Am 31.07.2024 um 00:54 schrieb Karl Janssen
<janssen.kja(a)online.de>de>:
Das ist eine Frage, die sich Penrose/Hameroffauch gestellt haben. Die Hameroffschen
„Microtubuli“ (schwingende Gebilde im Gehirn) werden chemisch temporär „disabled“, somit
daran gehindert, per Resonanz mit dem Umfeld verbunden zu sein. Sobald diese Blockade
wieder gelöst ist (Aufwachen nach der Narkose) geht es wieder munter weiter mit dem
Resonanzgeschehen zwischen Gehirn und seiner biochemischen Umgebung. Soweit zur These von
Hameroff/Penrose, die jedoch z.B. von Max Tekmark vehement bestritten wird. Andere
diesbezügliche Denkmodelle finden sich bei Tononi:
„Jeder weiß, was Bewusstsein ist“ (meine Frage: wissen wir es wirklich?)
Tononi weiter:
„Es ist das, was jede Nacht verschwindet, sobald wir in einen traumlosen Schlaf fallen,
und wiederkommt, sonald wir aufwachen oder träumen. So gesehen ist der Begriff Bewusstsein
synonym mit Erleben“
Moin Karl,
darüber hatten wir uns wiederholt ausgetauscht und für mich ist die
Penrose/Hameroff-Hypothese ein weiteres Indiz für die physisch basierte Psyche.
Hinreichend Genaues für einen Beweis weiß man noch nicht.
Selbstredend hat Psyche (also Bewusstsein) keinen Ort
ohne Physis, was mit deren temporär wie endgültigen Ausschalten (Exodus) hinreichend
gezeigt ist.
Damit ist jedoch nicht gezeigt, dass die Physis zum Primat erhoben ist, da sie ohne
Psyche, sprich ohne Geist eben nichts als leblose Masse darstellt. Es ist die
wechselwirkende Einheit von Körper und Geist, die man ganzheitlich und nicht dualistisch
in Betracht zu nehmen hat.
Warum der geistige Überbau? Das (psychische) Erleben erwächst schlicht dem (physischen)
Leben. Wir können darin eine Innen- und eine Außenperspektive einnehmen, ganz ohne die
angeblich ganzheitlich in Betracht zu ziehende „wechselwirkende Einheit von Körper und
Geist.“ Versuche einfach mal die traditionsbeladenen Bildungsbegriffe beiseite zu lassen.
Das technische Beispiel eines Computers (so trivial es
anmuten mag) zeigt, was ich zum Ausdruck bringen will:
Die Hardware eines Computers ist als „Körperlichkeit“ und somit als pure Physis zu sehen.
Ohne darauf ablaufende Softwareprogramme, wäre sie ein nutzloses Gebilde.
Als entscheidendes, substratunabhängiges Element einer Rechnereinheit ist die darauf
laufende Software (in Teilen das BS, in Gänze der Programmcode) zu sehen.
Das Primat bezüglich der Nutzung, resp. der Existenz von Rechnern überhaupt, liegt also
weder isoliert in der Hard- noch in der Software, sondern in seiner Einheit - eben der
Rechnereinheit (wie diese auch als stehender Begriff etabliert ist).
So gilt für diese Einheit: Nichts geht diesbezüglich, wenn deren Elemente voneinander
getrennt sind, d.h. weder ohne Hardware, noch ohne Software keine Rechenleistung, im
übertragenen Sinn also kein „Computerleben“, einerlei, ob man erstere oder letztere zum
Primat erheben wollte.
Warum immer wieder die Maschinenanalogie wenn es um Organismen geht? Das evolvierte, der
Natur erwachsene, Gehirn bringt in der Biosphäre das Bewusstsein hervor, aber Menschen
schreiben Software für Computer, die sie erbaut haben. Die Software kann mathematisch auch
ohne Computer nachvollzogen werden und der Computer funktioniert auch ohne Software
gleichsam im Leerlauf. Versuche einmal einem wachsenden Organismus und einem handelnden
Menschen auf die Schliche zu kommen.
Ebenso das Menschsein: Körper und Geist formen den
Menschen, lassen ihn lebendig, aktiv sein: „Anima forma corporis“. Geist und Körper als
hylemorphistische Einheit und eben kein dualistisches Unterscheiden, resp. Priorisieren
zwischen res cogitans und res extensa.
Das heisst nun nicht, dass man keine trennende Sicht auf Geist und Körper haben könnte,
diese jedoch nicht im Sinne einer dualistischen Betrachtung vorgenommen sein kann.
Dem steht aber nicht entgegen, die sog. Seele (das innerste Wesen) des Menschen dem
introspektiven Bereich der „res cogitans“ und somit auch seiner Subjektivität zuzuordnen.
Hingegen die „res extensa“ der Körperlichkeit des Menschen in den objektiven
Gesichtspunkten von Maß, Zahl (sic!) und Gewicht etc. zu werten ist.
Somit ergibt sich eine Verbindung hinsichtlich einer zeitgemäßen Sicht, sowohl im Sinne
einer philosophischen, vornehmlich auf die Einheit von Geist und Körper bezogene, sowie
die eher naturalistisch-reduktionistische Sicht auf den Bereich des Physischen.
Ich wiederhole: Versuche einfach mal die traditionsbeladenen Bildungsbegriffe beiseite zu
lassen.
IT