Hallo Karl,
Einen Ausdruck wie "Wahrnehmung der Existenz" finde ich schwierig. Ich stelle
nach dem üblichen Sprachgebrauch ja nicht durch Wahrnehmung fest, daß etwas konkretes
existiert, sondern ob *so etwas* existiert. Man kann den Ausdruck natürlich anders
verwenden, wenn man möchte, sollte aber dann erklären, auf welche Weise.
Bei Wittgenstein ist es halt so, daß sich philosophische Aussagen und Beweise
verdünnisieren, wenn man sie genauer ansieht. Was übrigbleibt, ist aber nicht Zählen und
Messen, sondern der Kampf gegen diese ja nicht an den Haaren herbeigezogenen
Windmühlenflügel.
Claus
Am 13. Sep. 2020, 15:35, um 15:35, Karl Janssen <janssen.kja(a)online.de> schrieb:
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Am 12.09.2020 um 20:08 schrieb Claus Zimmermann
via Philweb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
(Zu den Voraussetzungen dieser Begriffsbildungen
scheint mir zu
gehören, daß man sich etwas unter einer Person vorstellen kann.
Vielleicht kommt man nicht als Person zur Welt, sondern wird dazu erst
durch Erfahrung.
Sehr sicher, denke ich ebenso, spielt die Erfahrung der
Zwischenmenschlichkeit, vor allem der Eingebundenheit in eine
Gemeinschaft (Familie, Gruppe etc.). Das wollte ich mit Bubers
dialogischem Prinzip verdeutlichen.
Wenn nur Sehen, Fühlen, Riechen stattfände, ohne
daß man angelacht
und gekitzelt würde und ohne daß man feststellen würde, daß sich
der
"Film" vorübergehend abschalten läßt, indem man z.B. die Augen
schliesst - wie sollte er dann irgendjemandem als Betrachter zugeordnet
werden? Wem denn?
Das wäre der allgemein-tierische Teil der
Entwicklung.
Womöglich sogar der entscheidende Anteil basaler
Persönlichkeitsentwicklung mittels enger sozialer Beziehung.
Zum spezifisch menschlichen gehören die
Personalpronomina.)
Also würde ich darunter die weitergehende Ausformung der Persönlichkeit
durch allgemeine gesellschaftliche Beziehungen verstehen.
Was bedeutet "existieren"?
Die Existenz von Säbelzahntigern wird dadurch bewiesen, daß man ein
Exemplar
präsentiert. "Es gibt Säbelzahntiger" bedeutet: Ich kann dir -
im Prinzip jedenfalls - einen zeigen.
Was bedeutet also "ich existiere"?
"Ich kann dir die Person zeigen, auf die ich gerade zeige oder die
ich gerade
sonst irgendwie kenntlich mache."
Also eine Tautologie, nicht ein unbezweifelbarer
Satz, sondern einer
ohne Inhalt.
Die (passive wie aktive) Wahrnehmung der Existenz durch Subjekt -
Objekt - Beziehung. Eben, wie ich es durch Bubers Ausführung
verdeutlicht sehe. (Ich zitiere es nochmal hier):
„Der Mensch wird am Du zum ICH“. Diese Ausrichtung auf
Zwischenmenschlichkeit („...erst der Mensch mit dem Menschen ist ein
rundes Bild.“) drücken die in diesem Zusammenhang geschaffenen
Wortpaar-Begriffe „Ich-Es“ und „Ich-Du“ aus.
Buber formuliert, wer aus „Ich-Es“ spricht, erfährt die Welt, macht sie
sich nutzbar und zweckdienlich, während mit dem „Ich-Du“ das ICH in
eine real unmittelbare Beziehung zu einem Menschen tritt.
Kannst Du in Bezug auf Deine Argumentation damit etwas anfangen?
Grüsse und gute Besserung
Vielen Dank - ich kann‘s gut brauchen!
Mit bestem Gruß an Dich und in die Runde!
Karl
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