Am 24.05.2021 um 15:01 schrieb Joseph Hipp via Philweb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
Auch der Verlust der "geschichtlichen" Anschaulichkeit, den ich aus dem Jahre
1920 zitierte, geht in diese Richtung. Wenn es keiner Anschaulichkeit bedarf, bedarf es
auch keines Trägers, der anschauen kann, keiner Intuition, auch wenn der Autor des Satzes
an Intuition glaubte, dann kann ein guter Rechner genügen. Ich habe noch ein Buch irgendwo
vorliegen, in dem ein Autor bewies, dass eine Person genauso wie ein Computer vor sich
ging, beim interpolierenden Problemlösen, also dass es da keinen Unterschied gab. (Rechner
als Person oder als Maschine, die Zweideutigkeit wurde wohl bemerkt.) Dann drückt sich die
Beschreibung genauso nach innen wie auch das Denken die Beschreibung nach außen herstellt.
Was in der Person ist, kann unbekannt bleiben.
Hi JH,
das Anschauchlichkeitsproblem in der Physik lässt sich nicht aus Wikipedia-Artikeln heraus
hinreichend verstehen, geschweige denn lösen. Und warum sollte Intuition nicht
unanschaulich sein können?
Zur vielfältigen Kritik damals an Einstein empfehle ich: Klaus Hentschel:
"Interpretationen und Fehlinterpretationen der speziellen und der allgemeinen
Relativitätstheorie durch Zeitgenossen Albert Einsteins“, 1990
Zum Anschaulichkeitsproblem allgemein: V. P. BRANSKIJ: DIE PHILOSOPHISCHE BEDEUTUNG DES
ANSCHAULICHKEITSPROBLEMS IN DER MODERNEN PHYSIK, 1963
Und wie steht es mit der vielzitierten Arbeit Heisenbergs von 1927: "Über den
anschaulichen Inhalt der quantentheoretischen Kinematik und Mechanik.“?
Hat Heisenberg womöglich die durch Einstein angeblich verloren gegangene „Anschaulichkeit“
in der Physik wieder erlangen wollen? Welche Ideologien dabei jeweils eine Rolle spielten
und bis heute spielen, ist ein interessantes Thema der Ideologiekritik.
IT