Am 27.05.2021 um 16:44 schrieb Joseph Hipp via Philweb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
Also JH: Was sollen die vielen Wörter, Sätze und
Texte, wenn sie keine Formalismen kommentieren?
Bezieht dieser Satz sich auf die von ihm zitierten Personen oder Bücher?
Hi JH,
der Satz bezog sich auf alles mit physikalischer Energie zusammenhängende.
War der Satz:
für ... Biophysiker Arto Annila treibt der
Ausgleich von Energiedifferenzen die Evolution schlechthin,
schon ein gefundener Formalismus?
Artos Buch kann bei ihm kostenfrei angefordert werden:
https://www.mv.helsinki.fi/home/aannila/arto/books.html
<https://www.mv.helsinki.fi/home/aannila/arto/books.html>
Er kommentiert darin seinen Formalismus, der eine allgemeine den Energiedifferenzen
folgende Evolutionsgleichung enthält. Um keine Mathemuffel zu verschrecken, hat er die
Mathematik auf den Anhang verbannt. Ansonsten sind seine kürzeren Originalarbeiten auf
arXiv klickbar.
Die Arbeitskraft als Referenz habe ich noch nicht als
Zahl im Gebrauch gesehen. Die Geldreferenz ist auch nicht ganz falsch, aber genauso wie
mit der komischen Krankheit werden gerne absolute Zahlen genannt, Millionen, Milliarden
wenn es um Tauschmittel geht, bei der Krankheit Totenzahlen, und bei abstrakten Größen
sollen sie wenigstens mit Tausendern gesagt werden können. Relative Zahlen werden bei
allem überhört, obwohl zur Zeit eine davon geläufig ist.
Auch für Untersuchungen zur Arbeitswerttheorie gibt es Formalismen, sogar umgesetzt in
Algorithmen, wie sie von Ökonomen genutzt werden, z.B. das "R-Skript zur Erstellung
monetaerer Arbeitwerte, neoricardianischer Prod. Preise und der sonstigen Variablen“ aus:
"Die Aktualität der Arbeitswerttheorie: theoretische und empirische Aspekte“ von Nils
Fröhlich.
An allem sieht man, dass es ohne Wörter nicht geht.
Die Zahlen können eingefügt werden, wenige Formalismen sind erforderlich, es muss nur
nachgedacht und gesucht werden. Aber nicht einmal die Zahlen werden mir von Medien unter
die Nase gehalten, ich soll suchen. Auch nicht von Statistiksammlern. Sie beschäftigen
sich lieber mit einem Verbraucherindex, der beliebig gestaltet ist und als Referenz völlig
untauglich ist, und weisen auf die vielen gesammelten Daten. Der Wohlstand wird relativ
gesehen, zum Durchschnitt. Es geht jedoch um die Frage, welche Art Wohlstand am meisten
Zerstörung bewirkt, nachdem das grobe Verhältnis "Wohlstand=Zerstörung von
Werten" nur vorläufig angenommen werden kann.
Der Fußabdruck hilft nicht weiter, eine Negativreferenz, und auch nicht der Ärger über
Politiker, Kapitalisten, Sozialisten, Diktatoren, denn alle sind im Dienst der
Verbraucher, und das sind doch auch Wörter, oder nicht? Abstrakte Wörter wie Ausbeutung
helfen auch nicht weiter. Wenn eine Gruppe sich auf ein Wort und zwar dieses einigen
würde, und nur dieses Wort würde gebraucht, könnte gesagt werden: Dieser Arzt, Fußballer,
Lehrer hat am Monatsende eine hohe Ausbeute auf dem Lohnzettel stehen. Sie sagen lieber:
Ich habe das verdient, ob sie es wirklich verdient haben, ist manchmal offen.
Die Gegenspieler liegen auch in den Wörtern. Warum einfach machen wenn es kompliziert
geht? An den Kaminen und Auspuffen wird gemessen, entsprechende Zwangsentnahmen gibt es,
manche "Abgaben mindernde Zertifikate" sind handelbar, und die an Grenzen
ankommenden Energieträger werden willkommen geheißen, egal von wo sie her kommen. Habermas
mag keinen Preis in einem nicht genügend kommunikativen Land abholen, aber wie sehr setzt
er sich gegen die Energien ein, die von dort kommen? Auch ein Schriftgelehrter könnte doch
mal so eine einfache Rechnung vorlegen, wenn andere sie nicht bis in die Medien hinein
bringen. Nur wenn das „Ich“ nicht in den Schmutz kommt, bin „ich“ schon zufrieden. So ein
Motto ständig zu hören, wäre ein gutes Motiv, Kyniker zu werden.
Ohne Wörter geht es nicht, aber nicht Zahlen sind einzufügen, sondern Formalismen zu
kommentieren, wie Arto es bspw. macht oder Einstein in seinen populärwissenschaftlichen
Büchern "Evolution der Physik“ oder „Über die spezielle und die allgemeine
Relativitätstheorie“. Aktuell sind die Formalismen zur Pandemieentwicklung und zum
Klimawandel zu interpretieren, um zu Handlungsempfehlungen zu gelangen.
Es geht mir hier um Philosophie als Wissenschaft und nicht um Literatur. Daran arbeiten ja
die Schriftsteller, wie Albert Camus bspw. mit „Die Pest“ oder Frank Schätzing gerade mit
„Was, wenn wir einfach die Welt retten?“. Meinem Eindruck nach, geht es auch Dir eher um
Literatur als um Philosophie, wobei ja die Schriftstellerei traditionell unter Philosophen
weit verbreitet ist.
IT