Das nochmalige Lesen der Mail des Rat-Frag hat mir etwas ganz anderes gezeigt, als
beabsichtigt war. Ich bin mir anschauen gegangen, was dichte Begriffe sein sollen. Nun
bin ich mir sicher, dass sie als Umstand ein Wetzstein für meine Zugangsweise sind, gemäß
der jedes Wort ein Sollen ist, kein moralisches aber eins das auf Verstehen abzielt.
Gleichzeitig wird die ganze Diskussion um dichte Begriffe eine Münchhausen-Diskussion,
gleichermaßen bei den Befürwortern wie den Gegnern. Damit bin ich auf die überaus
interessante Besprechung des Humeschen Gesetz durch Ratfrag nicht genügend eingegangen.
Das Wort Verbrechen zielt darauf, dass derjenige, der es hört, meint, da sei etwas, ein
Gesetz, verbrochen, gebrochen worden. Bei einer bestimmten Zugangsweise haben Gesetze
jedoch keine Sonderstellung vor den Sätzen. Auch Sätze wollen verstanden werden. Das ist
eine Sollen-Komponente, aber keine moralische. Gesetze wollen das Moralische jedoch zu
verstehen geben. Wer schon das Wort Moral angenommen hat, kommt nicht mehr zurück, er ist
in dieser Münchhausen-Klemme. Leider kann ich hier nicht tiefer auf die Sache eingehen,
jedoch spielt es in der genannten Zugangsweise keine Rolle, ob es ein Wort ist, ein Satz,
ein ganzer Text, die jeweils durch ihr Auftreten ein Sollen beim Zuhörer bewirken wollen
bzw. sollen, also ein zweitesmal beim Zuhörer wirken, und nicht leer da stehen wie eine
Schrift vor einer Schar Pferde. Sicher wird hier eine schwer vermittelbare Unabhängigkeit
der Wörter, Sätze, Texte schlechthin angenommen, nicht nur von ihrem Autor. Auch Texte aus
Gesetzesbüchern sollen nicht so verstanden werden wie der Autor es wollte, sondern sie
sollen so verstanden werden wie sie eben beim Zuhörer verstanden werden, wenn er richtig
vorgeht (Hermeneutik). Hier merkt man wieder Münchhausen, und dass die vorhin genannte
Unabhängigkeit schlechthin nicht leichtfertig von der Hand gewiesen werden kann.
Joseph Hipp