Lieber Ingo,
das Dilemma, mit Kategorien wie „Kohärenz“ und „Wechselwirkung“ dann doch etwas Jeweiliges
zu meinen, mit der Kategorie „Baum“ also einen bestimmten Baum etc., das hat auch zu dem
Mißverständnis geführt, zu dem ich mit dem Gebrauch des Begriffs „Kohärenz“ Anlass gegeben
habe.
Ich meinte damit nicht oder nicht nur den allgemeinen, verallgemeinerbaren Aspekt des
Zusammenhängens überhaupt, sondern implizit mitgedacht ist, dass das jeweilige
Zusammenhängen zu etwas Besonderem, Distinktem führt. Dieses Besondere kann sich in seiner
Besonderheit und betreffs seines Eigenseins mitteilen, und zwar nicht über ein allgemeines
Medium, das gleich welchen Inhalt aufzunehmen vermag (wie Sprache oder Strahlung), sondern
im Zeigen des eigenen Vollzugs. Dem Eigenen, und sei es das dieses, nämlich ein bestimmtes
Korn-Sein wird Ausdruck verliehen, indem es sich selber mitteilbar macht und zeitweise und
in Bezug auf anderes Eigenes zur Mitteilung wird.
Die Stärke der Quantenphysik ist in diesem Zusammenhang eine Schwäche: Wo in ihren
Beschreibungen das Ende der jeweiligen, besonderen Zusammengesetztheit erreicht ist und
nur noch allgemeine, immer gleiche und daher in universellen Formeln abschließend zu
beschreibende Elemente übrig bleiben, da kann Jeweiligkeit zumindest auf den ersten Blick
nicht mehr begründet werden. Denn diese immer gleichen Elemente haben der Beschreibung
nach zunächst keine Eigenheit in dem Sinn, dass sie nur mit bestimmtem anderem Eigenen in
Kontakt und Verbindung treten könnten - sie werden als universelle, keinen Unterschied
ausmachende und kein Eigensein begründende Kleinst-Bauteile aufgefasst.
Ja, wie geht es nun weiter? Kann aus uniformen, insofern nicht-eigenen, nicht
individuellen, immer gleichen Elementen durch deren immer weiter gehende Addition dann
doch Besonderes, Jeweiliges entstehen?
Hört Eigen-Sein ab einem gewissen mikroskopischen Auflösung auf, gegeben zu sein?
Nein. Die jeweilige eigene Perspektive auf anderes ergibt sich aus der programmatischen
Festlegung des dieser Qualität / diesem Zusammenhängenden möglichen Agierens und
Interagierens. Das gilt auch für die kleinsten Einheiten und ihre Interaktionen. Mit dem
Zusammengehen zu größeren Einheiten verliert sich diese „programmgestützte“ Perspektivität
nicht, sondern wird zur Perspektivität der je größeren Einheit.
Der Trick dabei ist, dass die Spezifität der Perspektive und mit ihr das Ausmaß an
Besonderheit auch als Innehaben einer besonderen Perspektive mit dem Grad und damit mit
der Besonderheit des jeweiligen Zusammengesetztseins steigt. Anders gesagt:
Nicht-zufälliges, sondern aus der Eigenart des Eigenseins heraus gewähltes Zusammensein
beinhaltet mit jeder Entscheidung / Wahl zu erweitertem Eigensein ein Mehr an Eigenheit /
Besonderheit —> Die Jeweiligkeit und Besonderheit der Perspektive nimmt zu.
Immer ist es dabei die Perspektive von Innen, vom jeweiligen Eigensein nach Außen.
Je höher der Zusammensetzungsgrad und damit die Jeweiligkeit und Besonderheit ist, desto
mehr „weiß sie von sich zu erzählen“, desto höher wäre also der Mitteilungs-Gehalt im
Falle gelingender Kommunikation.
Die Mitteilung ist, wie gesagt, eine von sich selbst, und eine aus dem Selbst-Tun und
Selbst-Sein sich ergebende, ein Zustand dieses Selbst-Seins, und keine von diesem
getrennte weitere Entität, auch nicht als Strahlung, ausser, die Jeweiligkeit besteht eben
in Strahlung.
So viel auf die Schnelle, wie immer Danke für die Anregungen und beste Grüße,
Thomas
Am 19.02.2021 um 11:48 schrieb Ingo Tessmann
<tessmann(a)tu-harburg.de>de>:
Am 16.02.2021 um 17:16 schrieb Dr. Dr. Thomas
Fröhlich via Philweb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Deine Staubkörner, lieber Waldemar sind ja als kleinst-nachweisbare und kleinst-denkbare
Kohärenzen gegeben. Sie sind Ausgangspunkt von räumlicher und zeitlicher Erstrekung, und
sie können mit anderen Kohärenzen interagieren.
Hi Thomas,
bevor ich mich wieder in Deinen vielen Worten verliere, fangen wir lieber mit dem Wort
„Staubkorn“ an. Was allerdings Waldemars Körner sein sollen, weiß er wohl nur selber, ich
werde sie fortan "Hammmel-Körner“ nennen. Aber was meinst Du damit?
"Kleinst-nachweisbare und kleinst-denkbare Kohärenzen“? Das verstehe ich ebenso
wenig. Vielleicht etwas, das mit sich im Einklang ist?
Im ersten Teil Deiner Artikelfolge nimmst Du auf Aristoteles Bezug: "The
Aristotelian approach begins with processes and their endogenous timing as the smallest
units, with the procedural nature being the source of interconnectivity and hence
contextuality. It understands the constitution of at least transiently stable non-random
units of dynamic coherence, achievable by connecting procedural steps in a repetitive
way.“
Ein "Fröhlich-Staubkorn" wäre also die kleinste mögliche Einheit eines
dynamischen Einklangs bzw. hinsichtlich eines Kontextes Zusammenklangs. Wäre da nicht die
Vorstellung von einem Photon im physikalischen Sinn näherliegender? Die Photonenforschung
erstreckt sich auch weit in die Biologie hinein: Beginnen wir mit der Photobiology.
"The Science of Life and Light." Edited by Lars Olof Bjorn. Nach dem Zugang von
oben dann der von unten: "Quantum Phenomena of Biological Systems as Documented by
Biophotonics", by Fritz-Albert Popp in: QUO VADIS QUANTUM MECHANICS. Dazwischen
liegen die Bücher zur Biophotonik selbst: „Biophotonics" by Lorenz Pavesi, Philippe
M. Fauchet (Eds.); "Biophotonics and Coherent Systems in Biology" by L.V.
Beloussov V.L. Voeikov V.S. Martynyuk; „BIOPHOTONICS, Optical Science and Engineering for
the 21st Century", edited by Xun Shen, Roeland Van Wijk.
Von den physikalischen Photonen ausgehend könntest Du dann gleichwohl einen kühnen
Übergang in die "Lebenswelt der Biophotonen" wagen. Ein unter Physikern
umstrittenes Forschungsfeld, denn zunächst sind „Biophotonen" einfach ausschließlich
von Lebewesen emittierte Photonen in speziellen Intensitäts-, Frequenz- und
Polarisationsbereichen. Als gerade noch detektierbar sind sie von Esoterikern natürlich
auch schon mit so etwas Vagem wie "Charisma", "Aura" oder „Karma“ in
Verbindung gebracht worden.
Letztlich geht es um ein Quantenphänomen, das wegen seines quasi-kontinuierlichen
Photonenstroms und seiner Charakteristiken in allen Lebewesen auftritt und deshalb auch
allen Organismen als essentielle Eigenschaft zugeordnet werden muss. Vielerlei Annahmen
werden genauer untersucht und mehr oder minder plausibel gemacht:
1. Die Strahlung entstammt einem kohärenten elektromagnetischen Feld in (lebenden)
Organismen.
2. Wesentliche Quellen sind die DNA und entsprechende Resonatoren in den Zellen.
3. Der Mechanismus ist am einfachsten erklärbar durch Lichtspeichervorgänge (z.B. in
Hohlraumresonatoren) und zugeordnete Informationskanäle.
4. Es gibt einen Zusammenhang zur verzögerten Lumineszenz (langanhaltendes Nachleuchten
nach Anregung mit externem Licht) in Lebewesen.
5. Die Strahlung koordiniert alle biochemischen Prozesse in den Zellen (intrazelluläre
Kommunikation) und überträgt Informationen auch über die Zellen hinaus (interzelluläre
Kommunikation).
6. Die Strahlung ist nicht auf den optischen Bereich beschränkt, sondern erweitert sich
im Spektrum nach einem f = const. - Gesetz (wellenlängenunabhängige
Besetzungswahrscheinlichkeit im Phasenraum), in das auch die Wärmestrahlung des
biologischen Systems passt.
7. Die Strahlung ist der eigentliche Regulator und Informationsträger im Lebewesen.
Hinsichtlich der "kleinst-nachweisbaren und kleinst-denkbaren Kohärenzen“ wären mir
so etwas wie "Kosmo-Photonen“ oder Kosmonen sehr viel plausibler als „Staubkörner“.
Mit biophotonischen Grüßen,
IT