Am 25.09.22 um 15:18 schrieb waldemar_hammel über PhilWeb:
eine anmerkung meinerseits zu "wahrheit":
(1) in meiner sicht ist "wahrheit" ein leerlaufender platonismus wie
"schönheit", "angemessenheit", "das schlechte",
"gerechtigkeit", usw -
es sind dies immer versubstantivierte sprachliche adjektive,
die per dieser substantivierung dann ein (schimäriges) eigenleben
beanspruchen
Das stimmt teilweise, und zwar nur in dem von dir geschriebenen
Zusammenhang, unter den vielen anderen scheinbar aus der realen Welt
herausgezogenen zu denkenden. Nur hast du vielleicht nicht gemerkt, dass
ich noch extremer bin als du, weil es bei mir keine Begriffe so gibt,
wie sie gedacht werden sollen, es gibt von vornherein Wörter, und mit
denen soll etwas Bestimmtes A gedacht werden. Also nach dem Wort soll
etwas Bestimmtes gedacht werden. Da ist von mir nichts Substantiviertes.
Andererseits entstehen die Wörter z.B. auf Papier, wenn etwas Bestimmtes
B gedacht wird. Je nachdem kann A und B dasselbe Denken sein, so stellt
sich der Betrachter es vor. Dem entspricht ganz einfach die
Objektpermanenz, diesmal von mir auch als Begriff gedacht, weil das für
mich und dich einfacher ist.
(2) während ein adjektiv wie "wahr" sich auf ein ganz konkretes
bezieht, zb "der satz xy ist wahr", sind die daraus gebildeten
substantive (zb "wahrheit")
frei flottierend, scheinen über den dingen zu stehen,
richtig, hierbei handelt es sich um einen ersten Gang mit den
Voraussetzungen aus der "realen Welt" hinein in die "logische Welt",
und
dann umgekehrt zurück. Das ist ein einfacher Algorithmus. Dieses
Verfahren ist nur ein Teil, für den ein Wahrheitsbegriff für den
Betrachter zu erkennen ist.
esoterisch zu sein, ewig, göttlich etc, was aber nur
daran liegt, dass
sie leer sind, und daher hypersemiotisch mit beliebigen inhalten
besetzt werden können
das auch, aber eben nicht immer
(3) und dann ist ein satz wie "xy ist wahr" immer spektral zu sehen
und zu lesen, dergestalt, dass "wahr" usw immer ein spektrum sind, von
"kaum wahr" bis "voll-wahr", anders geschildert
wahr = {ein spektrum von teilwahr, situativ wahr, usw} - als beispiel,
für was ich meine, vielleicht:
eine pflanze ist für mich wahr-grün, für einen bekannten "wahr-ein
wenig anders grün", für eine schlange wahr-infrarot, für einen
satelliten vielleicht wahr-falschfarben-leuchtendblau,
für den guten physiker wahr-farblos"grau", usw,
wobei alle diese aussagen "wahre aussagen" über dasselbe "objekt"
sind, sodass es zwei möglichkeiten gäbe damit umzugehen
- entweder wären alle aussagen falsch = sie würden das "objekt" nicht
letztgültig fassen
Richtig, nur ist jede der Angelegenheiten (einmal für den Physiker, ein
andermal für dich) der "Begriff" der speziellen Wahrheit gut zu
gebrauchen. Für zwei oder mehr dieser jedoch schon nicht mehr.
- oder man lässt alle in summe zu, und dann hat man
"wahr"
Das musst du ja nicht zulassen.
ist halt spektral mit nach beiden "enden"
offenen grenzen =
ich würde also eine art "unschärferelation" auf adjektive statt
platonismem vorschlagen, womit man weit besser leben weil genauer
argumentieren könnte als mit platos konstrukt,
Da vermischst du vermutlich einiges. Es gibt ja noch weitere
Wahrheitsbegriffe, und die alle übereinander zu fügen geht nicht, und
ein Wort dafür zu verwenden, ist der Mühe nicht wert. Du bist ja
Spezialist für den Wahrheitsbegriff, der sich aus dem folgenden Satz
herleitet: "Die Wahrheit, die zum ewigen Leben führt." Du kannst wohl
wie Pilatus nichts mit den Antworten anfangen. Und füge du oder Karl mal
alle die vorhandenen Begriffe zusammen, ich freue mich, wenn ich lese,
wie die Zusammenführung gelingt. Zum Schluss lege ich dich noch rein:
Von dir habe ich mal hier gelesen: "Wie wahr!", also daraus ergibt sich
ja auch schon ein neuer Wahrheitsbegriff, dessen bin ich mir sicher. Wie
bei einer Zustimmung, einer Erleuchtung, einem "Prost!" oder "Amen".
Zum
Glück bin ich völlig unfähig, dann mit zu reden und zu schreiben.
und sehr viele diesbezüglichen
ungereimtheiten.ausgeräumt wären.
Schön wär's.
Also ich mache auch keinen Allgemeinbegriff zu Wahrheit. Wenn du gelesen
hast, was ich dazu gestern schrieb, wird dir das ein wenig klarer. Wenn
ich mich erinnere, trenne ich mit Claus die Sache vom Irrtum, in dem
Verständnis seiner Aussagen. Hoffentlich habe ich ihn auch richtig
verstanden. Denn nichts ist sicher auf "der Welt" haha. Die Kriterien
sind vermutlich wichtiger als das Wort Wahrheit bzw. der Begriff Wahrheit.
Entschuldige, wenn ich so einigermaßen lehrerhaft hier auftrete, zudem
einfach nur drauf los zu schreiben. Ich habe mich schon mit deiner
Mitläuferei befasst, und stelle leider fest, dass auch ich ein Mitläufer
bin. Dabei bin ich schon mal zum Schluss gekommen, dass die Mitläuferei
nur dann behindert wird, wenn man völlig autonom von der aktiven Gruppe
ist, weil man dann nur seine eigene Umwelt hat, die Gruppe ihre, wobei
man nur noch verantwortlich für die Gesamt-Umwelt bleibt, aber nicht für
die Fehler der Gruppe.
JH