Sakrament“ der Vergebung. Darüber haben wir kürzlich hier geschrieben und in diesem
Kontext das Vergessen erörtert. Wer nicht zu vergessen vermag, kann nicht vergeben, hatte
ich geschrieben. Womöglich wäre es diesbezüglich hilfreicher zu sagen: Wer das
zurückliegende erfahrende Ungemach nicht hinter sich lassen kann, wird niemals verzeihen
können. Letzteres jedoch ist Voraussetzung für einen neuen Lebensanfang inmitten des
Lebens.
Soweit für den Augenblick. Für so vieles noch Verbleibende zu diesem Thema würde es
tausender Augenblicke bedürfen und schon sind wir wieder beim Strudel der Zeit angelangt,
wie und wohin er auch immer uns zieht.
Bester Gruß an Dich und in die Runde!
Karl
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