Am 29.12.2019 um 19:27 schrieb Claus Zimmermann
<mail(a)clauszimmermann.de>de>:
Wie kommst du darauf, daß das ironisch gemeint gewesen wäre? Denken wir an
(Neben-)Wirksamkeitstests bei Medikamenten oder Unschädlichkeitestests bei Medikamenten.
Da probieren wir nicht ein bisschen rum und sagen dann: wird schon stimmen! Und das
begleitet uns ja durch den Alltag. Wir würden nicht den Bürgersteig betreten, wenn wir die
Befürchtung hätten, darin unterzugehen wie im Wasser. Ich sage sicherheitshalber, daß das
nicht ironisch gemeint ist. Für ein Baby ohne Lebenserfahrung ist das nicht
selbstverständlich. So selbstverständlich, daß jeder, der es erwähnt, für nicht ganz dicht
gehalten wird, wird es, wie Hume betont, erst durch wiederholte Erfahrung und Gewöhnung.
Aber wie wir wissen ist eine sinnvolle Hypothese falsifizierbar. Oder unm
Zusatzbedingungen zu ergänzen wie "Medikament M wirkt nicht bei Blutgruppe B".
Hi Claus,
wie ich auf Ironie kam, meinte ich erläutert zu haben und so kann ich mich nur
wiederholen: „`Immer, wenn-dann' gilt nicht einmal in der Physik, geschweige denn in
der Soziologie. Ausnahmen bestätigen die Regel und zwischen dem sicheren und dem
zufälligen Ereignis liegt das weite Feld der Wahrscheinlichkeit. Neben der Verlässlichkeit
oder der Wahrscheinlichkeit einer Korrelation geht es vor allem darum, ob überhaupt eine
echte bzw. mehr als nur formale Korrelation besteht. Hinsichtlich des Gültigkeitsbereichs
eines wenn-dann-Satzes ist sein Beweis wesentlich.“
Nichts gilt immer, wir haben es aber immer mit Näherungen zu tun in den empirischen
Wissenschaften. Aus Erfahrung und Gewöhnung gewonnene Selbstverständlichkeiten können
scheitern. Und auf dem Gehweg kann ich unerwarteter Weise untergehen, wenn ich in ein
nicht gesichertes Bohrloch mit Wasser tappe. Philosophen mögen sich auf die
Alltagserfahrung verlassen, Wissenschaftler hinterfragen und problematisieren sie. In
meiner aufmüpfigen Jugendzeit zitierte ich gerne den Jugendverführer Sokrates und den
Zweifler Descartes mit dem Satz: „An allem muss gezweifelt werden“.
Es grüßt,
Ingo