Am 02.09.2021 um 01:03 schrieb K. Janssen:
Waldemar, wie ich Deine Repliken zum Thema so lese und der darin
angelegten Argumentation folge, komme ich nicht umhin, das von mir
Geschriebene noch einmal zu reflektieren und nun stellt sich mir die
Frage, ob ich zu Letzterem (im Kontext der Vaihinger-Fiktion)
tatsächlich die zutreffenden Schlüsse gezogen habe oder aber Du mich
grundsätzlich falsch verstanden hast bzw. mich gar nicht verstehen
willst oder kannst.
Sofern ich mit meinen Darlegungen nicht fundamental falsch liege, muss
ich Letzteres annehmen.
Eines scheint mir meiner Einschätzung nach jedoch sicher, nämlich ein
Dir gänzlich fehlendes Vermögen für philosophisches Denken! Salopp
ausgedrückt: Philosophie ist nicht Dein Ding!
Natürlich ist Philosophie nicht das Maß aller Dinge und so braucht die
Welt auch „trockene Denker“, um nicht gänzlich in den irrealen
Abgründen Platon‘scher Ideenwelt zu versinken.
Dass ich dazu neige, Dinge zu „ver-philosophieren“, liegt meiner
Wesenheit zufolge auf der Hand. Da liegt m.E. auch der wesentliche
Unterschied zwischen uns, womit ich ausdrücken will, dass bei Dir
sämtlich klassische Merkmale eines radikalen Naturalisten zutage
treten, jene also eines szientistischen, extremen Naturalismus, dem
eine aus purem Physikalismus und Reduktionismus entspringende
Weltsicht folgt.
Entgegen dem radikalen, geht der liberale Naturbegriff davon aus, alle
von Menschen wahrgenommen Phänomene (also eben auch immaterielle)
seien Teil der Natur. Das ist eine Vorstellung, der ich mich durchaus
anschließen kann.
Doch bei aller Wertschätzung der Natur gilt vor allem auch, dass ihre
Anschauung durch Reflexionstermini u.a. als Ausdruck von Ehrfurcht wie
auch Furcht vermittelt wird. Dagegen erscheint mir Dein
„Natur-Gefasel“ als verbal abstruse Argumentation, mit der Du Deine
Misanthropie zu rechtfertigen suchst.
Dein Naturbegriff ist als sortaler Term Ausdruck Deines reduzierend
eingeschränkten Denkschemas, wonach Du alles von Dir Wahrgenommene
faktisch materiell in die Raum-Zeit einzuordnen und abzuzählen
versuchst, um dadurch Natürliches von Übernatürlichem trennen zu
können - aus ganzheitlicher Sicht ist das ein schier hilflos
illusorisches Unterfangen!
Damit also sind zwangsweise alle Deine Erklärungen zu Mensch, Leben
und Welt an reduktionistischen Methoden der Wissenschaft orientiert
und somit fehlt Dir selbstredend jeglicher Bezug auf die Dinge hinter
(oder zwischen) den Dingen; müßig zu erwähnen, dass Du damit natürlich
radikal ablehnend gegenüber Ideologien (seien es Religion oder auch
Metaphysik) stehst und zudem auch keine Empfindung für die Ganzheit
von Welt und Kosmos als emergentes Geschehen entwickeln kannst; damit
ist Dir denn auch der „philosophische Blick“ darauf verstellt.
Wie ich‘s Dir schon öfter geschrieben habe, ist das für mich ein
armseliges Weltbild (da im Kern auf „Sternenstaub“ oder Molekülketten
vielfacher Plancklängen reduziert).
Die phantastische Vielfalt und Schönheit dieser Welt aber auch das
Bemühen um deren näheres Verstehen kann sich schlichtweg nicht in
einem simplen, abstrus formulierten Natur-Appell (Natur gar als
„beste/höchste Philosophin wertend!) oder dem Abzählen von Atomen oder
Körperzellen ausdrücken.
das ist genau der punkt,
ich lebe in einer welt = kosmos, in der es nichts über- und unter-
natürliches gibt, geben kann, alles ist raumzeit, und ein ausfluss
dieser ist materie, und ein ausfluss dieser bin ich, wie sonnen,
staub, pflanzen, wasser usw, da ist für echt übernatürliche, echt
"immatrielle phänomene" nirgendwo platz, da auch "immatrielles"
mindestens energieflüsse sind, es gilt ja E=mc^2,
auch zb unsere gedanken sind nur energie und energieflüsse (ich kann
also, wenn ich den energieaufwand für einen gedanken kenne, diesen in
massenäquivalent umrechnen =
gedanke x = 0,0000004 gramm oder ähnlich, auch die erhabensten gedanken
eines menschen sind eben nur energie aus kartoffeln, gemüse, etc =
sonnenenergie)
mein erleben, dass diese welt aus einem guß ist, ist 100%, nur benötige
ich dazu nichts "übernatürliches" als basis oder als überbau, und vor
allem auch keine emergenzen oder imergenzen,
da letztere "illusionäre verkennungen" der wirklichkeit sind (ein
großteil des von dir genannten "philosophischen blickes" besteht also
aus illusionären verkennungen der wirklichkeit,
die sehr einfach im vordergrund erscheint, aber unerhört komplex im
hintergrund ist? - und hoffnung ist, dass je explizit-komplexer der
vordergrund wird, zb durch anwendungen von mathe,
der hintergrund zb auf eine einzige mehr oder weniger einfache
"weltformel" zusammenfallen möge, quasi als zaubertrick der gelehrten,
die hoffen, per um-distribution von sys-information
die hintergründige implizite komplexität der welt zu entzaubern, indem
sie die komplexität in den vordergrund ihrer formalisierungen
verschieben können, und damit explizit machen)
und ideologisches in jeder form muss ich einfach ablehnen, weil es in
der welt, in der ich lebe, keine "absoluten wahrheiten" usw geben kann =
überhaupt nichts absolutes, weil ich
in einer wechselwirkungen-welt lebe, die im plancktakt abläuft
und von dem genannten "liberalen naturbegriff" halte ich garnichts,
erscheint mir ein solcher doch eher als freifahrtschein zum glauben an
gespenster aller arten.
natur ist für mich das, was unter den kautelen des
immer-nur-weiter-werdens als ständiges fließen (zumindest vorerst und
noch sehr lange in zukunft) abläuft, und in dem
es kein anhalten gibt, weil "anhalten" = wechselwirkungslos = nicht
(mehr) existieren bedeutet/bedeuten würde, stasen also unmöglich
meine misanthopie beruht darauf, einfach gesagt, dass mensch, wie jedes
selbstreferente lebewesen, meint, er sei das maß aller dinge, ohne aber
anderen wesen zu konzedieren,
dass es für sie, als ebenfalls selbstreferente, genauso scheint (auch
eine wanze erlebt sich selbst als maß aller dinge, weil auch sie, wie
mensch aus überlebenstechnischen gründen,
selbstreferent sein muss), mensch ist eine tierart unter millionen
anderen auf diesem planeten, nicht weniger, aber eben auch nicht mehr
dass dir mein weltbild nicht schmeckt, das aus „Sternenstaub und
Molekülketten vielfacher Plancklängen" usw, und aus kartoffeln und
kappes, und zum überfluss auch noch
aus mehr oder weniger radikalem konstruktivismus besteht, ist mir klar,
weil es darin an all dem supra- und super- natürlichen fehlt, das dich
so sehr fasziniert, und meine empfehlung ist,
lass dir das auch nicht nehmen, denn "jeder nach seiner facón", und wenn
dich deine art, diese welt zu sehen und zu erleben, glücklich und
zufrieden macht, ists für dich auch richtig,
letztlich ist alles menschen-denken und -dafürhalten ja vor der natur
nur lässlicher schrott, nur dissipation von sonnenergie auf halt
wichtigtuerische menschliche art ...
wh.
wh.
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