Am 02.06.2020 um 12:11 schrieb waldemar_hammel via
Philweb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
und vielleicht die erinnerung an leonardo von pisa,
jenen unseligen rechenmeister,
der die indische ziffer "null" völlig falsch ins abendländische übersetzte,
woraufhin überhaupt erst u.v.a. der disput um unendlichkeiten aufkam
Hi Waldemar,
der "Disput um Unendlichkeiten" ist sehr viel älter und reicht weit in die
Antike zurück und auch eine „Null" gab es bereits vor der Übernahme aus Indien bei
den Chinesen und den ursprünglichen Südamerikanern. Mehr dazu findet man im 1. Band des
lesenswerten Werks "6000 Jahre Mathematik“. Dazu zwei Leseproben:
In China kamen mindestens seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. einfache Zahlzeichen auf,
"aus denen die späteren Säbchenzahlen hervorgegangen sind. Mit ihnen rechnete man auf
einem Brett mit Feldern, in die die Stäbchen gelegt wurden. Das chinesische Stäbchensystem
ist dezimal aufgebaut, aber kein völlig
durchgebildetes Positionssystem. Wie im indisch-arabischen Zahlensystem 'schrieb'
man die Zahlen von links nach rechts. Zur Vermeidung von Irrtümern wurden dabei die Einer
in die Spalte am rechten Rand des Brettes gelegt, für eine Null wurde das entsprechende
Feld leer gelassen.“ Die Null als Symbol der Leere scheint also aus der frühchinesischen
Philosophie hervorgegangen zu sein. Über den ältesten Nachweis des Rechnens mit einer
„Null“ wird aber nach wie vor gestritten.
"Die Maya-Tolteken-Kultur besaß eine ausgereifte, wenn auch komplizierte Schrift, die
bis heute trotz des Einsatzes von Computern noch nicht endgültig
entschlüsselt werden konnte. Bezüglich Astronomie und Kalenderrechnung waren die Maya
von einer Art Leidenschaft und geradezu Besessenheit. Allerdings muss man bedauernd
feststellen, dass der allergrößte Teil der schriftlichen Zeugnisse durch den fanatischen
Bekehrungseifer der Spanier vernichtet worden ist; nur drei, allerhöchstens vier
Maya-Handschriften sind erhalten geblieben. Das Zahlensystem war ein (unreines)
Positionssystem zur Basis 20 mit einer „Null“ (wie bei den Azteken und in Europa bei den
Kelten). Etwas stilisiert wurden die Zahlen 1 bis 19 durch eine Kombination von Punkten
und waagerechten Strichen mit einem Punkt für eine Einheit und einem Strich für fünf
Einheiten bezeichnet.“ Die Null im Positionssystem geht womöglich auf die Maya zurück.
und die einfache aussage,
dass es in natura nichts gibt, dass den begriff "unendliches" rechtfertigt,
unsere zb mathematik stimmt also hier (wieder mal) nicht mit natura überein ...
Ebenso wie die Kunst hat auch die Mathematik nicht nur die Natur nachzuahmen, sich
vielmehr visionär in ihren Zahlenuniversen zu entgrenzen.
Von dort grüßt
Ingo