Am 03.11.2021 um 15:27 schrieb Joseph Hipp via Philweb:
[Philweb]
Am 03.11.21 um 14:40 schrieb waldemar_hammel:
auf die Frage:
Hat
George Berkeley sich auf die (derzeit noch nicht nachgewiesene)
Ideologie des Konstruktivismus eingelassen?
berkeley konnte sich nicht auf den RK einlassen, weil es den zu
seiner zeit noch nicht gab, er hat vielmehr den solipsismus
wesentlich miterfunden, mit dem "berühmtem schluss-argument":
die dinge der welt würden nur existieren, weil gott sie (dauernd)
anschaut (und sonst nicht).
Ich sehe beim besten Willen nicht die Unterschiede, sondern immer nur
die Gemeinsamkeiten von dem, was mit den zwei Wörtern Solipsismus und
"radikaler Konstruktivismus" gedacht werden soll.
wiki:
Von Rupert Riedl stammt das Bonmot: „Ich bin persönlich überzeugt, dass
ich einen ganzen Solipsistenkongreß mit einem entkommenen wilden Nashorn
in die Flucht treiben könnte.“
das wäre bei einem konstruktivisten-kongreß eben nicht der fall
zweifellos ungünstig ist indes die begriffsbildung "radikaler k.", denn
radikales verschreckt, und ich selbst begreife auch nicht wirklich, was
dabei "radikal" sein soll,
wenn völlig plausibles und zudem wissenschaftlich abgesichertes "als
denksystem" verbreitet wird, es ist ja, summarisch gesagt, weder
geheimnis noch überraschend,
dass uns unser hirn selbst die wirklichkeit herstellt, die wir dann als
wirklichkeit erleben, und dass diese hirnwirklichkeit mit der wirklichen
wirklichkeit zwar aus
schon überlebenstechnischem grund irgendwie korrespondieren muss, aber
nicht 1:1 übereinstimmt, und dass uns das allermeiste der wirklichen
wirklichkeit
deshalb entgeht, weil lebewesen selbst-referent sind, die nur
interessiert*, was sie evolutionär bedingt und letztlich aus
überlebensgründen interessieren muss
*
das ist exemplarisch zu sehen bei unserem optischen hirnteil, der 99%
aller einlaufenden optischen signale einfach ausblendet, und nur die
paar weiterverarbeitet,
die praktisch unsere aufmerksamkeits-steuerung durchlässt, und da die
anderen hirnlichen diskriminatoren alle ähnlich arbeiten, ist der
schluss gerechtfertigt,
dass wir 99% !! der stets ablaufenden wirklichen wirklichkeit (die ist
ja nicht statisch) überhaupt nicht mitbekommen
wir driften im völlig uns unbekannt bleibenden fluss der wirklichen
wirklichkeit, und picken uns aus diesem fluss lediglich einige "rosinen"
heraus,
die für uns deshalb rosinen sind, weil sie für uns in irgendeiner weise
überlebens-wichtig sind, und diese rosinen sind dann nur locker
korrespondierende
darstellungen und entsprechend "verfremdete" machungen unseres eigenen
hirns (denn das hirn arbeitet autopoietisch)
von winzigen aspekten der wirklichen wirklichkeit
unsere hirn-erzeugte wirklichkeit sind also nur winzige teile aus der
wirklichen wirklichkeit, und diese sind auch noch autopoietisch
(selbstreferent) aufinterpretiert =
letztlich bis zur unkenntlichkeit "verfremdet" (denn unsere sinne + hirn
benutzen zb je eigene grammatiken)
und das ganze oben gesagte beruht zum größten teil nur darauf, wie
"detektoren/adapter" ganz allgemein funktionieren, sind also zur
hauptsache keine hirn-spezifika
(unser hirn als detektor/adapter) = auch hierbei wieder zu sehen: wir
sind bei weitem nicht die, für die wir uns halten
und es geht mir persönlich nicht um worte, begriffe, phrasen, und deren
unterschiedliche ausinterpretierungen, sondern nur und einzig um die
sache, sodass wir,
du und ich, auf unterschiedlichen ebenen "leben" = argumentieren = denken
Das Argument habe ich schon öfters gelesen, es genügt
mir nicht, ich
beweise aber nicht, dass es nicht genügt. Hier ist schließlich das
Problem: Angenommen ein Betrachter sieht zwei Bereiche mit zwei
Personen, jeder ist in einer anderen Gefängniszelle. Nun kann eine
Person sagen: Es kann noch so eine Zelle wie meine geben, oder es kann
eine leere Zelle geben usw. Aber es muss nicht sein, dass diejenige in
der anderen Zelle mit mir Kontakt aufnimmt. Wenn eine Person das sagt,
und glaubt, dass da jemand ist, kann dies richtig oder falsch sein,
einer Wechselwirkung mit der anderen Person bedarf es nicht. Die
Gedanken sind eben frei. (siehe Mahler-Lied. Für Anfänger muss ich
sagen: Das hat nichts mit Willensfreiheit zu tun.) Und du denkst auch
an die Suppe für morgen, obwohl sie mit dir noch nicht wechselwirkt.
dein beispiel hier erledigt sich, weil du offenbar nicht verstanden hast
= nicht begreifen kannst, was ich mit "wechselwirkung" meine. die quasi
unendlich vielen alltags-features "wechselwirkung"
sind nicht, einfach gesagt, die "planck-ww", von der ich (nur) rede.
Andererseits hast du die Betrachterstellung
eingenommen, wenn du
schreibst: "alles Existierende", denn gleichzeitig dich zu betrachten
geht nicht. Entweder du bist im Gedankenexperiment Betrachter oder
aber Person. Also das eine schließt das andere aus.
wieso das ? ich bin doch ebenfalls existierend, also in "allem
existierenden" mit eingeschlossen ?
und eine reine betrachterstellung gibts garnicht (siehe physik), denn
auch der betrachter ist immer und stets mit im spiel = betrachter +
betrachtetes (subjekt + objekt) sind immer ein gesamtkomplex,
was ja gerade DAS problem ist = man kann zwischen beobachter +
beobachtetem keine grenze legen (in physik nicht, und auch im RK nicht)
, ohne eben auf widersprüche zu stoßen, die erst dadurch
weggehen, dass man beobachter+beobachtetes als gesamtkomplex betrachtet
man könnte sogar, vereinfacht, es so ausdrücken:
die physik löst das B-B problem, indem sie es als gesamtkomplex behandelt,
der RK löst es, indem er das beobachtungsobjekt "als subjektiv gemachtes
(hirnerzeugtes)" in den beobacher hineinverlegt
---
und nur im unkritischen alltag besteht zwischen objekt und subjekt
natürlich eine klare grenzziehung, weil im alltag die damit auftretenden
widersprüche eben keine rolle spielen,
was durchaus ans thema mathematik versus umgangssprache erinnert
Vor langer Zeit habe ich schon geschrieben, dass das
"Sich-selbst"
allgemein unmöglich ist. Und gerade ein Radikaler Konstruktivist denkt
so. Auch du siehst dich nie im Spiegel. Und wenn du sagst, dass du
dich im Spiegel siehst, dann bist du der Betrachter, der dich und den
Spiegel sieht.
ich weiß immerhin, dass mein spiegelbid höchst "problematisch" ist, (1)
aufgrund symmetriebrechung = rechts-links umkehrung, und (2) und nicht
so offensichtlich, weil ein spiegel das licht nicht etwa
einfach zurückwirft (wie im alltag gemeint), sondern das einfallende
licht verarbeitet, ehe er reflektiert, sodass mein spiegelbild gegenüber
mir-tatsächlichem-bild zeitverschoben + rotverschoben ist,
und das ist nicht etwa ein relativistischer effekt, sondern arbeitsdauer
und simpler energieverlust im spiegel (mit abfallwärme-erzeugung im
spiegel) = einfach gesagt, ich sehe mich im spiegel keineswegs so,
wie ich in dem moment wirklich bin
dass ich der betrachter bin, der aus dem vom spiegel reflektierten erst
selbst das "huch, das bin ja ich" hirnlich konstruiert (als
aufinterpretation der einlaufenden lichtsignale), stimmt,
weshalb das für andere tierarten durchaus problematisch ist, oder völlig
anders läuft (das eigene "spiegelbild" zu erkennen, halte ich jedenfalls
nicht für einen gültigen = validen
"intelligenztest" an tieren)
Die Gedanken sind frei, und wenn du schon das eine mit dem anderen
synonym benutzt, dann kann ich zu jeder Sache sagen oder gar von oben
herab sagen: Das ist Ideologie.
ne, kannst du eben nicht!, weil "ideologien" gleiche grundstrukturen
haben (zb (angebliche) absolute wahrheiten), die sie zu einer ideologie
machen (statt meinung, ansicht, usw),
zb religionen sind ideologien, die unterschiedlichen meinungen zur zb
spd sind keine, aber die spd selbst ist wieder eine zumindest
ideologieforme machung (gilt auch für die anderen
machungen des parteienspektrums), vielfältige meinungen zu impfungen
sind keine ideologien, gerinnt das aber zu einem satz von urteilen, zb
impfungen sind in wahrheit vergiftungen, usw.,
erfüllt das die grundstrukturen von ideologien
und alle ideologien sind schon deshalb zu meiden, zu verwerfen, weil sie
aufgrund des "festgebackenseins" ihrer grundstrukturen (etwa ihrer
kanonisierten grundüberzeugungen) nicht
anpassungsfähig an neues sind, an veränderungen - gut zu sehen zb anhand
der ehemaligen DDR - alle ideologien scheitern früher oder später an der
simplen wirklichkeit,
salopp ausgedrückt, weil die wirklichkeit immer mehr (spektrale)
wahrheiten enthält, als der stark eingeengte kanon ideologischer
wahrheiten abbilden kann, denn jede ideologie muss
den kanon ihrer wahrheiten beschränkt halten, um ideologie sein zu
können, wirken zu können, etc.
(und, ein "geheimnis", meist sind es nur maximal 7 stück im kanon von
ideologien, einfach deshalb, weil der menschliche kurzzeitspeicher (im
hirn ist der) auf ca 210 bit begrenzt ist,
so gefährlich ideologien also einerseits sind, so maßlos simpel sind sie
ihrer immergleichen grundstruktur)
>
>>
>> „Das Konzept der Autopoiesis ist eine Teilmenge des allgemeiner
>> gültigen ontologischen Konzepts der [emergenten = nö nö]
>> Selbstorganisation. Das Gegenteil ist Allopoiesis.“ aus
>>
https://de.wikipedia.org/wiki/Autopoiesis das mag -ungefähr- stimmen, wobei
man mit dem thema "selbstorganisation"
natürlich ein sehr großes (und fast anderes) fass aufmachen würde (ist
dir denn garnichts heilig?)
wh.
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