/Am 09.12.2017 um 18:29 schrieb Rat Frag: /
/„Skinner sah das Verhalten durch drei Umwelteinflüsse
geprägt://Evolution, kulturelle Entwicklung und Konditionierung. Sie
alle sind/ /für ihn als eine Art "Reaktion" auf Umwelteinflusse
auftzufassen./ /Hier wird das auch noch mal aufgeführt:/
/http://www.verhalten.org/grundlagen/ickler1.html/ /Die Lektüre des
gesamten Textes lohnt sich durchaus./ /Die These von der "tabula rasa"
impliziert ja, dass man ein beliebiges/ /Verhalten erzeugen könnte. Das
scheint nicht die Lehre der/ /Behaviorismus zu sein.“/ Nun, da machst Du
jetzt direkt ein neues Thema (im Thema) auf. Ich wollte bei unserer
Erörterung der Frage zum freien Willen resp. den psychologischen
Gesetzmäßigkeiten eigentlich nur am Rande darauf hinweisen, dass sich
ein radikales „tabula rasa“ des B. unter dem Gesichtspunkt
neurobiolischer Erkenntisse nicht mehr aufrecht erhalten lässt. Um einem
müßigen Klein-Klein an Diskussion zu Positionen radikaler wie moderater
Behavioristen/Kognitivisten zu entgehen, habe ich meine Äußerung
durchaus als stereotyp kenntlich gemacht. Allerdings provoziert Skinners
nahezu dogmatisch formulierte Überzeugung von (ausschließlich?)
konditionierter Sozialisierung: "Give me a dozen healthy infants, take
one at random, and I''ll guarantee to train him to become a doctor,
lawyer, merchant, or even a beggar."
Skinnerstelltm.E. offenbar alles andere von ihm absolut bemerkenswert
Erarbeitete (Verbal Behavior) in den Schatten dieser Behauptung.
Das mindert jedoch nicht seine Verdienste unddeshalb hatte ich auch
darauf hingewiesen (ohne Skinner explizit zu erwähnen) , dass ein
wesentlicher Vorteil positivistischer Forschungsarbeit
(Verhaltenspsychologie im Geiste des B.), darin zu sehen ist, keinen
Bezug auf (ohnehin) nicht unmittelbar erkennbare geistige Prozesse bzw.
fiktionale Abläufe herzustellen und damit (metaphysische) Spekulationen
auszuschließen.
Skinners Forschungen, insbes. zum sprachlichen Verhalten haben anerkannt
grundlegende Erkenntnisse erbracht; zahlreiche daran geübte Kritik, wie
beispielsweise von Chomsky, beruht in Teilen (bei genauerer Betrachtung)
letztlich auf Unkenntnis seiner Arbeit, bzw. plumper Ablehnung seiner
Sichtweise.
Wie gesagt, ich möchte mich nicht in endlos zeitraubende Diskussionen zu
diesem speziellen Thema verlieren; vor allem müßig angesichts der
Überschneidungen zwischen behavioristischen und stärker kognitiv
geprägten Theorien.
Unbenommen jeglicher behavioristischer Denkweise, ist mir beispielsweise
Banduras Ansatz (realistischer erscheinend) näher, der den Menschen
(ausgestattet mit der Fähigkeit zur Selbstreflexion) als einen mit
Absichten, Plänen und Erwartungen verantwortlich Handelnden und nicht
nur als ein ausschließlich auf Erfahrungen und Umwelteinflüsse
reagierendes Individuum sieht. Das sehe ich bestätigt durch moderne
Forschungsarbeit, beispielsweise von Pinker, wobei man davon ausgeht,
dass bereits im Embryo ein evolutionär angelegter genetisch bedingter
Aufbau von elementarer Gehirnstruktur erfolgt.
Bester Gruß!
Karl
Am 09.12.2017 um 18:29 schrieb Rat Frag:
Am 6. Dezember 2017 um 03:17 schrieb K.
J.<.@.>:
"mitnichten also gilt das „tabula rasa“ der
Vertreter des Behaviorismus"
schrieb ich und denke auch nach Deinem Widerspruch nicht, dass ich damit
einer "populären Fehldarstellung" Vorschub leiste; obgleich natürlich mein
den Vertretern des Behaviorismus (durchaus salopp) zugeschriebenes "tabula
rasa" einem Stereotype entspricht.
Ich werde hier den Geist selbst
heraufbeschwören und ihn noch einmal
für uns reden lassen:
"Es ist schwer zu verstehen, warum so häufig die Auffassung vertreten
wird, der Behaviorismus vernachlässige die angeborene Ausstattung des
Menschen. [...] Nur wenige Behavioristen aber würden behaupten, dass
das Verhalten 'endlos formbar' sei." Skinner Seite 248, "Was ist
Behaviorismus?".
Skinner sah das Verhalten durch drei Umwelteinflüsse geprägt:
Evolution, kulturelle Entwicklung und Konditionierung. Sie alle sind
für ihn als eine Art "Reaktion" auf Umwelteinflusse auftzufassen.
Hier wird das auch noch mal aufgeführt:
Die Lektüre des gesamten Textes lohnt sich durchaus.
Die These von der "tabula rasa" impliziert ja, dass man ein beliebiges
Verhalten erzeugen könnte. Das scheint nicht die Lehre der
Behaviorismus zu sein.
Der von Dir benannte Skinner ist m.W. ein
signifikanter Vertreter des
radikalen B. (Verneinung der Existenz von Bewusstsein, also
innerer kognitiver, bewusster Prozesse; illustriert als Black-Box).
Grade Skinner
betrachtete diese Gefühle, bewusste Prozesse als eine
Form des Verhaltens, die teilwese erlernt wird.
Sowohl die Tabula-rasa-Auffassung (zurückgehend
u.a. auf Hume, Locke),
ebenso die Außerachtlassung evolutionärer Fakten, wie vor allem die
dogmatisch rigorose Ablehnung von Introspektion und Selbsterfahrung, haben
m.E. den Behaviorismus in den Hintergrund gedrängt
1. Das mit der Tabula-Rasa
stimmt eben in der Form nicht.
2. Das außer Achte lassen Evolutionärer "Fakten" stimmt in der Form mE
auch nicht.
Zumindest in ihrer Eigendarstellung scheinen die B. empirisch zu
arbeiten. Sie glauben durchaus, dass Umwelteinflüsse auch
"angeborenes" Verhalten geformt haben kann.
Nur versuchen sie nicht in Spekulation über Neurophysiologie
abzugleiten, sondern dies experimentell zu belegen.