Am 23.03.21 um 02:31 schrieb K. Janssen:
Die Frage, ob Schopenhauers Willens-Begriff eine
Lachnummer sei,
würde - soweit man dies so wertet - sein Hauptwerk“ Welt als Wille und
Vorstellung“ unzulässig diskreditieren.
So gesehen stimmt das, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Ich
gebe mal folgende Analogie zu denken: Angenommen es gibt Personen, die
alle unter sich ein ähnliches System denken und pflegen, sie sind sich
trotz der Ähnlichkeit ihrer System jedoch nicht einig. Das ist eine
Annahme. Nun kommt B dazu. Er hat kein derartiges System. Nun kann es
satt haben, immer die Unterschiedlichkeit der Systeme der Personen zu
hören, wobei das eine besser als das andere sein soll. Dann kann B wohl
sagen:
"Werdet doch bitte mal einig unter euch, ihr Bekenner zum "normalen"
System, und ihr Bekenner zum "extremen" oder "nicht so üblichen"
System.
Ich sehe da nicht so viele Unterschiede wie ihr."
Diese Systeme können einen familiären, gesellschaftlichen oder
weltanschaulichen Bezug haben.
Es gab in der Geschichte immer wieder Gespräche mit den verschiedensten
Vermögenstheorien in Bezug auf Personen. Auch hier darf ich wohl analog
zu dem Vorherigen sagen:
"Wie wäre es, wenn ihr, die ihr von Vermögen ausgeht, untereinander
einig werdet, statt dass ich, der nicht von solchen Vermögen ausgeht,
verstehen soll, was ihr meint."
Ich bin dabei, zur Zeit zu lernen und zusammen zu sehen, was denn
gedacht werden soll, wenn dieses Wort (Vermögen) benutzt wird, von der
Vorzeit bis jetzt. Da sollen Kämmerchen in den Personen sein, Substanzen
(nicht chemische, die sowieso), das Gute, die Energie, die Sprache, die
Vernunft, das Unbewusste, die Anschauung, usw, Geistiges, ihr wisst
schon wer welche Vermögen dachte.
Doch nun jemand, der noch ein Vermögen vorstellt, etwa den Willen, dann
hilft das nicht, wenn die Auseinandersetzung mit den anderen Vermögen
fehlt. So kam Sartre mit dem Erleben des Nichts an, das es so nicht
vorher gab. Umbenennungen helfen auch nicht, das nur nebenbei gedacht.
Es ist ja in Ordnung, wenn Schopenhauer die Katheder-Philosophen
kritisierte, und vieles andere neu dachte, aber das hat damit nichts zu
tun.
Wenn man Schopenhauers Schriften auf‘s Erste vor Augen
hat, könnte man
schon glauben, er gehe sein Werk im gewissen Sinn „großkotzig“ an,
etwas härter ausgedrückt als „von oben herab“; von hoher Warte
geschrieben, entspricht dann der nächsten Wahrnehmung im Verlauf der
Lektüre, hat man es dann ganz „durchgeackert“, relativiert sich dieser
Eindruck mit zunehmendem Verständnis für seine Art des Ausdrucks und
vor allem mit einer sich steigernden Zustimmung (jedenfalls ging mir
das so).
So ungefähr ist es wohl.
So gesehen ist Schopenhauers Willens-Begriff nie und
nimmer eine
„Lachnummer“. Ob man diesen Willen als blinden Willen sehen muss,
würde ich bezweifeln,
Er selbst sagte einem Stein einen blinden Willen zu, weil er einer
Person ohne zu denken auf den Kopf fallen kann.
denn dazu passt Schopenhauers Mitleids-Ethik in keinem
Fall.
Seine Mitleids-Ethik, na ja. Er schrieb in etwa: "Die dummen Streiche
werden schon auf Erden Folgen, die bösen erst im Himmel." Mit diesem
Satz kann eine durchwachsene Ethik gedacht werden, nach der es
keineswegs ein Pardon gibt.
Diese Begrifflichkeit in Beziehung zu einer
„Vermögenspsychologie“ zu
bringen, sehe ich aber durchaus zutreffend.
Darum ging es ja.
Und in Anlehnung an Dein Epiktet Zitat, wonach die
Menschen nicht
durch Fakten selbst, sondern durch Meinungen darüber ihr Sentiment
entwickeln, geht auch Schopenhauer davon aus, dass subjektive
Einschätzung, vornehmlich Antizipation den Blick auf tatsächliches
Welt-Sein verstellt.
Da ist was Wahres dran, nur das dachten die Alten auch schon,
das war
nicht neu.
Derartige individuelle Auffassung, die als vorgefasste
Vorstellung
eine objektive Wahrnehmung der Welt verhindert, ist für Schopenhauer
Grund für die Unzulänglichkeiten des Menschen, vornehmlich fehlender
Empathie, Egoismus.
Einverstanden, wie vor.
Seine Metaphysik, wie gesagt, hat Schopenhauer eng mit
seiner Ethik
verbunden.
Ich zweifle sehr, ob diese Verbindung etwas bringt, schon allein mit
Blick darauf, dass es sich hier wiederum um Vermögen handelt, die
verbunden werden sollen, und mit Blick darauf, dass Nietzsche dieses
Ganze ganz schroff entlarvte.
Allein schon deshalb ist sein Werk grandios
Wie gesagt, an diesem "deshalb" zweifle ich.
und wäre dieses in heute üblicher Diktion verfasst,
würde es sich
besser als Standwerk einer Ethik anlassen,
vielleicht, vielleicht auch nicht.
als dieses ganze Sammelsurium von Büchern zur
Lebensberatung,
Persönlichkeitsentwicklung etc.
das ja! Übrigens sehe ich seine Schrift zum Unterschiede der Lebensalter
als treffender an als die Geronto-Theorien. Wenn man Alterstheorien
sucht, findet man nur Antworten auf die Frage, wie im Alter denn weniger
gejammert werden kann. Als ich dann nach Entwicklungspsychologie suchte,
kam ich auf Piaget und Konrad Lorenz. War es Piaget, der in die Welt
setzte, dass jede Sache in der Erinnerung bleibt? Und damit das weitere
Lernen stört? Lorenz zeigte das nicht nur im Zusammenhang mit dem Wort
Prägung. Dass Waldemar die entsprechende Alterstheorie auch vergessen
hat, kann ich verstehen, wie ich auch verstehen kann, dass sie nicht
einmal neben den anderen Alterstheorien erwähnt wird. Hier ist
gründliches Denken erforderlich, ich bin noch an anderem.
Dass Denken über dem Sehen steht, dürfte unzweifelhaft
zutreffend
sein, es aber auch über der „Wahrheit“ stehen soll, macht mich
stutzig. Es sei denn, Du meinst – eben mit Epiktet – man würde
(unzulässig) vor dem Sehen denken, also damit auch (irgendeine)
Wahrheit vorwegnehmen.
Hier kann ich so einfach keine Antwort geben, da müsste ein großes
Kapitel geöffnet werden.
Vielleicht sollte ich versuchen, mein Verständnis
bezüglich Deiner
Auslegung lebenspraktisch zu erläutern:
Kinder sehen ein großes, grünes Gebilde und bekommen auf ihr Fragen
erklärt, es sei ein Baum, ein Eiche z.B. und man zeigt ihnen einzelne
Blätter usf. Und bei jedem "neuen" Baum wird höchst interessiert
gefragt und entsprechend geantwortet.
Ältere Erwachsene sehen von weitem ein großes, grünes Gebilde und
antizipieren mit einiger Wahrscheinlichkeit einen Baum, der sich beim
Näherkommen aber als grüne Säule mit angeklebten Werbeplakaten entpuppt.
Einverstanden.
„Das Philweb altert“ hast Du kürzlich geschrieben, so
wissen wir alle,
was ich mit Vorwegnahme, also Denken vor (unscharf) Sehen meine.
Insbesondere Problemantizipation liegt als „Stolperstein“ sehr oft im
Weg und macht Ziele unerreichbar.
ja.
Da würde ich gerne auch "wohlan" sagen, denn
diesbezüglich bin ich
kein Fachmann. Nur eines hat mir besagter Artikel schon verdeutlicht:
Ein doppelte Schädigung durch
Abholzung von Regenwäldern, was CO2-Absorption (eben durch Wald)
vermindert und den Treibhauseffekt befördert;
Weideland anstelle Wald-Land mit extensiver Tierhaltung vermehrt durch
Darmgasbildung ebenso den Treibhauseffekt.
Sollte ich diesen Zusammenhang falsch verstanden haben: wohlan, dann
schreite zu näherer Erläuterung.
Die Erläuterung kann ich liefern, aber hier nicht so einfach, es ist zu
viel. Eine spezielle Sache jedoch: 1. "der Wald" absorbiert nur bis zum
nächsten Brand, dann geht das absorbierte C wieder in die Luft. 2. Der
Materie-Erhaltungs-Satz auf C angewandt läßt folgern: Wenn
Wissenschaftler nicht untersucht haben, wie viel C durch abgestorbene
Bäume jährlich in die Erde kommt, dann haben sie ihre Aufgabe nicht
getan! Dann sagen Politiker wie auch Journalisten Halbwahrheiten, wenn
sie von einer Wald-C-Absorption sprechen. Denn auf die Massen und wo sie
verschwinden und auf die Verhältnisse kommt es eben an. Nur eins
scheinst du richtig verstanden zu haben: Durch das Verschwinden der
Bösen kamen andere Böse mit ihren bösen Tieren, hoffentlich gehst du
dann (nicht?) weiter und sagst, mit ihrem bösen Wohlstandswillen, Essen,
Produzieren, dem bösen freien Umherreisen, wobei Freiheit sich dann mit
Ethik verbinden soll.
Da würde ich mit Nietzsche sagen: wie kann sich ein
Mensch nur als
"kleiner Wurm" sehen!
Er hat sich ausführlich kritisiert selbst z.B. als "Narr, nur Dichter",
als Mitleidender, Gutes tuender Alter usw., obwohl er jung war. Und ich
darf dich an den Arzt von Lambarene erinnern, dem sogar ein Wurm seine
Ehrfurcht vor dem Leben bestätigte, und ihn an eine sichere Stelle trug.
Ihm ging es nicht nur um die Würde des Menschen.
Leider nein, es muss noch über Nietzsche hinweg
gehen! ... aber du
bist ein guter Seiltänzer!
Leider nein, sportlich unterdurchschnittlich, ich jammere auch mal!
Jeder Mensch sollte ein hinreichend guter Seiltänzer
werden.
Das Sollen ist mir nicht angenehm.
Manche glauben, man würde beizeiten wieder
zurückgeschickt. Es könnte
sein, dass du zum guten Seiltänzer wirst, je öfter man dich hin und
her schickt.
Einverstanden! Und vielen Dank für deine Ausführungen.
Joseph