Lieber Herr Hammel,
vielen Dank zunächst, daß Sie mir meinen kleinen Scherz nicht übelnehmen, Sie hätten allen
Grund, denn mit Namen macht man tatsächlich keine Witze.
Was Ihre Zeilen angeht, so bleibt dazu nur zu sagen: wenn Sie mit dem „Wunder“-Begriff auf
diese sehr idiosynkratische (oder: „poetische“) Weise umgehen, verfehlt natürlich das sog.
„Wunder“-Argument sein Ziel. Denn das benutzt den „Wunder“-Begriff natürlich als
Bezeichnung für die Ausnahme, für das exzeptionell Nicht-Erklärbare, das eigentlich von
der Wissenschaft für immer und alle Auszumerzende. Vor diesem Hintergrund dann von
„natürlichen Wundern“ zu sprechen, von denen man ständig umgeben sei (wie Sie es tun), hat
dann freilich keinerlei Sinn und läuft auf eine vollständige Verneinung von neuzeitlicher
Wissenschaft und ihrem grundsätzlichen Anliegen (nämlich gerade: „Wundervertreibung“, auch
bekannt als „Entzauberung“) überhaupt hinaus. Das mag man so machen und halten wollen;
aber warum und wie und vor allem wo Sie dann eine Grenze ziehen wollen, zwischen dieser
Ihrer wissenschaftsaversen Grundhaltung und dem, was Sie dann plötzlich „anthropomorphen
Quatsch“ nennen wollen, wird mir nicht klar. Wenn schon ein solches romantisches Weltbild,
dann müßte es doch offen sein für „Romantizismen“ aller Art, Herkunft, Faktur, Tradition,
oder? Ich hätte gedacht, daß eine solche ablehnende Aussage, wie Sie sie dann aber doch
immer noch treffen wollten (ELI usw.), eben so etwas wie „Wissenschaftlichkeit“ oder
„Wissenschaftsglauben“ zwingend voraussetzen. Also nur, wer „Wunder“ grundsätzlich
ablehnt, kann doch auch gegen die christlichen „Wunder“ (dann zu brandmarken als Opium für
das Volk, Aberglauben, Priesterverschwörung, usw., die ganze bekannte Religionskritik)
sein. Daß Sie das offenbar anders sehen: das „wundert“ mich nun wiederum.
J. Landkammer
Von: waldemar hammel über PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>
Gesendet: Dienstag, 9. Juli 2024 15:54
An: PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>
Cc: waldemar hammel <waha3103x(a)googlemail.com>
Betreff: [PhilWeb] Re: Der Tod der Wahrheit (hjn)
Am 09.07.2024 um 08:39 schrieb Landkammer, Joachim über PhilWeb:
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Das Kürzel „wh“ steht ja auch für „Wiederholung“, und man wird dem Kollegen Waldemar
Hammel ja kein allzu großes Unrecht tun (außer dem Spiel mit seinem Namenskürzel:
pardon!), wenn man darauf hinweist, ...
lieber herr landkammer,
erst einmal darf ich sie wieder begrüßen als "lebenden" der liste philweb !
wh = wiederholungen, mag sein, ich gebs teilweise zu, aber ich bin ja auch schon
fortgeschrittenen alters, und insofern langsam am altersverblöden (demenz, alzheimer, oder
sonstwas)
zum rest:
für mich, in meinem erleben, ist alles existierende wunder über wunder, und selbst
wissenschafts-erklärungen entzaubern mir das nicht, sondern führen mich nur noch tiefer
ins mich-wundern und staunen hinein,
ich stehe vor und in welt, wie etwa ein kleinkind im süßwarenladen mit schier endlosen
regalen,
so mein persönliches erleben, aber gerade deshalb, weil ich mich von "natürlichen
wundern" umgeben und in sie hineingepflanzt erlebe
("experimental-labor-charakter" der welt und meiner umgebung), benötige ich
keine religionen und
religiösen vorstellungen, die von mir aus gesehen und erlebt nur antropomorpher quatsch
von der qualität "wahnvorstellungen" sind, und an die natürlichen wunder, die
mich ganz real umgeben, nicht annährend herankommen
in meinem erleben ist die ganz natürliche reale welt selbst das wunder, und nicht etwas
dahinter/darüber/darunter-stehendes, das es garnicht braucht.
und sowohl religionen als elaborationen aus dem magisch-animistischen formenkreis, als
auch moderne rationale wissenschaften sind in meinem erleben beides letztlich untaugliche
methoden, die welt erklären zu wollen,
weil beide das wunder welt und ihres ablaufens (welt IST nicht, sondern sie läuft ab, und
"IST" daher keine picosekunde) lediglich als kontext, als beiwerk, als grundlage
für weiterführenderes ("dahinter-stehendes") nutzen wollen
ich kann einen stein am wegrand zwar be-greifen, riechen, schmecken, fühlen, usw, aber ich
kann ihn nicht begreifen (im sinne verstehen) ...,
auch die "verzauberungen" des lebendigen, der gene, kann ich nicht verstehen,
sondern mich nur wundern, der eine ist mensch, der andere ein baum, eine fliege, eine
ratte, ein hund, etc
W(ieder)H(olung).
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