Am 13.07.2025 um 05:05 schrieb Joseph Hipp über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Ob der Rest des Artikels mich überzeugte oder nicht, ist mir unerheblich.
Hi JH,
mir ist folgende Passage aus dem Artikel aufgefallen: „Wie kann es sein, dass halb Amerika
Trump nicht moralisch abstoßend findet?, fragte kürzlich The Atlantic, und antwortete mit
einem Moralphilosophen, der erklärt: Wenn Individualismus Ziel und Zweck einer
Gesellschaft ist, muss sich niemand wundern, dass das blanke „Ich will“ zur herrschenden
Norm wird – und Donald Trump zum Vorbild.“
Wie plausibel ist diese „Individualismusthese“? In der Verfassung der USA von 1787 heißt
es einleitend: „Wir, das Volk der Vereinigten Staaten, von der Absicht geleitet, unseren
Bund zu vervollkommnen, Gerechtigkeit zu verwirklichen, die Ruhe im Innern zu sichern, für
die Landesverteidigung zu sorgen, die allgemeine Wohlfahrt zu fördern und das Glück der
Freiheit uns selbst und unseren Nachkommen zu bewahren, setzen diese Verfassung für die
Vereinigten Staaten von Amerika in Geltung.“
Inwiefern befördern Gerechtigkeit, Sicherheit, Wohlfahrt und Freiheit Individualismus? Die
Anti-Choice-Bewegung widerspricht jedenfalls dem Individualismus. Aber welche Rolle spielt
die Verfassung noch, wenn die Richtenden nach ideologischer und nicht juristischer
Kompetenz gewählt werden? Das hat ja gerade hierzulande zum Streit zwischen Sozis und
Christen um die Kandidatur von Frauke Brosius-Gersdorf geführt. Auf bloße Gerüchte hin
wurden Plagiatsvorwürfe erhoben und Lebensfundamentalisten starteten Kampagnen unter dem
Motto: „Lassen Sie uns die lebensfeindliche Rechtsprechung verhindern“. Die Konservativen
hierzulande eifern offensichtlich den US-Republikanern nach. Das erscheint mir nicht
unerheblich.
IT