Was könnte den kreativen Fluss von Ideen und den Wunsch resp. das
Bedürfnis, diese mit anderen auszutauschen bis hin zur Schreib-Blockade
abtöten?
Offenbar meine Unmutsäußerung gegen einen „Onkel Waldi“, dessen mir
repetierend vorgetragene Lehrveranstaltungen ich nicht mehr zu folgen
bereit war. Hinzu kommt, dass ein sich quasi als „Privatfehde“
vollziehender Disput zwischen Protagonisten zwei diametral
entgegengesetzter Weltsichten nur bedingten Unterhaltungswert in einem
Forum wie philweb haben dürfte; mich würde ein derart wiederkehrend
zelebriertes Schauspiel, als nicht darin verwickelter Teilnehmer
schlichtweg abstoßen.
Es ist kaum zu erwarten, dass bei der Diskussion von Themen, die eng an
subjektive Erfahrungen und Affekte gebunden sind, sowie auf einem
spezifisch angelegten Wissensfundus aufsetzen, nur schwerlich ein
konsensfähiges Resümee herbeigeführt werden kann.
Auf die Erzielung eines Konsens kommt es dabei aber gerade nicht an,
sondern auf die Möglichkeit, im Verlauf einer Diskussion andere,
durchaus gegensätzlich angelegte Sichtweisen zu erfahren und diese zu
reflektieren; das kann bzw. wird nicht gelingen, wenn letztlich durch
Konkurrenzdenken (schlichtweg ausgeprägt als „wissende Rechthaberei“)
der Blick auf die Denkweise des Diskussionspartners blockiert ist. Ich
muss das hier nicht weiter ausführen, da es bereits zum Überdruss
thematisiert wurde.
Ebenso wenig führt die Erörterung resp. die Diskussion grundsätzlicher
Fragen weiter, wollte man sich dabei in der sog. „goldenen Mitte“
treffen; einzig weiterführend ist die differenzierte Betrachtung
gegensätzlicher Argumentationen hinsichtlich ihrer objektiv gegebenen
Wertigkeit. Eine derart (mehrheitlich festgestellte) Objektivität ist
jedoch nicht beim Disput zwischen lediglich zwei Diskutanten gegeben.
Ein Ausstieg aus diesem „Hamsterrad“ immer gleicher (weltanschaulich
geprägter) Argumentationsketten innerhalb eines Forums würde darin
bestehen, dass möglichst viele Teilnehmende sich mit jeweiligen
Beiträgen beteiligen und somit den Diskussionsverlauf durch ein
mehrheitlich objektives Format in Art eines Konsent mitgestalten.
"PhilWeb" als thematisch offenes Forum für philosophische Diskussionen
(wie im List-Impressum beschrieben) ist also nicht auf bestimmte Themen
festgelegt, jedoch kann nach meiner Einschätzung der Sinn dieses Podiums
nicht vordergründig darin bestehen, ultimative Deutungen von Leben, Welt
und Kosmos zu postulieren, die lediglich aus der weltanschaulichen
Orientierung einiger weniger hier aktiven Protagonisten entwickelt sind.
Es gibt unzählige Fragen zum Geschehen der Lebenswelt, die trotz allem
wissenschaftlichen Fortschritt weiterhin offen sind und sich somit für
eine gemeinschaftliche Erörterung in diesem Forum anbieten.
Vielleicht kommt man einer Idee zu möglichen Antworten näher, indem man
versucht, eben gerade nicht sogleich die ultimative Antwort zu präsentieren.
Beste Grüße! - Karl