Am 29.11.2021 um 11:14 schrieb Joseph Hipp via Philweb:
[Philweb]
Am 29.11.21 um 01:53 schrieb K. Janssen via Philweb
einiges, ich habe festgestellt, dass einige Wörter, eher Lemmata (oder
gar Korpora) bei ihm immer wieder vorkommen. Diese kommen bei mir
nicht vor, und komme mit denen ich nicht klar. So ging ich und schaute
mir als Beispiel an:
https://de.wikipedia.org/wiki/Weltanschauung.
Zuerst habe ich festgestellt, dass dessen Worthäufigkeit im Jahr 1975
mit 20 seinen Höhepunkt hatte, jetzt etwa 1. Es bedarf des Wortes also
nicht so sehr. Das Wort Philosophie hat immerhin die Zahl 10.
Die Worthäufigkeit ist differenziert zu sehen, ok, aber sie ist ein
Anhaltspunkt. Hier habe ich herausgefunden, dass das Wort
"Gerechtigkeit" in Gerichtstexten eher selten ist:
https://www.lto.de/recht/feuilleton/f/rechtslinguistik-datenanalyse-fachspr…
Dort ist auch der interessante Satz: "Über "Gerechtigkeit" können
Politiker Sonntagsreden halten, vor Gericht geht es um den konkreten
Sachverhalt und seine dogmatische Einordnung."
Gibt es einen analogen Satz mit dem Wort "Weltanschauung"?
Deine Passion scheint die Suche nach Fehlern, vornehmlich im Bereich der
aktuellen Sprach- und Schriftgestaltung zu sein. Es scheint mir eine
sehr kritische Schreibgebrauchsbeobachtung zu sein, aus der sich ein
Anspruch an Sprachverwendung ergibt, dem ich definitiv nicht gerecht zu
werden vermag.
Unter dem von Dir gegebenen Link auf Wikipedia findet sich zum Begriff
„Weltanschauung“:
„/Unter einer Weltanschauung versteht man heute vornehmlich die auf
Wissen, Überlieferung, Erfahrung und Empfinden basierende Gesamtheit
persönlicher Wertungen“ (Wikip)
/
Ziemlich genau dieser Begriffserklärung entsprechend verwende ich
üblicherweise die Begrifflichkeit von Weltanschauung und somit eben auch
in meinem letzten Beitrag; allerdings ohne mich vorher dieser
lexikalischen Definition vergewissert zu haben.
In diesem Zusammenhang ist mir allerdings unerklärlich, warum ich mit
der Verwendung des Begriffs zu dessen Lemmatisierung beigetragen haben soll.
Wollte ich mich hingegen an der massiv um sich greifenden
Wortschatzverkürzung auf einige „Hit Words“ zur Beschreibung von
Lebensgefühl, von Sicht auf Mensch und Lebenswelt beteiligen, würde ich
mit der Verwendung von mega, geil, cool usf. megakrass zur Erweiterung
des Korpus des zeitgemäßen Wortschatzes bemühen. Das liegt nicht in
meiner Absicht, wenngleich ich bei Verwendung üblicher elektronischer
Kommunikationsmittel unweigerlich auch zur Erweiterung/Pflege digitaler
Korpora beitrage.
Als ich dann all das dachte, was mir das Wort "Weltanschauung" zu
denken gab, wurde ich bestätigt. Mit dem Wort könnte ich nicht viele
sinnvolle Sätze sagen. Doch einiges wurde mir klar: Diejenigen, die
das Wort benutzen, haben meist einen Grund dafür. Sie können ihre
Weltansichten miteinander vergleichen, ich kann das nicht, weil ich
keine habe. Haben sie das bessere Mikroskop oder Teleskop als
derjenige, der das Wort nicht benutzt? Sehen sie die Welt, sich selbst
inklusive? Das kann ich nicht, mir fehlt ein Spiegel, in dem ich mich
selbst sehe, und gleichzeitig alles um mich herum. Oder ein Mikroskop,
das gleichzeitig Teleskop wäre. Also habe ich mich hier im Kreise
gedreht. Bin ich jetzt mit in der Blockade?
Warum glaubst Du, keine Weltanschauung zu haben?!
Du hast doch Wissen, beziehst Dich unweigerlich auf Dir überlieferte
Vorstellungen von Mensch und Lebenswelt, hast selbstredend
(Lebens-)Erfahrung und definitiv auch Empfindungen; all diese
Eigenheiten stellen die Gesamtheit Deines Persönlichkeitsprofils und
damit auch die Grundlage für persönliche Wertungen (wie eben die hier
zuletzt vorgebrachten) dar.
Beste Grüße! - Karl
Joseph Hipp
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