Karl Janssen
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Am 08.08.2024 um 16:22 schrieb waldemar hammel über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Am 03.08.2024 um 01:45 schrieb Karl Janssen über PhilWeb:
Vor Zeiten schrieb ich hier dazu, der Sinn des
Lebens sei schlichtweg zu leben. Da wusste ich gar nicht, dass der von mir hoch geschätzte
Goethe diese Frage auf die gleiche Art beantwortet hat: „Der Sinn des Lebens ist das Leben
selbst.“
das erklärt (leider) garnichts, da es eine sprachliche figur ist, die im subjekt (des
satzes) auf sich selbst rückkoppelt, kommt elegant daher, ist aber als aussage unsinn,
auch wenns von goethe stammt. diese sprachfigur ist wie "der sinn eines nagels ist
nagel zu sein" statt korrekter "der sinn eines nagels -für mich- ist damit
nageln zu können"
Ist das nicht ein dürftiges Denkmuster, dieser Vergleich. Ein Nagel als ein Stück
gehärteter Draht ist ein lebloser Gegenstand, mit dem Teile (durchaus lebensprektisch,
also dem Leben dienlich) zusammen gefügt oder als solcher in die Wand geschlagen wird, um
ein Bild daran aufzuhängen. Du wirst doch nicht allen Ernstes den Nagel, wenngleich dieser
als Drahtstift einen Zweck erfüllt, mit genuinen Sinn und Zweck menschlichen, resp. allen
Lebens gleichsetzen.
Es ist das Dilemma der monistischen Materialisten, resp. der Atheisten (oder sollte ich
doch eher sagen: aller von Geist Verlassenen), alle möglichen Gründe suchen zu müssen, um
den teleologischen Eintrag menschlichen Lebens zu leugnen, um sich den Resten einer
phylogenetisch angelegten Spiritualität zu entledigen. Das Problem dabei ist, dass dieses
Bemühen letztlich immer scheitern wird, auch wenn sich das nicht sogleich als subjektiv
erfahrene psychische Deprivation zeigen mag.
Teleologischer Eintrag - diese Begrifflichkeit sollte näher erläutert sein. Für meine
Begriffe steht sie für eine zielgerichtete und nicht für eine von purem Zufall gesteuerte
Ontogenese und damit einer eindeutigen Beziehung zwischen Zeit und Sein, was unmittelbar
an Heideggers Hauptwerk erinnert, in diesem er nach dem Sinn des Seins schlechthin fragt.
Und hier stellt er tatsächlich Nagel und Hammer in eine sinnhafte Beziehung mit dem
Menschen, der diese Dinge zu einem bestimmten Zweck benutzt. Mit Sinnhaftigkeit des Lebens
hat das vordergründig nichts zu tun, eher mit sinnbehafteten Bezügen im Dasein des
Menschen und den Dingen, die er für seine gewählten Zwecke „zu Händen“ hat.
Diese Frage bezieht sich auch nicht auf eine letztbegründende Antwort nach dem Grund des
Seins, sondern eben auf lebenspraktisch sinnbehaftete Bezüge zum Leben: Der Sinn des
Lebens ist eben das (Er-)Leben und dieses Erleben des Lebens ist nur sinnvoll, wenn Ziele
bestehen, die zu bestimmten Zwecken gewählt wurden. „Wer kein Ziel hat, muss sich nicht
wundern, nirgendwo anzukommen“ sagt der Volksmund.
Und so denke ich, wird der Mensch kein sinnerfülltes Leben haben können, wenn dieses ohne
Zweck und Ziel gestaltet wird. Das hat (nicht nur) Goethe erkannt, wenn er sagt: „Der Sinn
des Lebens ist leben“. Das steht keinesfalls einer Sinn-Freiheit entgegen, sofern damit
die Möglichkeit zu freier Ausgestaltung eines sinnvollen Lebens gemeint ist.
KJ