Am 21.10.2024 um 22:37 schrieb ingo_mack über PhilWeb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
Die Neutrinos zeigen also ein kohärentes Verhalten. ... solange die Naturgesetze
Gültigkeit besitzen. Jetzt kann man sich fragen, wie lange Naturgesetze ihre Gültigkeit
behalten? bis eine neue Definition von Gesetzmäßigkeiten gefunden wird? bis
"Schwächen" in den Gesetzmäßigkeiten, also "undichte“ Ausnahmen abgedichtet
werden?
Hi IM,
Naturgesetze bleiben innerhalb ihres Anwendungs- und Genauigkeitsbereiches dauerhaft
gültig. Gleichwohl sind die Neutrino-Oszillationen ein interessanter Hinweis darauf, dass
das Standard Modell (SM) erweitert werden sollte; denn in ihm sind die Neutrinos masselos,
während aus den Messungen der Neutrino-Oszillationen endliche Massenverhältnisse gefolgert
werden können.
Allen und Lidström haben die Art der Neutrinomassen unter Punkt 10 in ihre Liste der 42
fundamentalen Fragen aufgenommen:
https://arxiv.org/abs/1804.08730
Perez-Gonzalez und Shergold haben ausgehend vom kosmischen Neutrino-Hintergrund eine
minimale Erweiterung des SM vorgeschlagen:
https://arxiv.org/abs/2410.11941
Die Existenz eines „Neutrons“ (später von Fermi Neutrino genannt) wurde ja 1930 von Pauli
postuliert, um das kontinuierliche Elektronenspektrum beim Beta-Zerfall zu erklären. Falls
Du die lesenswerte Übersicht Straumanns zu Paulis wichtigsten Arbeiten noch nicht kennen
solltest:
https://arxiv.org/abs/physics/0010003
Auf die Neutrinohypothese geht Straumann ab S. 14 ein. Der erwähnte Brief Paulis an
Meitner zur Rettung des Energiesatzes ist beim CERN klickbar:
https://cds.cern.ch/record/83282/files/meitner_0393.pdf
Pauli war ja auch mit Jung befreundet und suchte via „Synchronizität"
Tiefenpsychologie mit „Tiefenphysik“ zu verbinden. Vom experimentellen Nachweis der
Neutrino-Oszillationen wusste er noch nichts, hätte sich aber sicher weitergehende
Gedanken dazu gemacht.
IT