Am 17.01.2020 um 02:28 schrieb K. Janssen via Philweb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
Wenn „Geist“ die Schönheit seiner Ideen durch
steuernde
Organisationsmuster geformter Materie erleben will, muss er sich
verkörpern und dazu „aus dem Paradies vertrieben oder (je nach
Sichtweise) gelockt werden. Und wenn er in „irdischen Welten“
(sinnvollderweise) seiner Allwissenheit entledigt ist, wird er bei der
Suche nach dem Sinn seiner irdischen Existenz bis zu deren kleinste
Dimensionen vordringen: dorthin, wo Raum und Zeit ihre Bedeutung
verlieren und lediglich Quantengravition herrscht. Die „Fußspuren“ in
dieser „Unendlichkeit“ wird er als seine eigenen erkennen. Dieser
unendliche Kreislauf ist das Schicksalhafte am Körper-Geist-Problem.
Darüber lässt sich wohl unendlich lange nachdenken …derweilen man die
beruhigende Gelassenheit eines Reisenden empfinden sollte, lieber
vergnügt und hoffnungsvoll zu einem Ziel unterwegs zu sein, als dieses
schließlich erreicht zu haben und sich dort ggf. nur Ernüchterung einstellt.
Hi Karl,
Materie und Symmetrie sind Grundbegriffe der Physik, Geist und Logik Grundbegriffe der
Philosophie. Den Symmetriebrüchen in der Physik entsprechen die Paradoxien in der
Philosophie. Du hast Geist wohlweislich nur angeführt, um keine seiner vielen Deutungen
auszuschließen, verwendest ihn dann aber wie ein Subjekt im Handlungsschema. Das scheint
mir viel zu einschränkend. Denn was hat unser Handeln hier auf Erden schon mit dem
womöglich ewig pulsierenden Universum zu tun?
https://arxiv.org/abs/1904.08022 <https://arxiv.org/abs/1904.08022>
In der mathematischen Physik werden Symmetrien zum Verständnis der Materie herangezogen
und damit gleichsam Geist in die Materie gebracht. Könnte eine mathematische Philosophie
nicht ähnlich fruchtbar gemacht werden, indem sie den Geist logisch behandelte? An eine
formale Theorie der Wahrheit haben sich mathematische Philosophen bereits herangetraut:
https://arxiv.org/abs/1708.00317 <https://arxiv.org/abs/1708.00317>
Wenn Philosophie mehr als Literatur sein soll, ist sie zu mathematisieren; denn der
Strukturreichtum der Mathematik reicht sehr viel weiter als die Alltagssprache. Und
"Against the disappearance of spacetime in quantum gravity“ ist natürlich auch schon
argumentiert worden:
https://arxiv.org/abs/1903.06637 <https://arxiv.org/abs/1903.06637>
Gene verkörpern sich in Lebewesen, aber wie könnten sich Strukturen in Universen
verkörpern? Für Strukturrealisten sind die Strukturen ja so real wie die Gene, aber ist
das nicht zu einfach gedacht? Eingeebnet werden die Unterschiede durch den Übergang in die
jeweiligen Informationsräume. Aber was entspräche der Biosphäre für die Lebewesen im
kosmischen Maßstab?
Es grüßt,
Ingo