Am 14.11.2024 um 13:29 schrieb Joseph Hipp über
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… wie damals mit den komplexen Zahlen, die eine überaus interessante Geschichte haben.
Der eine gab das Problem an, später hatten die besten Mathematiker ungeheure Probleme, die
komplexen Zahlen richtig zu verstehen, bis alles klar und deutlich wurde, und es sogar
Anwendungen gab.
Hi JH,
Ja, bereits in einem altbabylonischen Keilschrifttext „ist von einer quaderförmigen
Ausschachtung die Rede. Im Zusammenhang damit werden mehrere Aufgaben betrachtet, bei
denen die Summe 'Querschnitt plus Volumen‘ eine Rolle spielt, also in moderner
Bezeichnung xy + xyz, wenn x, y, z Länge, Breite und Tiefe des Quaders bezeichnen. Die
Vorgabe dieser Summe und verschiedene Nebenbedingungen führen auf Gleichungssysteme, die
durch Transformation auf eine Gleichung ersten, zweiten oder dritten Grades zurückgeführt
werden oder durch Kunstgriffe gelöst werden.“ So ist es in „4000 Jahren Algebra" zu
lesen. Und weiter: „Die Lösungsmethode mit Hilfe angefertigter Tabellen kann nicht als
eine algebraische Methode betrachtet werden. Es war nur eine rechnerische Methode, um ein
maßgeschneidertes Problem zu lösen. Lösungsformeln für allgemeine Gleichungen dritten
Grades wurden erst im 16. Jh. in Italien gefunden.“
Aber was war zwischen Antike und Renaissance geschehen, weshalb der mathematische
Fortschritt so lange verzögert wurde? Und was veranlasste Cardano zu seiner Aufgabe? „Bei
der Behandlung einer quadratischen Gleichung stieß Cardano auch auf komplexe Zahlen (wie
wir heute sagen würden), und zwar am Beispiel der Gleichung x^2 + 40 = 10 x.“ 1545 kommt
er zu dem Schluss: „So schreitet Arithmetik scharfsinnig voran. Das Ende davon ist, wie
gesagt, so raffiniert wie es unnütz ist.“ Als ob es in der raffinierten Mathematik auf den
schnöden Nutzen ankäme! Aber hatte Cardano wirklich „ungeheure Probleme" mit seinen
Wurzeln aus negativen Zahlen? In seiner „Ars magna“ diskutiert Cardano allgemeine Fragen
„über die Anzahl der Wurzeln, ob diese positiv oder negativ sind (er spricht von
‚wahr' und ‚fiktiv‘).“ Hat er damit nicht schon auf die von Schrödinger mit seiner
komplexen Gleichung generierten Möglichkeitswellen hinausgewiesen? Probleme haben wohl bis
heute lediglich die an Mathe desinteressierten Mitmenschen nicht erst mit komplexen,
sondern bereits mit negativen Zahlen.
IT