Am 04.01.2025 um 13:01 schrieb "Dr. Dr. Thomas Fröhlich" über Philwebb
ich will, um Neues in den Streit einzubringen auf den Phänomenologen
Michel Henry hinweisen, der in seinem Zugang zur Wirklichkeit (er
nennt sie „Leben“, und damit ist nicht etwa nur biologisch definiertes
Lebewesen-Leben gemeint) auf dessen Art des Erscheinens hinweist.
Das ist unmittelbar füreinander, und nur beim Menschen zusätzlich über
eine Extra-Instanz namens Sprache mit in sie eingebauter „Vernunft“
und dieser innewohnenden Begriffen vermittelt.
Leider haben Biologen wie Helmuth Plessner, obwohl phänomenologisch
geschult dann doch die „verkopfte“ Variante des durch Begriffe
strukturierten Erscheinens beschrieben, und den Körper weiter als
Objekt, ohne Reflexion auf das Thema des Erscheinens überhaupt behandelt.
Die Leibphilosophie, die sich dagegen entwickelt hat krankt aber immer
noch an einer mangelnden Auffassung von Natur als sich wechselseitig
erscheinender, als aspekthafte Information aufnehmende und diese
verarbeitende Interaktionsdynamik.
Die Aspekte des sich wechselseitig Erscheinen-Könnens, die allem
Erscheinenden zueigen sind sind die, die für jedweden Raum und
jedwedes Zeiten gelten, und die deshalb in Skalen messbar sind: es
sind die Aspekte, auf die sich Naturwissenschaften beziehen.
lieber thomas,
deine schilderung oben, so dezidiert sie erscheinen mag, beruht doch auf
mensch und seinem spezifischen wahrnehmungsapparat, ist und bleibt also
"ein beschreibungs-subjektivum", aus dem man nicht herauskommt,
könnte ich verwerfungslos zb einen igel oder eine bakterie befragen,
würden die mir eine schlüssige igelwelt und/oder bakterienwelt
schildern, die genauso lückenlos und in sich schlüssig wäre, wie für uns
die menschenwelt, und das bedeutet in summe, die welt ist ganz praktisch
unbeschreiblich, da quasi unendlich viele jeweils GÜLTIGE beschreibungen
möglich sind, ja, es stellt sich daher sogar die frage, ob "beschreiben"
in jeder form überhaupt eine gültige methode sein kann, diese welt
"aufzufassen/zu ergründen". eine beschreibung von was-auch-immer setzt
gewissermaßen voraus, dass sich beschreibender und
objekt-der-beschreibung zumindest gedanklich halbwegs voneinander
trennen können, was in einer wechselwirkungenwelt aber eben gerade nicht
geht, sodass man beim weltbeschreibenwollen immer in einem
endlos-regress steckenbleibt, was auch schön ganz praktisch erlebbar
ist, indem jede beliebige erklärung/beschreibung von egal-was, genauer
hingesehen, weitere erklärungen ad infinitum nach sich ziehen würde,
wenn man nicht an einer plausiblen bruchstelle dann einen mesoskopen
mehr oder weniger beliebigen "break" einführt (beispiel: "eis" ist
halt
gefrorenes wasser, basta")
und "menschliche vernunft und sprache(n) samt grammatik(en)" sind
biologische wirkungen/auswirkungen eines in-welt-seiens, und stehen
nicht über oder neben welt als von-welt-abgetrennte, die sie somit auch
nur hinreichend erklären/beschreiben/deuten könnten, alle erklärungen
und beschreibungen von welt enthalten und basieren immer auf dem malus
(gegenteil von bonus), dass der beschreibende samt seinen beschreibungen
selbst teil der welt ist
* "nur mensch hat sprache", das ist schlicht falsch, und sprache
keineswegs ein luxus. ALLE lebewesen haben je eigene sprachen (das
entspricht heutigem wiss.standardwissen), weil sie kommunizieren MÜSSEN,
um leben und überleben zu können, und alle diese sprachen inkl
menschlicher funktionieren auf dieselbe art, man sende (energetisch
präparierte) signale aus, die von den signale-empfängern in rezeptoren
aufgefangen und vorverarbeitet zu "information" fürs jeweilige
empfängersystem umgewandelt werden usw. fische etwa "quasseln" so fast
ununterbrochen miteinander, obwohl für uns nicht mit ohren hörbar -
leben-an-sich ist sogar als nur-kommunikations-phänomen
beschreibbar/darstellbar
PS: Wiki zu Michel Henry:
Mit „Leben“ ist nicht etwa die belebte Natur als der Gegenstand der
Biologie gemeint, sondern *ein* vor aller wissenschaftlichen und
alltäglichen Erfahrung der Gegenständlichkeit liegendes *unmittelbares
Phänomen*, *das der Mensch*, der diese philosophische Überlegung
anstellt, *zuerst an sich selbst erfährt*, und zwar in der Art und
Weise, wie er sich selbst erscheint: Das ursprüngliche Sich-Erscheinen
des Menschen liegt nicht in einer reflexiven Rückwendung auf mich
(indem ich mich zum Gegenstand meiner selbst mache), sondern vielmehr
in einem *unmittelbaren Mir-Selbst-Gegeben-sein*, also in einem
Erscheinen, *das nicht in der Macht des Subjekts liegt*. Es ist diese
Instanz des ursprünglichen Erscheinens, die Henry als „Leben“ bezeichnet.
damit hat henry ungefähr die richtige denkrichtung eingeschlagen, wie
ich oben anmerkte, kann ein welt-oder-sich-selbst-beschreiben-wollender
nicht vorher aus welt oder aus sich heraustreten, um dann von außen her
"neutral" zu beschreiben, wir sind im gegenteil sogar auf
präexistierende welt inform unseres körperlich-materiellen soseins
angewiesen, um überhaupt "beschreiben usw" zu können, die welt versucht
sich quasi inform unseres materiellen in-welt-seins selbst zu
beschreiben, was an sich schon massig fragen der selbstbezüglichkeit
aufwirft
----------------------------------
> Am 04.01.2025 um 02:46 schrieb Karl Janssen über
PhilWeb
> <philweb(a)lists.philo.at>at>:
>
> Ersteres Fachgebiet war also für meine Technikaffinität und zu
> hinreichendem Lebensunterhalt, zweites für die Seele, doch beide
> Bereiche sind für mich essentiell, letzterer insbes., um nicht
> glauben zu müssen, sondern überzeugt von Gott und Weltensinn sein zu
> können. Nicht aber von einem Gott im hergebrachten Sinn, vielmehr
> eben von der Existenz „kosmischer Intelligenz“, die Menschen durchaus
> als göttlich, sprich: transzendent oder eben schlicht als überirdisch
> annehmen dürfen.
>
tja karl,
ich kann Dir da nicht helfen, an diesem für mich "scheinproblem" wirst
du dich wohl zutode grübeln, falls du nicht doch noch zur einsicht
gelangst, dass der kosmos vom allergrößten bis zur
planck-wechselwirkungen schwelle im kleinsten unter wahrscheinlichkeiten
und deshalb sozusagen in summe aller aufeinander wirkenden
wahrscheinlichkeiten rein zufällig abläuft, und dazu deshalb keinerlei
kosmische intelligenz oder ähnliches benötigt. freue dich immerhin an
deinem gott-bild, denn für dich scheint es und was dran hängt bis auf
weiteres richtig und deinem leben förderlich zu sein, was ich dir
weiterhin wünsche und gönne !
ich imaginiere den kosmos als (1) saukalt, obwohl es ohne trägermedium,
zb luft, keine "kälte" geben kann, und (2) von mir aus betrachtet als
absolut dunkel, weil ich gerne richtiges "gültiges" lleuchtendes icht
habe, und (3) als giftig, denn die paar photonen, die durch den kosmos
reisen, wären für mich zu 99,9999% tödlich (tschernobyl eine
sommerfrische dagegen) // was bin ich ganz persönlich wem oder was auch
immer dankbar, dass erde ein magnetfeld und eine atmosphäre hat, das
muss vorsehung oder gott sein, was das bewerkstelligt hat, obwohl gerade
dieses absolut lebenswichtige in den bibeln beim schöpfen nie auch nur
als randnotiz erwähnt wird ...
wh.
--
Diese E-Mail wurde von Avast-Antivirussoftware auf Viren geprüft.
www.avast.com