Am 13.01.2021 um 17:11 schrieb waldemar_hammel:
Am 13.01.2021 um 14:57 schrieb K. Janssen:
Thomas F. erwähnte hier zuletzt den Zeitbegriff und differenzierte
diesen als einerseits einen inhaltsleeren, rein quantitativen zur
Zählung/Messung essentiell erforderlichen und anderseits einem
Zeitbegriff, der die „feinkörnig-spezifische Qualität von
Augenblicken, Ergeignissen etc.“ zu erfassen vermag.
Sofern ich das richtig interpretiere, ist damit (eine Brücke bildend)
treffend ausgedrückt, was ich mit unserer beiden grundsätzlich!
unterschiedlichen Sichtweise (eben auch auf Emergenz) meine.
Während Du (als Planck-Anhänger) die Dinge der Welt bis auf die
Plancklänge heruntergebrochen abzählen resp. vereinzeln willst, also
nicht oder kaum Deine Gedankenwelt rein quantitativer
„Raumzeitlichkeit“ verlassen willst/kannst, ist meine Perception
generell zunächst von einem „ganzheitlichen“ (wie abgedroschen dieses
Wort nun auch ist!!) Eindruck der gegenständlichen Lebenswelt bzw.
dem Blick darauf geprägt.
ja ja, ich hab die diskrepante herangehensweise von und beiden schon
verstanden,
während du das ganze top-down ergründen willst,
Womöglich aus der Intuition heraus, beliebigen bottom-up-constraints zu
entgehen.
gehe ich den umgekehrten weg, von planck an aufwärts,
Was Dich als kleinteilig denkender Zahlenmensch auch zu irgend einem
Ziel bringt aber sicher viel "Zähl-Aufwand" kostet und Dich bisweilen
klein und unbedeutend (als „Fliegenschiss“) erkennen lässt,
wh: "und im leben ist mir das bewusst nur aufgrund meiner letztlich
immunologischen selbstreferenzen = weniger als ein fliegenschiss in der
unendlichkeit"
zudem Dich ängstigen könnte, belastet durch Dein Wissen um die
apokalyptische Gewissheit auf das ultimative Weltende, eben
wh: „dass wir nur noch ca 400 millionen jahre zeit haben, ehe die sonne
selbst "nein" sagen wird zu allem, was auf erden so abgeht, nur noch
1/10<x-apple-data-detectors://2> der gesamtzeit also ...,“.
und, konservativ muss ich dir recht geben
oder, wie feyman einst sagte, "there's plenty of place at the bottom"
And there’s plenty of potentiality to make the world a new (or even
better) place.
oder wie Thomas F. es bzgl. einer Potenz-gestützten Prozesshaftigkeit
der Weltentwicklung hier ausdrückt (sofern ich das richtig interpretiere):
tf: "Zugleich ist das Zusammentreten von Verwirklichungen eines von
Dynamiken, die ihr Veränderungspotential behalten haben, und nicht eines
von toten, erstarrten, zu leblosen Teilen dekontextualisierten Zeichen.
Die Potenz-gestützte Prozesshaftigkeit wiederum macht beim
Zusammentreten von „Teilen“ eine Passung und ein
Sich-Miteinander-Kohärenz-gestützt-Befassen“ nötig, das eine Abstimmung
und Einstimmung und schließliche zeitweilige Übereinstimmung von
beteiligten Dynamiken zur Folge haben kann.Deren Zusammengesetztsein ist
dann Ergebnis eines Annäherungprozesses, und nicht die Summe fixer, in
sich abschliessend eingefrorener, damit für alle Zeiten bestimmbarer Teile."
der haken dürfte sein:
man kann von planck aufwärts gehend, wenigstens metasprachlich welt
beschreiben,
von ganzheitlich anfangend sehe ich das aber nicht, da
kann man wohl
nur "metaphorisch" weiterkommen,zb in form von wie auch immer
gearteten "gleichnissen" oder so
Also da summierst Du mühselig Planck-Längen auf, um letztlich beim
Fliegenschiss, als der Du Dich kleinredest, zu landen?
Sogenannt ganzheitlich die Welt zu beschreiben sollte doch nicht
zwingend erfordern, bis in lebenspraktisch unvorstellbare
Größenordnungen vorzustoßen (soweit gedanklich sinnvoll oder
messtechnisch möglich, wie etwa bei der mutmaßlichen Detektion von
Gravitationswellen im aLIGO).
Doch schließlich gilt, jeder wie er will und kann.
Jene, die über das Wollen und Können verfügen, soweit als möglich in die
Weiten des Universums zu blicken, um mittels Interpolation
Schlussfolgerungen zu entwickeln, ermöglichen damit der Menschheit
bislang undenkbare Einblicke in eine bislang unbekannte "Welt" und
tragen dazu bei, überkommene Weltsichten hinter uns lassen zu können.
Dann kommt es darauf an, ob man sich (wie ich Dawkins hier zitierte),
darin ein erschreckend unbarmherziges, kaltes Universum ohne Sinn und
Ziel erkennen will, oder etwa im Gegensatz dazu Giordano Brunos Ansicht
bestätigt sieht, der (rein gedanklich, selbstredend ohne technische
Mittel) von einem durch und durch belebten Kosmos ausgegangen ist
(belebt nicht notwendigerweise mit Lebewesen unserer Spezies; Ganz klar
auch meine Sicht).
Vielleicht sollten wir demnächst nochmal den von Dir (wie aber auch von
mir) gerühmten Giordano Bruno hinsichtlich seines Weltbilds insb. seiner
Sicht auf Unendlichkeit bemühen. Dort könnten wir eine gemeinsame
Plattform finden und dort womöglich in „friedlicher Koexistenz“ eine
Zeit verweilen :-)
aber interessant und irgendwie auch doof:
du: gott ist, ich: gott ist nicht,
Wie kommst Du darauf, dass für mich Gott ist? Jedenfalls diesen Gott,
den Du ablehnst, gibt es auch für mich nicht!
Denke an Bonhoefer: "Den Gott, den es gibt, den gibt es nicht!"
du: emergenz gibts, ich: emergenz gibts nicht,
Auch für mich gibt es nicht die Emergenz an sich, somit wäre sie mir als
"Ding an sich" ebenso unverständlich.
Du hattest einen Auszug aus Wikipedia hinsichtlich Emergenz hier
zitiert, wonach unter dieser Begrifflichkeit "die Möglichkeit der
Herausbildung von neuen Eigenschaften oder Strukturen eines Systems
infolge des Zusammenspiels seiner Elemente" verstanden bzw. angenommen
wird.
Es geht also um das (zunächst unerwartete) "Auftauchen" neuer
Eigenschaften eines betrachteten "Systems", welche aus dem Zusammenspiel
seiner Bestandteile in ihrer bislang und soweit bekannten spezifischen
Wechselwirkung nicht zu erwarten/erschließen waren. Nun kommt Dein
zurecht angebrachter Vorbehalt in's Spiel, der eigentlich der schwachen
Form der Emergenz zugeschrieben wird: Es ist zunächst eine (vorläufige)
Nichterklärbarkeit eines "Gesamt-Systems" auf Beschreibungsgrundlage
seiner Teile/Elemente gegeben.
Du interpretierst Emergenz offensichtlich als Faktum an sich und
schiebst die oben genannte Begrifflichkeit beiseite als generellen
Ausdruck von Unkenntnis über ein System, quasi als Offenbarungseid des
Nichtwissens.
Wo ist das Problem? Ist nicht selbstredend klar, dass wir noch beliebige
Wissenslücken in unseren Denkmodellen zu "Geist, Gott und Welt" haben?
Und welche Begriffe sollten wir wählen, um "Systeme" zu beschreiben,
deren prozessuales Zusammenspiel seiner Einzelheiten bzw. deren Funktion
bislang nur teilweise oder eben vorläufig angenommen, bekannt oder
gewusst sind? So ein Begriff ist nun offenbar die Emergenz. Ob nun für
die schwache Form von Emergenz die vorläufige und für die starke eine
prinzipielle Nichterklärbarkeit angenommen wird, ist eine (womöglich
müßige) philosophische Streitfrage.
Faktum ist, dass Gesamtsystem-Eigenschaften von Systemen erkannt werden,
die sich nicht aus der Interaktion oder der quantitativ ermittelten
"Summe" ihrer Einzelkomponenten ableiten lassen; dieses zu beschreiben
bzw. zu benennen, hat man den Emergenzbegriff eingeführt. Nicht mehr,
nicht weniger!
Damit geht es dabei nicht um (wie auch immer geartete) EMERGENZ an sich,
sondern um die mit diesem Begriff zu beschreibende, vorläufige bzw.
grundsätzliche Nichterklärbarkeit im oben benannten Zusammenhang. Wenn
also Emergenz für Dich nicht existiert, kannst/solltest Du diesbezüglich
eine andere Begrifflichkeit vorschlagen.
Dein Zahlenspiel hierzu hilft (mir jedenfalls) nicht weiter:
wh: "für mich keine zwei gleichen "dinge" oberhalb von 5,39 mal 10 hoch
(-44) sec, denn nach dieser zeit hat das anfangs eine "ding" zum
zeitpunkt t0
mindestens den semantischen abstand von "1" von dem "ding" nach ablauf
der schon ersten planckzeit von 5 mal 10 hoch (-44), und das "ding", das
am zeitpunkt t0 vorlag, ist durch wechselwirkung darauf zum zeitpunkt (
t0 + 5 mal 10 hoch (-44) ) bereits vernichtet = es existiert nicht mehr
(ein etwas, das keine wechselwirkung (mehr) macht, hört in diesem
universum auf zu existieren, "existieren" und "wechselwirken" sind
synonyme, die gesamte welt existiert nur deshalb, weil ihre inhalte in
planckzeit ununterbrochen wechselwirken,..."
...deshalb ist jedes so-sein (zb ein schöner ruhiger wald) pure
illusion, aber auch dinge wie die solipsismen erweisen sich als purer
blödsinn)
Wieder mal "Blödsinn"! Warum nur??
Jedem gebildeten Menschen sollte bewusst sein, dass ein "schöner ruhiger
Wald" nicht wirklich ruht!
Doch er kann sehr beruhigend auf uns wirken und (nur) diese Empfindung
ist damit gemeint.
Natürlich ist es pure Illusion, wie nahezu unser ganzes Erleben dieser
Welt. Diese Illusion hat zutiefst lebensbedingende und -erhaltende
Bedeutung, die sich Dir mit Sicherheit auch zu Zeiten erschließt, aber
offensichtlich immer wieder in Anfällen von Reduktions- und Abzählwahn
untergeht.
Leben ist nun mal phantastische Illusion und wer sich ihr hingeben kann,
wird die Welt als Ganzes erleben können;
ansonsten man (nur die Zahlen der Faktenwelt und nicht die Potentialität
der Lebenswelt wahrnehmend) ein - in Deinen Worten - von Kartoffeln und
Kappes gefütterter Molekülhaufen ist; weniger hart ausgedrückt: ein
Buchhalter aber kein Gestalter der Welt!
Bester Gruß an Dich und in die Runde! - Karl