Am 25.08.21 um 11:14 schrieb K. Janssen via Philweb:
[Philweb]
Ich habe mir Deine Replik, Waldemar, als Text zusammengezogen und auf
die Schnelle überflogen. Es ist mir eigentlich die Zeit nicht wert,
noch weiter im Einzelnen darauf einzugehen, da es schlichtweg sinnlos
ist:
Sinnlos wie auch derzeit Diskussionen zwischen Menschen, die für oder
gegen Corona-Impfungen sind; sinnlos, wie Auseinandersetzungen
zwischen Protagonisten unterschiedlich gesellschaftspolitischer Lager,
wie ebenso sinnlos Debatten zu ethisch-religiösen Themen.
1. Darf das nicht als halbwahr/halbfalsch angesehen werden? Es ist ja
gerade das, was mit dem System Meinungsaustausch gemeint ist, dessen
Schöpfer ich nicht bin, und Anwender auch nicht. Bei diesem geht es ja
gerade um die Mitteilung, Kenntnisnahme, das Recht zu sprechen und den
Anspruch, gehört zu werden, oder sehe ich das falsch? Sicher wenn das
Gespräch gespickt ist mit transzendenten Sätzen wie etwa die Mitteilung,
der andere habe eine Ideologie, oder Scheinargumente gesprochen werden
wie das argumentum ad hominem, oder wenn Wiederholungen und Langeweile
sich einstellt, dann hast du wohl recht.
2. Also wenn jeder sagt, wo er seine Wörter, Sätze, Texte her hat, also
wie er dazu gekommen ist, ist das dann sinnlos?
3. Im Gespräch kann auch Pro und Contra gegenüber gestellt werden, schön
geordnet, ein Punkt nach dem anderen. Das ist nicht dasselbe wie Punkt 2
oder Punkt 3.
Zudem ist es für viele nicht sinnlos, jeden Abend sich Wiederholendes zu
anzuschauen, ich habe gerade gelesen, dass diese Beschäftigung bis zu 5
Stunden am Tag in einem Fall Durchschnitt ist. Dann ist die
Sinnlosigkeit ganz sicher eine subjektive Sache, darüber bist du sicher
mit mir einig.
Sinnlos vor allem, weil der Mensch zur Missionierung
neigt, man will
(nahezu um jeden Preis) Gesinnungsgenossenschaft herstellen –
bisweilen ein sehr hoher Preis, nämlich den der radikalen Spaltung,
wie wir diese überwältigend in der heutigen Gesellschaft (eigentlich
weltweit) vorfinden.
Das ist auch gut so gesagt, aber wo ist die Grenze? Jede Assoziierung
mit einem oder mehreren Anderen setzt eine Grenze gegenüber den anderen,
und dem Rest. Es muss nicht einmal die Assoziierung mit Artgenossen
sein, sondern mit anderen Objekten. Erinnere dich doch hier an Spinozas
Ethik. Er stellte nur fest, er war in dem Sinne nur wissenschaftlich.
Die Gegnerschaft wird sogar per Gesetz gefördert, indem die
Gesinnungsgenossenschaften Rechte bekommen, und in allen gerichtlichen
Auseinandersetzungen die Dispositionsmaxime Voraussetzung ist. Sogar die
Parteiendemokratie fördert die Spaltung zumindest mehr als die
Konkordanzdemokratie. (wenn ich mal begrifflich mitsprechen darf). Und
das ständige Bashing mit Wörtern als Schubladen. (wie vor, zudem
Gebrauch Anglizismus)
Lediglich für die real (über)lebens- und
gesellschaftserhaltenden
Bereiche kommt man nicht umhin, hinreichendes Übereinkommen, quasi
immer als Kompromiss zu erzielen.
Wie fragwürdig das ist, habe ich schon längst mit meiner Habermas-Kritik
gezeigt. Und zudem: Wo auch immer die Grenze gesetzt wird, sie ist
manchmal schwer zu ziehen. Nicht einmal Gerichte der BRD bringen es
immer fertig. Und schon gar nicht diejenigen, die allgemein bleiben,
oder mit der Rede kommen: "Einigt euch doch, ihr streitet immer! Es muss
doch eine Lösung geben!"
Was du in der Folge schreibst, ist auch nicht falsch, nur auf alles
einzugehen, ist eine zeitliche Frage, die gerade du oben mit der
Sinnlosigkeit kombiniert hast.
Ich danke jedenfalls für das Lesen. Und du kannst mir gerne schreiben,
dass ich zu gestückelt denke, das habe ich von Descartes, ich bin dann
nur Kopist.
Und noch was: Wo gehobelt wird fallen Späne.
JH