Am So., 12. Dez. 2021 um 12:13 Uhr schrieb K. Janssen via Philweb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
/wh: "wenn ein schopenhauer zb einblick in die
quantenwelt gehabt hätte,
und/oder einblicke ins weltall, hätte er sein damals ja mögliches "wille
+ vorstellung" mit sicherheit nicht als "des rätsels lösung" betrachtet,
und weil das so ist, müssen wir heutigen mit unserem wissen "die
schopenhauers" als unsinnig ansehen.
Fürs Protokoll: Ich habe Schopenhauer nicht als Lösung zitiert,
sondern als Beispiel für einen Atheisten, der die Nichtexistenz Gottes
metaphysisch herleiten kann.
Ich hätte auch einen Materialisten (dialektisch oder nicht) hernehmen
können, der sagt: "Alle Wirklichkeit ist materiell. Gott ist
immaterieller Geist. Ergo ist Gott nicht Teil der Wirklichkeit".
Wie schopenhauer jetzt auf die Quantenphysik reagiert hätte, spielt
keine Rolle, da ich (a) nicht basierend auf der Autorität alter
Geister argumentiere und (b) mich ohnehin nicht auf seinen Standpunkt
stelle. Er dient mir als Ausgangspunkt für eigene Überlegungen.
Ich schließe nicht aus, dass ich ihn 100% falsch verstanden habe.
Das würde mich nicht umwerfen.
erkennen, dass sie kein Jota davon verinnerlichen, es
ist schlichtweg
nicht mehr ihre Sprache, ihre Welt.
Der Kontext, in denen die Psalmen geschrieben wurden, ist nun auch
schon lange nicht mehr existent.
Wer mag es der Jugend verübeln, dazu keinen Kontakt mehr zu spüren?
wh: "meta-physik" (meta-physisch oder
physikalisch) ist://
//individuell falsch verstandene/unverstandene physik oder noch
allgemein unverstandene/ungewusste physik, und ein großteil sind zudem
nur scheinprobleme/scheinfragen, zb "was ist nach unserem tod"?//
//
Hier wirft Waldemar in der Tat einiges durcheinander.
Scheinfragen/-probleme wären doch etwas völlig anderes.
Die Beispielsfrage ist eher ein Beispiel dafür, dass wir einen Bereich
haben, wo rationales Denken keine absolute Sicherheit mehr gibt und
dafür "Wunschdenken" eintritt.
//(meta-chemie?, meta-physiologie? ... ), obwohl für
meta-leute ihr
verschwurbeltes denken ihnen die scheinbar optimalen welterklärungen
liefert, zb ein gott/höheres wesen/kosmische intelligenz, der/die alles
regelt (und man kann und darf ja denken, was man will, gottseidank, denn
das ist mühsam erkämpftes recht, das ich unbedingt anerkenne)/
Das ignoriert meine Argumentation vollständig.
Die lautete (ist ja im Webarchiv einsehbar!) wie folgt:
"Der Satz 'ich glaube, dass nicht' dagegen impliziert in diesem
Zusammenhang einen philosophischen Atheisten. Also eine Person, die
positiv daran glaubt, dass da kein Gott ist. ...
1.) Wäre so ein Atheist wirklich in der Beweisnot, die Existenz von
einer Art göttlichen Superwesen auszuschließen. ..."
An DIESER Stelle und in DIESEM Kontext habe ich dann Schopenhauer und
Epikur als "Zeugen" auftreten lassen und sie nicht mal wortwörtlich
zitiert, sondern nur meine Interpretation abgeliefert.
Jetzt hätte ich damit gerechnet, dass jemand sowas sagt wie
"derjenige, der behauptet, ist in der Beweisnot... Nichtexistenz ist
nicht beweisbar" usw.usf.
Das wäre dann aber letztlich der Standpunkt von "ich glaube nicht,
dass" nicht "ich glaube, dass nicht".
Es gibt dann ja noch weiter:
"2.) Der zweite, vielleicht interessante Punkt ist der folgende:
Auch die Inexistenz eines Gottes hat gewisse Implikationen. Wenn man
also diese Annahme als gegeben setzt (und die Logik nicht einfach
leugnet), dann nimmt man sämtliche daraus folgenden Konsequenzen in
Kauf. ...
Ein konsequenter Atheist im
philosophische Sinne müsste sich theoretisch auch mit Gottesbeweisen
und solchen Schlussfolgerungen aus der Existenz Gottes befassen.
Wenn er hier im Gottesbeweis keinen logischen Fehler findet (Non
sequitur), dann wäre er rein logisch dem Modus Tollens verpflichtet.
Der lautet bekanntlich:
1. Aus A folgt B
2. Nicht-B
3. Schluss: Nicht-A"
Der MT wird relativ gut erklärt hier:
Es mag nun sein, dass das, was ich da geschrieben habe, völliger
Schwachsinn ist. Wir haben es hier ohnehin mit einem Gebiet mit vielen
offenen Fragen zu tun, wo es leider wenig gesicherte Faktengrundlagen
gibt.
Es ist aber klar, dass ich an dieser Stelle weder eine endgültige
Wahrheit, noch eine Welterklärung vorlegen wollte.
Andere haben dafür Benennungen wie globales oder
kollektives
Bewusstsein, manche sprechen vom "Fünften Feld", manche von
Akasha-Chronik, wieder andere von morphischen Feldern und die "ganz
Alten" von ewigen Ideen.
Von diesen Vorstellungen möchte ich mich ausdrücklich distanzieren.
Dies war nicht meine Absicht, so etwas propagieren zu wollen.
Das sagt also einer, der mit eben mit dieser Aussage
beweist, dass er
die Begrifflichkeit von „Metaphysik“ definitiv nicht verstanden hat; er
bezieht sich damit auf deren durchaus existierende absonderliche
Ausprägungen und Interpretationen von Esoterikern, Weltverbesserern,
Weltuntergangs-Predigern (deren einer er selbst ist), interpretiert
somit seine eigene, unverrückbare Vorstellung in diesen Begriff von
Metaphysik hinein, zu der er keinen Zugang hat bzw. den er sich
verschüttet hat.
Volle Zustimmung.
Metaphysik hat nicht unbedingt etwas zu tun mit einer religionslehre
oder der Behauptung, exakt zu Wissen, was denn nach dem Tod kommt.
Schön, aber nicht die ganze Wirklichkeit gesagt: er
sollte/wird als
Tiefenpsychologe gewusst haben, das der Weg in uns schließlich aus
Vorstellungen von Göttern und diversen Überzeugungen von Lehren und
Gesetzen "gepflastert" ist.
Dazu verweise ich auf den Vortrag, den ich kürzlich hier geteilt habe.
Dass Religion eine menschliche Universalie ist, impliziert keineswegs
die Richtigkeit einer religiösen Vorstellung.
Wir sehen, wenn wir nach China blicken, wenn wir ins Altertum oder
auch in heutige Bewegungen sehen, eine Reihe von sich widersprechenden
religiösen Lehren. Selbst wenn man behauptet, das sei kein Problem,
Widerspruche sehen eben in diesem Bereich möglich, hat man das
Problem, dass z. B. die Monotheistischen Religionen explizit die
Wahrheit von "Götzendienern" ablehnen.
Es scheint zum Beispiel in bestimmten Milieus eine Obsession damit zu
geben, dass die Welt -- die reale Welt, hier und jetzt, nicht
irgendwelche metaphysischen "Hinterwelten" (Nietzsche) und das wird
von den Anhängern auch nicht metaphorisch verstanden -- bald
untergehen wird. Wir haben den Weltuntergang 2012, wir haben glaube
ich jetzt wieder ein paar Weltuntergänge.
Mal leitet man das aus der Bibel her, mal aus irgendwelchen weit
hergeholten Interpretationen von traditionellen Mythologien, mal aus
falsch verstandener Wissenschaft.
(Ich hoffe, niemand wird mir hier unterstellen wollen, dass ich an
solch eine Apokalyptik glaube. Mich interessiert das als
psychologisches Phänomen. Das Verhalten der Menschen ist schließlich
real.)
Es scheint also so, dass der "Topos" Weltuntergang irgendwie sexy ist.
Warum die Welt untergehen soll, scheint zumindest bei einem Teil der
Leute zweitrangig. Da ist ein Meteorit, eine zuschlagende
Verschwörung, altorientalische Sagen, die Bibel -- alles gut genug.
Hauptsache es knallt.
An dieser Stelle lohnt es sich, meines Erachtens, weiterzudenken. Es
scheint mir verschiedene Gründe und psychische Ursachen zu geben,
wieso ein Mensch den Untergang der Welt praktisch "herbeisehnt", auch
wenn er sich vordergründig fürchten mag. Das mag z. B. eine Erklärung
für das Leid in dieser Welt sein, es mag die Kränkung sein, dass die
Geschichte ohne einen selbst weitergehen wird oder auch schlicht das
Gefühl, die Welt sei gegenwärtig so schlecht eingerichtet, dass sie
eigentlich nicht bestehen sollte.
Vielleicht ist es aber auch so, dass diese Art von Erzählung an sich
irgendwie zur Reproduktion neigt.
Es gibt dann aber wieder andere Auffassungen, wie die traditionell
"östliche", Nietzsche oder (freilich auf physikalischen Gebiete
durchgespielt) von Sir Penrose.
Hier durchläuft die Welt einen Zyklus.
Ich verstehe jetzt, dass diese Art von Erzählung einerseits einen
gewissen Reiz hat, andererseits aber sehr unglücklich ist. Es gibt
nämlich keine Chance auf ein "Happy end", weil es kein Ende gibt.
Ein Teil der Sehnsucht nach dem Weltuntergang ist sicherlich auch die
Hoffnung, dass danach eine neue, bessere Welt entstehen kann.
Ein weiteres Beispiel: Es gibt immer wieder die Vorstellung, dass
diese Welt gelenkt wird von bösen Mächten. Die altertümliche Variante
ist bekannt, die Mächte der Sünde regieren diese, materielle Welt.
In der modernen Variante läuft es häufig auf eine Art
Verschwörungstheorie hinaus.
Das mag damit zusammenhängen, dass uns Versinnbildlichungen wie der
Satan nicht mehr einleuchten, wir aber zugleich nicht so abstrakt
Denken können, uns das Böse wie die Zahl 0 oder die bloße Inexistenz
vorzustellen. Es ist auch historisch ganz interessant, wann offenbar
die ersten modernen Verschwörungstheorien auftauchen. Eben genau dort,
wo zwar Satan und das Böse als real genommen, aber nicht mehr
wortwörtlich geglaubt werden.
Gegenwärtig haben sich diesen ganzen Theorien und Wünsche und so
weiter auf ein Thema eingeschossen. Ein gewisses Virus.
P.S.: Ich bin allerdings dagegen, Gedankenspiele wie die Metaphysik
mit solchen Spielchen zu verbinden. Das scheint mir fast immer
unheilvoll.