Am 29.12.2019 um 18:35 schrieb Claus Zimmermann
<mail(a)clauszimmermann.de>de>:
Ich hoffe, den Kausalitätsbegriff damit nicht komplett undurchsichtig gemacht zu haben.
Im Grunde kann man es reduzieren auf "wenn der Blitz einschlägt, macht es aua".
Das ist alles, was wir wissen. Wissenschaftlicher Fortschritt besteht nur in einem Zuwachs
an Präzision, aber nicht darin, zu andersartigen Erkenntnissen zu kommen.
Hi Claus,
Wissenschaft ist hochstilisierte Lebenspraxis, darüber sind wir uns wohl einig. Aber der
Zuwachs an Präzision durch Technik und Mathematik scheint mir gleichwohl zu andersartiger
Erkenntnis zu führen. Denn quantitative Genauigkeit wohnt bereits unseren Sinnen inne,
wird in den Sprachspielen der Philosophen (die natürlich nicht nur Spielerei sind) aber
einfach übergangen. Ist das Kausalitätsprinzip erst einmal mathematisiert, wird es
belanglos wie ich das Wort `weil’ verwende oder verstehe.
Die Umgangssprache ist doch unseren Lebenszusammenhängen hier auf der Erdoberfläche
erwachsen. Wie soll ich mit ihr darüber hinaus gehende Erkenntnisse erlangen können? Die
Physik des 20. Jahrhunderts wird durch Mathematik und Technik bestimmt, nicht um das
Gerede darüber. Das dient nur den Interpretationen und zum Erzählen von Geschichten. Was
zählt ist der Formalismus. Ich halte mathematisiertes Wissen für andersartig als
umgangssprachlich formulierte Gewohnheiten. Du offenbar nicht.
Denk nur einmal an die Bedeutung von Schwell- und Grenzwerten oder an den
Genauigkeitsschub, den die Atomuhren gebracht haben. In den Navigationssatelliten werden
die Zeiten momentan auf 14 Stellen genau ermittelt. Damit aber auf der Erde
Millimetergenau lokalisiert werden kann, sind in den Uhren 18 Stellen erforderlich. Mit
Atomuhren ist das nicht mehr zu machen, es müssen Atomkernuhren entwickelt werden. Schon
in einigen Jahren dürften die ersten Thorium-Uhren stabil funktionieren - und aus dem All
wird Deine Augenfarbe ermittelbar …
Es grüßt,
Ingo