Am 09.01.2020 um 17:33 schrieb Ingo Tessmann:
Am 09.01.2020 um 00:04 schrieb Claus Zimmermann
<mail(a)clauszimmermann.de>de>:
Allgemein: Redet man über Zeichen, muss und kann nichts bewiesen werden, redet man über
Bezeichnetes, ist man beweispflichtig. Sowohl im Alltag als auch in der Wissenschaft. Nur
inhaltliche Aussagen sind durch Gegenbeispiele widerlegbar, ob es sich nun um Vermutungen
oder um zwar nicht methodisch aber durch Lebenserfahrung erworbene Gewissheiten handelt.
Soweit Theorien also nicht durch Gegenbeispiele widerlegbar sind, handelt es sich offenbar
um Formen ohne Inhalt.
Hi Claus,
solange Du Strukturebenen, Quantifizierungen und Wahrscheinlichkeiten ignorierst reden
wir wiederholend aneinander vorbei. Nur in der (inhaltslosen) Mathematik gibt es Allsätze,
die durch Gegenbeispiele widerlegbar sind, im Alltag und in den empirischen Wissenschaften
werden (inhaltliche) Existenzbehauptungen aufgestellt, die direkt beweisbar sind, oder
Wahrscheinlichkeitsbehauptungen, die durch Ausnahmen bestätigt und nicht widerlegt werden.
Hallo Ingo,
Aussagen über alle Schuhe in einem Karton oder alle Wähler eines
Wahlkreises sind doch unproblematisch.
Es ist klar, daß man über "alle Elemente eines Gegenstandsbereichs" nur
dann redet, wenn ein Beweis (durch Anschauung) erforderlich und eine
Widerlegung etwa durch ein Gegenbeispiel zugelassen ist.
Ich höre in Alltagssituationen fortwährend Beispiele der Art: Rede: „Die meisten Raucher
sterben vorzeitig an Lungenkrebs.“ Gegenrede: „Aber mein Oper rauchte sein Leben lang und
wurde über 80.“ Rede: Ja, Ausnahmen bestätigen die Regel.“ Schweigen. Meiner Erfahrung
nach, tun sich meine Mitmenschen schwer mit Wahrscheinlichkeitsaussagen, nicht nur in der
Medizinischen Statistik. Dass in der Schule Wahrscheinlichkeitsrechnung und Stochastik
gelehrt werden, scheint mir eher die Ausnahme als die Regel zu sein.
Von Wahrscheinlichkeitsrechnung habe ich nur hier und da mal was
aufgeschnappt und gleich wieder vergessen. Was mir dazu einfallen würde
(vielleicht als vergessene Erinnerung): Wenn sich in einer Lostrommel 9
weiße Kugeln befinden und 1 schwarze Kugel befindet, dann kann ich ohne
hellseherische Fähigkeiten vorhersagen, wie das Ergebnis ausfallen wird,
wenn alle Kugeln der Reihe nach gezogen werden. Ich könnte das so
ausdrücken, daß ich die Wahrscheinlichkeit für weiß mit 9 zu 10 und für
schwarz mit 1 zu 10 beziffere, was nur ein anderer Ausdruck für das
Verhältnis zwischen schwarzen und weissen Kugeln wäre, aber nicht
ausschlösse, daß bei 10 Ziehungen aus einer mit diesen 10 Kugeln
gefüllten Trommel zehnmal hintereinander schwarz gezogen würde.
Rein deduktiv wird es nicht gehen, wenn man sich
nicht auf Formenlehre beschränken, sondern inhaltliche Aussagen machen will. Ob man
vielleicht nur den deduktiven Teil mit dem Namen Theorie adelt, weiß ich nicht und ist ja
auch mehr eine terminologische Angelegenheit.
Es gibt Theorien und Experimente bzw. theoretische und experimentelle Physik, und die
Übergangsregeln zwischen ihnen.
Ok, ich hatte schon angenommen, daß Hypothesen nicht im Experiment
überprüft, sondern nachgerechnet werden.
Claus