Am 23.10.22 um 16:31 schrieb Joseph Hipp über PhilWeb:
Arnold, meine bitte nicht, ich würde dich zum Studieren des Rousseau
bewegen wollen.
Die Irrtümer der Vergangenheit - nein ich würde Rousseau nicht
übernehmen wollen. Ebenso würde ich Voltaire nicht übernehmen wollen.
Würde allerdings deren Erkenntnisse nicht vollständig verwerfen. Das ist
für mich ein wenig so, wie Newton nicht vollkommen falsch liegt, aber
Einstein halt letztlich besser ist. Die Fallgesetze auf dem Planeten
sind dennoch gar nicht schlecht, wenn aber eben nicht vollständig. Die
Aufklärung und der Humanismus existierten vor dem dritten Reich und
haben es nicht verhindert. Die Deklaration der Bürgerrechte existierten
zur Aufklärung und letztlich bauen die Deklaration der Menschenrechte
darauf auf. Aber auch die Deklaration der Menschenrechte von 1948 sind
in ihrem Chauvinismus defizitär und eigentlich verbesserungswürdig.
Ich habe mich als ich Kant las mit seiner Sprache der Monaden usf.
extremst schwer getan. Ein wenig ist mir die Literatur von 200 Jahren
ebenso fremd. Übrigens habe ich Rousseau und Voltaire in meinem
57jährigen Leben schon mal gelesen, so ist es nicht. Aber ich habe kein
Wortgedächtnis und was da in meinem Hirn hängengeblieben ist, weiß ich
nicht sicher. Ich arbeite ja auch nicht im Wissenschaftsbereich und
sollte in meinen Gedanken, ein Gedankenklau vorkommen, dann interessiert
das letztlich keinen.
Ich lese übrigens gerne die Originale. Ich habe vieles über Wittgenstein
gelesen aus dem universitären Bereich, bevor ich das Original TLP gelsen
hatte. Als ich das kleine feine Büchlein von heiligen Ludwig, dann in
Händen hielt, habe ich mir im Nachhinein nur gedacht, was habe ich mir
nur für einen universitären Unsinn und Geschwurbel angetan. Das Original
ist tausend- achwas millionenfach besser als jede universitäre Schwurbelei.
Aber ich habe ebenso "Die Gesellschaft, der Gesellschaft" von Niklas
Luhmann gelesen und finde das Büchlein als Wittgenstein mit dem
Schürhaken spielte oder sowas ganz nett. JA ich habe mir auch Popper mal
gegeben und finde ihn langweilig und zu wortreich. Tatsächlich habe ich
den guten Karl vor dem heiligen Ludwig gelesen. Auch verstehe ich, wenn
Alan Sokal Social Text verarscht, weil Physiker einfach Positivisten
sind, die meiner Ansicht nach gar nicht begreifen, dass ihre
Erkenntnisse nur aufgrund philosophischer Definitionen möglich wurden.
Auf der anderen Seite, meint ja jeder Postmodernist, den größten Unsinn
verzapfen zu können und betreiben auf Kosten der Wissenschaft eigentlich
Politik.
Ich war mal Anfang der 1990er Jahre an einer Diplomarbeit im Diskurs
beteiligt, die einen Nobelpreisträger zerrissen hat. Im Grunde aus einem
einzigen Irrtum heraus, weil die These von Neumann/Morgenstern et.al.
"Wenn wir messen könnten, dann..." zu einem "Wir können messen..."
wurde
und total die Bedingung "Wenn" übersah. Die Spieltheorie ist
mathematisch korrekt, aber was wie zugemessen wird, ist eben leider
vollständig ungeklärt. Denn0och werfen wir wild mit Zahlen der
Geldtheorie um uns und meinen, dass Geld eine Realität hätte. Dass das
ganze eine menschliche Fiktion ist, haben doch 99,9% gar nicht begriffen.
Was bringt also mein Wortpaar "soziale Dissonanz" nun ich halte es für
eine treffende Beschreibung. Dem muss man ja nicht zustimmen.
Viele Grüße,
Arnold