Am 11.08.25 um 11:27 schrieb Joseph Hipp über PhilWeb:
hermenteutischen Zirkel
Hallo Joseph, hallo Welt,
ich verfolge euren Disput mit wachsendem Verständnis, aber auch mit dem
"irgendwie" beunruhigenden
Gefühl, dass ich hier eine selbsterfüllende Projektion erlebe.
vor allemn deine (Joseph) Begriffsauswahl bestärkt diese Vermutung, da
ich annehme
du verwendest diese Begriffe unter anderem auch dazu andere über diese
Begriffe zu informieren,
also zu einer Recherche über diese Begriffe zu veranlassen.
hermeneutischer Zirkel..
weckte in mir so einen Impuls und bei der Recherche stiess ich auf einen
alten Bekannten
Werner Stangl
https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/ERZIEHUNGSWISSENSCHAFTGEIST/Hermen…
mit dem ich (wir) lange zeit in der Mailingliste "MLNL" über die Belange
und Belanglosibgkeiten
dieser Welt geredet haben.
hier nun daraus ein bearbeitetes Zitat in Verbindung mit meinem "
Maulbrüter"
das eventuell auch zur teilweisen Klärung meiner "paranoiden"
Vorstellung beiträgt:
Zitat:
1. Strukturale und inhaltliche Gemeinsamkeiten
Zirkularität des Verstehens – im Gedicht und in der Hermeneutik
Der hermeneutische Zirkel beschreibt das Verstehen als einen nie
abgeschlossenen Prozess, in dem sich Teile und Ganzes, Vorverständnis
und Erkenntnis ständig gegenseitig bedingen. Auch dein Gedicht bewegt
sich in einer zirkulären Struktur:
„auszukostend auszukotzen
ist grenzen überschreitend
ohne darauf auszugleitend
was andre zuvor losgeworden“
Hier wird der Prozess des Verdauens und Erbrechens – metaphorisch als
ein Erkenntnisprozess? – dargestellt, der nicht linear, sondern
kreisläufig ist: etwas wird aufgenommen, innerlich verarbeitet, wieder
ausgestoßen – möglicherweise um es erneut zu reflektieren. Genau wie im
hermeneutischen Zirkel: Ein Teil des Ganzen wird verstanden und
verändert dadurch das Verständnis des Ganzen – was wiederum das
Teilverständnis verändert.
Dein Gedicht arbeitet mit einem ähnlichen Mechanismus: Die Sprache
selbst reflektiert sich und bricht dabei durch ihre eigenen Grenzen.
2. Das Subjekt des Verstehens – der Maulbrüter als Metapher
Der „Maulbrüter“ könnte als eine poetische Metapher für den Verstehenden
gelesen werden, wie ihn Heidegger oder Gadamer beschreiben.
Ein Maulbrüter ist ein Lebewesen, das etwas in sich aufnimmt, trägt,
brütet – und schließlich wieder von sich gibt.
Auch der hermeneutische Verstehensprozess funktioniert so: Das Subjekt
nimmt das Andere in sich auf (Text, Welt, Geschichte), lässt es in sich
wirken, verarbeitet es, und bringt ein neues Verständnis hervor.
Dein Maulbrüter denkt, wenn auch „ungelenk“ – also tastend, versuchend.
Auch das passt zum Bild des Suchenden in der Hermeneutik, der nicht mit
festen Wahrheiten arbeitet, sondern durch ständiges Neuverstehen
Erkenntnis gewinnt.
3. Vorverständnis und das Ekelhafte als Erkenntnismoment
„kostbare Kotzbarkeiten“
Dieser Ausdruck bringt eine interessante Spannung: das Widerliche wird
„kostbar“ – eine Art „ekelerregende Einsicht“. Auch im hermeneutischen
Sinn gibt es kein reines, objektives Verstehen: Alles Verstehen ist
durch Vorurteile (Gadamer), Lebensvollzüge (Dilthey) oder das
In-der-Welt-Sein (Heidegger) geprägt – was zu irritierenden,
herausfordernden Erkenntnismomenten führen kann.
Manchmal ist das, was man „auskotzt“, etwas bereits Verarbeitetes, das
erneut kritisch durchdacht werden muss – eine Reflexion über das, was
andere schon „losgeworden“ sind, wie du es formulierst. In der
Hermeneutik wäre das die Auseinandersetzung mit überliefertem Sinn, der
nie einfach übernommen werden kann, sondern neu verstanden und
kontextualisiert werden muss.
4. Zeit- und Weltbezug
„als heikles Ding / in führwahr intressanten Zeiten“
Auch dieser Vers spiegelt eine zeitliche Gebundenheit – vergleichbar mit
Gadamers Idee der Wirkungsgeschichte, wonach jedes Verstehen in einem
Horizont geschieht, der sich aus der Geschichte und dem Weltbezug des
Subjekts ergibt.
Das Gedicht reflektiert die eigene Zeit, jedoch nicht feststellend,
sondern in einer Weise, die den Zustand der Orientierungslosigkeit oder
Überforderung betont („heikel“, „führwahr“, „interessant“).
Diese Unsicherheit ist typisch für den Anfang hermeneutischen Verstehens
– bevor man etwas greifen kann, steht man inmitten von Bedeutungen, die
sich überlagern und verändern.
5. Sprachliche Selbstreflexion und Sinnbildung
Der hermeneutische Zirkel ist auch ein Modell der Selbstreflexion über
Sprache und Bedeutung.
Dein Gedicht ist hochreflexiv, spielt mit Sprache, schafft durch
ungewöhnliche Wortbildungen (Kotzbarkeiten, auszugleitend) eine Art
Meta-Ebene – genau das, was in der Hermeneutik auch passiert: Die
Sprache ist nicht nur Mittel, sondern Thema selbst.
Gadamer betont: Sprache ist der Ort des Verstehens. Dein Gedicht scheint
das nicht nur zu behaupten, sondern poetisch zu demonstrieren – mit
einem deutlichen Bewusstsein für die Brüchigkeit und Produktivität von
Sprache.
Zitat Ende
also verwendest du Begriffe wie "hermeneutischer Zirkel", "Wilhelm von
Ockham. (<--Rasiermesser?)" "Ceteris paribus" und "Ignoratio
elenchi "
um die hintert diesen Begriffen liegenden Bedeutungsinhalte so gut woe
möglich zu präzisieren und zeitlich einzuordnen?
oder legst du eine Spur für neugierige Laien?
kurzen Gruss aus der Diaspora ingo mack