Hi IM,
wir haben offensichtlich eine gemeinsame Basis. Aber wo bist Du abgebogen? Ich folge noch
heute der Sonnenblume in ihrer Orientierung an die Sonne auf dem Weg ins Sonnenzeitalter.
Bemerkenswerterweise ist das (7000 Jahre alte) Sonnenobservatorium von Goseck umgeben von
Sonnenblumenfeldern und nicht weit entfernt drehen sich Windräder.
Ich hatte mich im Zuge meiner Weiterbildung nicht nur der Politik, sondern auch der
Ökologie verschrieben. Damals hieß das Ökosozialismus und Sozialökologie. Und so begann
ich ein Studium des Bioingenieurwesens, um einmal in der Biomedizin oder dem Umweltschutz
tätig werden zu können. Ein Auto fuhr ich nur drei Jahre, seit 50 Jahren habe ich keins
mehr und fahre lieber Bahn. Immerhin 40 % des Mikroplastiks in der BRD sollen vom
Reifenabrieb stammen.
Warum hast Du Dich nicht weitergebildet? Es gab doch Bafög für Bedürftige. Warum war Dir
das Geldverdienen wichtiger? Du nennst es nachhaltige wirtschaftsorientierte
Einkommenspflege. Weiter sprichst Du vom angeblichen Ruin unserer Wirtschaft und dem
nichtigen Anteil der BRD am CO2-Aufkommen weltweit. Warum hast Du damals bei den Demos
gegen die KKWs nicht an den Ruin der Wirtschaft gedacht? Und warum zahlst Du Steuern,
obwohl Dein Beitrag am Staatshaushalt gering ist?
Die skandinavischen Länder zeigen bspw., dass ein ökologischer Umbau der Gesellschaft
keineswegs die Wirtschaft ruiniert, im Gegenteil. Hiezulande haben Staat wie Unternehmen
den ökologischen Umbau vorsätzlich verschlafen und ihn jetzt nachzuholen, was mit der
nächsten Regierung weiter verhindert werden wird. Ich sehe die Hysterie also nicht bei den
Umbauern, sondern bei den Verhinderern.
IT
Am 18.01.2025 um 13:46 schrieb ingo_mack über PhilWeb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
ich war 1972 (?) aktiv beim STROBO (Esslingen/N) dabei und stand auch
mit anderen vor den Schranken
des Gerichts wegen meiner Meinung (Stromteilzahlungsboykott: Ein Anteil
der monatlichen Stromrechnung
wurde auf ein Notarander-Konto überwiesen um die Neckarwerke zu zwingen,
Neckarwestheim stillzulegen);
war wegen diverser "linker Themen" öfter auf der Strasse, wie man so
schön sagt.
Die Sonnenblume war unser Markenzeichen und AKW nein Danke mit der
Sonnenfaust auf dem VW Bus dick vorne drauf.
"Grenzen des Wachstums" (Club of Rome); und ähnliche Bücher, Leben in
Wohngemeinschaften,
"alternativ"-Kultur, das ganze Programm was einen "langhaarigen
Bombenleger" zu jener Zeit eben so ausmachte.
jemandem über 30 zu trauen war verpönt und auf gar keinen Fall eine
Selbstverständlichkeit.
Damals dachte ich noch, dass die CDU (die "reaktionären") mit Sicherheit
aussterben würde.
Damals waren "Windräder" und "Wärmepumpen" noch hochstilisierte
Wunschträume, alternative Energien
sowiso. Grundsätzlich hat sich für mich nichts daran geändert, dass wir
"verantwortungsvoll" mit den Ressourcen
dieser Welt umzugehen haben. Verschwendung in allen Bereichen war mit
damals schon ein Dorn im Auge.
Damals habe ich noch keinen Unterschied gemacht zwischen "fossiler" und
"ökologischer" Wirtschaft und Technik.
vermutlich auch aus der fehlenden Vorstellungskraft heraus, dass fossile
Energieträger überhaupt
zur Gänze durch ökologisch (erneuerbare) Energieträger ersetzt werden
könnten.
die folgenden Jahrzehnte waren dann geprägt von nachhaltiger
wirtschaftsorientierter Einkommenspflege.
über die Art und Herkunft der benutzten Energie machte ich mir keine
nennenswerten Gedanken,
Hauptsache der Diesel schnurrte zuverlässig die täglichen 2-300 Km zu
den Baustellen und zurück.
und der Globus (die Weltmeere) wurde mit Plastik zugemüllt (6 große
Strudel sind es m.E. zur Zeit die
auf allen Ozeanen ihre trüben Kreise ziehen). vor kurzem las ich einen
Bericht, dass 95% aller Meeresfrüchte mit Microplastikpartikeln
verseucht sind und dachte mir dabei: wenn die Menschen sich vergiften
wollen, tun sie es gründlich und unumkehrbar.
aber das nur nebenbei.
Natürlich bin ich für ökologische Wirtschaftsweise empfänglich; warum
nicht? ich sehe lediglich
eine Art Hysterie in der Umsetzung. vor allem habe ich zu bemängeln,
dass von deutschem Wesen
mal wieder die Welt genesen soll. dass hat vor tausend Jahren nicht
funktioniert und wird es
auch die nächsten 1000 nicht tun.
Es muss möglich sein, die Wirtschaft "ökologisch umzubauen" ohne sie
komplett zu ruinieren.
Ein Rundumblick auf andere Volkswirtschaften und ich sehe tiefschwarz
für die real erzielbaren
Erfolge dieses deutschen Alleingangs.
als Hinweis:
CO2 Emmission soll eingespart werden also Schluss mit Kohle und Erdgas.
(in Deutschland)
von den ca 40 Gigatonnen anthropoger CO2 -Jahresemmission ist der
deutsche Anteil meines Wissens nach
kaum meßbar?
Wenn der globale anthropogene CO2 Eintrag gesenkt werden soll, kann dies
nur durch weniger
"fossile Verbrennung" geschehen.
glaubst du im Ernst, dass die globale Rohölförderung auch nur um einen
Barrel
reduziert wird, wenn die deutschen kein Rohöl mehr verbrauchen?
ich bin der Ansicht, dass nur "nicht gefördertes" Rohöl kein CO2 freisetzt.
das von den Deutschen nicht verbrannte Rohöl
wird (solange es gefördert und verkauft wird) lediglich in anderen
Teilen dieser Welt
zu CO2 umgewandelt. Egal ob es noch eine funktionierende Volkswirschaft
in Deutschland gibt
oder nicht.
Das ist ein zur Zeit unumstößlicher Fakt.
also sollten wir uns (schnellstens) einen Plan B überlegen.
Die Hysterie in Deutschland sehe ich als real an. es gibt so gut wie keine
schlechten Nachrichten aus Wirtschaft und Gesellschaft, in denen nicht
der Klimawandel als Hauptursache, als Grundübel aller Probleme
gegeisselt wird.
in so fern bin ich also von deiner Einstellung nicht all-zu weit entfernt.
gruss aus der Diaspora
ingo mack
Am 18.01.25 um 09:09 schrieb Ingo Tessmann über PhilWeb:
Hi IM,
wenn es Dir um Grundfeste der Gesellschaft geht, kommen wir der Philosophie wieder näher.
Ich halte eine effizientere und damit weniger verschwenderische Energieversorgung und
Ressourcennutzung grundsätzlich für sinnvoll. Aber daraus folgt bereits der zu
beschleunigende Übergang von der fossilen zur ökologischen Wirtschaft und Technik. Folgst
Du mir soweit noch oder hältst Du das schon für Hysterie?
IT
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