Karl Janssen über PhilWeb schrieb:
Ich weiss gar nicht, ob es mir auf das Überreden
ankommt, vielmehr
darauf, die eigene Überzeugung argumentativ darzulegen. Diese Art ist
vermutlich auch meiner beruflichen Position geschuldet, wo von
Mitarbeitenden eine klar überzeugende Weisung und kein zögerliches
Lavieren erwartet wird. So denke ich, das mir oben zugeschriebene
Wesensmerkmal ist vornehmlich durch berufliches „Training“ und weniger
durch Talent gegeben. Womöglich eine Mischung aus beidem.
Du hast hier mal geschrieben froh zu sein, kein „Alpha-Tier“ gewesen zu sein und das mag
vielleicht damit zusammenhängen, dass Du eher ein Revolutionär, bisweilen ein Revoluzzer
bist und nicht ein an gewisse Regeln gebundener Leader sein kannst.
Zum Alpha-Tier - muss man geboren sein, alles andere (Schauspiel) wird durchschaut und
als Inkompetenz gewertet.
Und nun das Überreden. Bisweilen geht’s nicht ohne, das werden Eltern schnell ekennen und
bis auf das vergebliche Einreden in Trotz- und Pubertätsphase sich in dieser Kunst üben
können. Ein Polizist versucht immer erst zu Überreden, zumindest ist er dazu per
Dienstanweisung angewiesen. Es gibt m.E. viel mehr positive Formen von Überredung als
negative; diese sind dann aber auch negativ!
hallo karl,
alphatier ist nicht gleich alphatier ...
zwei beispiele:
mein früherer chef pathologie war ein alpha der art, wie du es, glaube
ich, schilderst: seine weisungen, anweisungen waren kommentarlos
bindend, das war für uns auch selbstverständlich, wurde nie
hinterfragt. er hielt sich, oder war vielleicht sogar, für eine
"koryphäe", verglich sich implikativ mit goethe, liebig, humboldt - was
ich öfter provokativ ausnützte, und ihn an seine grenzen brachte, was er
mir widerum sehr positiv auslegte, und mir als prof "persönliche
privatvorlesungen" in medizin/pathologie gab (wofür ich ihm bis heut
dankbar, denn wirklich sehr viel bei ihm gelernt)
mein früherer chef forensik hingegen war eine art "diener unserer
ansichten", die er provozierte und evozierte, und dann mit seinen
ansichten zusammen in oft endlosen sprachlichen
"verhandlungen" quasi demokratisch abstimmte, was wir ihm damals allzu
oft als "führungsschwäche" usw auslegten, was aber im prinzip das
gegenteil von schwäche war, im sinn
"audiatur et altera pars" (höre und beachte auch andere
meinungen/ansichten) - nun ist psychiatrie aber auch ein sonder"fach"
insofern, als darin praktisch alles über "sprachliche übereinkünfte"
und deshalb "sprache u sprachliche aushandlungen" läuft, denn es gibt
praktisch keine "hardware", auf die man sich als feste punkte
rückbeziehen könnte = geistige erkrankungen sind quasi nur
deshalb erkrankungen, weil sie zuvörderst gegen sprachlich-festgelegte
und/oder sprach-konventionen selbst verstoßen
(zb eine kleine sammlung psychopathologischer texte von Leo Navratil: "a
und b leuchten im klee")
mir selbst waren "alphas" schon seit jugend immer suspekt (vielleicht
aus familiären gründen?), weil ich eher die negativen seiten des
alpha-seins "auf dem radar hatte" und teils auch selbst miterleben
konnte, zb während meiner spd-mitgliedschaft, wo wirklich JEDER und
JEDE, die "was zu sagen, zu bestimmen" hatte, korrupt bis ins mark war
(es war ganz wirklich abscheulich, die leute trafen auf
gemeinde- und stadt- ebene wirklich fast nur entscheidungen, an denen
sie selbst sich mit-bereichern oder zumindest mit-profitieren konnten -
und annahme: das ist in anderen "parteien" wohl nicht anders)
wh.
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