Am 24. Juli 2018 um 03:47 schrieb K. Janssen:
Unter Moral wird demnach ein Normensystem verstanden,
welches auf
vernunftbasiertes, „richtiges“ Handeln mit Anspruch auf Allgemeingültigkeit
abzielt. Unterschiedliche Normensysteme bedingen verschiedene Moralen, die
wissenschaftlich in Teildisziplinen der Ethik (deskriptiv, normativ) als
übergeordnete Ebene, vornehmlich in der Moralphilosophie, wie auch u.a. in
der Soziologie und Theologie behandelt werden.
Ich habe hier "Ethik" als eine Art "Moral aus Moralphilosophie"
betrachtet und "Moral" eben als die Sitten der Gesellschaft, wie sie
mehr oder weniger bestehen.
Moral nun in Bezug nehmen für eine kategorisch
wertende Typisierung
„amoralischer vs moralischer Aufklärer“ könnte insofern verfänglich sein, da
unter „amoralisch“ in unserem Sprachgebrauch zuvorderst ein der Sittlichkeit
widersprechendes Verhalten angenommen wird.
Ich habe ja bewusst noch zwei andere Ausdrücke dafür erfunden:
"Deskriptive Analytiker" vs. "Ethiker"
Der "Ethiker" (im Sinne dieser Einteilung) entwickelt eine neue Moral
af Basis von dem, was an Moral verbindlich ist.
Der Analytiker dagegen löst die Moral in ihre Bestandteile auf, die
ihrerseits nicht mehr normativ Verbindlich sind. Er erklärt oder
versucht besser gsagt zu erklären, warum Menschen so handeln, wie sie
es tun. Also nicht unbedingt "Du sollst nicht Ehebrechen", sondern sie
erklären, wieso die Ehe als gesellschaftliche Institution entstand und
wieso sie aufrecht erhalten wird.
Streng genommen gibt es damit vielleicht eine gute Erklärung, aber die
Moral wird auch unverbindlich. Es wird nicht mehr erklärt, wieso nicht
beispielsweise eine andere Gesellschaft möglich sein sollte. Natürlich
waren nur wenige aufklärer dem utopischen Denken anheimgefallen, aber
die meisten glaubten fest an den Fortschritt der Menschheit.
Aber genau darum geht es mir.
Es macht einen gewaltigen Unterschied, ob ich nur erkläre, wieso wir
z. B. das Gefühl haben, wir müssten eine Erwerbsarbeit suchen und
finden oder ob ich begründe, wieso es die Pflicht jedes Mannes (!)
ist, zu arbeiten.
Letzteres wäre der Job der Ethiker. Ersteres dagegen wäre die Aufgabe
der Analytiker.
Die Frage lässt sich darauf reduzieren, ob das "normative Element" bei
der Analyse verloren geht oder nicht.
Vollkommen anders sieht die Situaton freilich in der Erkenntnistheorie
aus: Die Analyse unserer Erkenntnisse zeigt mir vielleicht auf, wie
wir Menschen etwas erkenenn können. Sie ist selbst eine Erkenntnis,
wenn auch vielleicht nur ein Irrtum. Jedenfalls würde nie jemand
sagen, dass durch die Analyse der Anspruch auf wahrheit selbst
erleminiert wird.
Bei der Ästhetik oder Metaphysik ist es ähnlich. Wenn jemand
analysiert und versucht zu verstehen, wieso etwas Existiert, was es
bedeutet, zu existieren oder warum etwas schön ist, dann wird die
Schönheit nicht aufgelöst.
Es kann aber passieren, dass ich schreibe: "Die Instution des
Privateigentums ergibt sich aus der Kulturgeschichte des vorderen
Orients" (was wohl falsch ist) und schon werden einige Leute auf den
Gedanken verfallen: Ja, eigentlich war das eine falsche Entwicklung,
mit dem Eigentum.