Am 30.10.2021 um 17:01 schrieb Rat Frag via Philweb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
Ich frage mich, ob man ähnliches für logische Schlußfähigkeit finden
könnte. Eine schnelle Intuition, die richtig oder falsch einschätzt
und dabei bei so etwas wie hypothetischen Konditionalen versagt und
eine schwerfällige, bildliche Vorstellung.
H RF,
hatten wir in Philweb nicht schon wiederholt über Soziobiologie und evolutionäre
Erkenntnistheorie geschrieben? Und ist natürliche Logik nicht bloß Teil der Arithmetik bis
3? Neben der Biologie der Erkenntnis ging es Riedl bspw. auch um Wahrheit (richtig oder
falsch) und um (hypothetische) Wahrscheinlichkeit. In der Rationalität geht es um
Wahrheit, im ratiomorphen Apparat um Wahrscheinlichkeit und in der natürlichen Logik um
wahr, unbestimmt, falsch. Dabei ist der Übergang zwischen ratiomorphen und rationalen
Entscheidungen genauso fließend wie der zwischen dem Kontinuum der Wahrscheinlichkeiten
und ihren Grenzwerten 0 und 1. Die basalen Erwartungs-/Erfahrungs-Lernschichten sind
bereits in den Babys angelegt. Ab dem 8. Monat können sie Reaktionsalternativen wählen,
ihr Tun sequenzieren, ordnen, erinnern und Mittel-/Zweck-Verbindungen herstellen. Wie die
operativ begründete Mathematik insgesamt kommt auch die operative Logik ohne Psychologie
und Evolutionstheorie aus. Lorenzens „Formale Logik“, 1970 in der legendären Sammlung
Göschen erschienen, ist nach wie vor lesenswert. Peter Schroeder-Heister hat in „Lorenzens
operative Logik und moderne beweistheoretische Semantik“ ausgeführt, wie inspirierend der
operative Ansatz in der Beweistheorie noch immer sein kann.
Als Wort zum Sonntag ein paar Zeilen Heines, die Janna Pahnke 2007 ihrer Dissertation
VISUELLE HABITUATION UND DISHABITUATION ALS MAßE KOGNITIVER FÄHIGKEITEN IM
SÄUGLINGSALTER voranstellte:
Ich hab’ mir lang den Kopf zerbrochen
Mit Denken und Sinnen, Tag und Nacht,
Doch deine liebenswürdigen Augen
Sie haben mich zum Entschluss gebracht.
IT