Am 25.01.2021 um 22:33 schrieb Joseph Hipp via Philweb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
Noch eine Frage: Ist die angebliche Interdisziplinarität so ertragreich? Niklas Luhmann
mit seiner Verwendung von Systemtheorie für Soziologie. Habermas mit seiner Kombination
von Information und Kommunikation für was? Das frage ich mich.
Zum Wort neoklassisch frage ich: was denn vom Klassischen? Wo könnte es Ansatzpunkte
geben? Oder ginge es darum, aus dem Trümmerhaufen oder Durcheinander etwas
herauszufischen?
Hi JH,
Luhmanns Systemtheorie halte ich mangels empirischer Basis auch für überflüssig. Er
bezieht sich ja ausgiebig auf Maturana und damit letztlich auf die Bildverarbeitung beim
Frosch. Habermas dagegen fußt auf seiner empirisch belegten Universalpragmatik, die ja in
einem Satz zusammengefasst werden kann: Wenn immer Menschen miteinander kommunizieren,
geht es ihnen darum s i c h mit j e m a n d e m über e t w a s zu v e r s t ä n d i
g e n.
Wie fruchtbar Interdisziplinarität ist, zeigen beispielsweise die Forschungen des
Physikers Dirk Helbing, der in Zürich eine Professur für Soziologie bekleidet:
https://coss.ethz.ch/people/helbing.html <https://coss.ethz.ch/people/helbing.html>
Im Großen ist es natürlich die Erdsystemforschung, die selbstredend viele Disziplinen zu
vereinigen hat. Dabei werden mathematische und physikalische Methoden in fast allen
Wissenschaften hilfreich eingesetzt, von der Archäologie über die Medizin bis zur
Zukunftsforschung. Und in der Universalmorphologie kommen science und humanities
schlechthin zusammen.
Hinsichtlich der mehr oder weniger zu bewahrenden Klassik hatte ich ja für die
Naturphilosophie einige Parolen formuliert, die als Ansatzpunkte bedacht werden könnten.
Aber welche könnten es für die Philosophie schlechthin sein? Einer wäre, Philosophie als
Universalkosmologie zu entwickeln.
Es grüßt,
IT