Am 13.01.2021 um 19:37 schrieb "Dr. Dr. Thomas Fröhlich" via Philweb:
[Philweb]
Lieber Herr Janssen,
Sie beschreiben treffend die Unterschiede beider Zeitauffassungen, und lieber Herr
Hammel, Ihr Hinweis auf die vielen Eigenzeiten z. B. in unserem Körper ist in meinen Augen
sehr berechtigt.
Es ist mit Ihren jüngsten Beiträgen hier eine hochwillkommene
Bereicherung des Diskussionsgeschehens erfolgt, lieber Herr Dr.
Fröhlich! Doch zunächst möchte ich anregen, dass Sie mich ruhig beim
hier eingeführten Vornamen ansprechen können.
Wir sind hier (gleichermaßen ob aktive oder vornehmlich mitlesende
"philweber") nach all den Jahren des Bestehens dieser Liste eine Art
Brieffreundschaft eingegangen und sprechen uns (vor allem auch der
Unkompliziertheit wegen) mit dem Vornamen an (in Ausnahmen Pseudonyme,
wie "ratfrag" es für sich wünscht).
Dieses DU hat bei uns Würde und lässt nie den tiefen Respekt voreinander
vermissen. Das ist, denke ich sagen zu können, gewissermaßen eine
Auszeichnung für alle Teilnehmenden hier. Sofern Sie einverstanden sind,
würde ich Sie dann auch mit Thomas ansprechen.
Tatsächlich sind die beiden Zugänge zu Zeit und Zeiten nicht direkt ineinander
überführbar. Der bottom-up-Ansatz beginnt beim Jeweiligen und nimmt Vereinigungen dieses
„Feinkörnigen“ Jeweiligen zu Gesamtheiten nicht für selbstverständlich (kein gutes
Deutsch, ich weiss), sondern an eine zu unterstellende Vermittelbarkeit und inhärente, dem
Grundsatz nach im je Eigenen der Möglchkeit nach vorhandene Vereinbarkeit geknüpft.
Ganzheit entsteht dann stets unter der Bedingung einer überhaupt gegebenen
Anschlussfähigkeit der jeweiligen Elemente (als Prozesse gesehen).
Nahezu unabhängig
von "bottom-up" würde ich diese Art der Darstellung
von Vereinigungen des "feinkörnig" Jeweiligen zu einer Gesamtheit, die
nicht per se, sondern ausschließlich per Vermittlung (in Abhängigkeit
von jeweils potentiell vorliegender Möglichkeit spezifischer
Bindungsfähigkeit) stattfindet, generell als einzig mögliche
Bindungsform ansehen.
Es ist Ihre Ausführung sehr tiefsinnig formuliert, was mir nicht
sogleich die Gewissheit eröffnet, den geschilderten Zusammenhang
zutreffend erfasst zu haben. Trifft also Vermittlung als Voraussetzung
für Vereinigung von Einzelheiten abhängig von potentiell gegebener
Vereinbarkeit zu, würde ich in meiner Vorstellung von interagierenden
Feldstrukturen (im Sinne von Überlagerung zwecks prozessualer Steuerung
und Optimierung) ebenso von einem vermittelnden "Agens" ausgehen wollen,
das man quasi einer übergeordneten Ordungsstruktur bzw. einem steuernden
Ordnungsschema zuschreiben könnte.
Ich sehe weniger auf das Einzelne (Teilchen), als vielmehr auf
Feldstrukturen (etwa gestaltende Morphofelder) als Ganzes. Als
praktisches Beispiel könnte das Phänomen der sog. Schwarmintelligenz
dienen, also eine Art kollektiver Intelligenz oder auch eine Art von
Proto-Bewusstsein (Penrose) als verschränkte d.h. nicht-hierarchisch
organisierte, den Gesamtkomplex steuernde Entscheidungsstruktur.
soweit für den Augenblick mit bestem Gruß und ebenso Dank für den
feinsinnigen Denkanstoß!
Karl