> Am 06.03.2024 um 13:41 schrieb waldemar hammel über PhilWeb
<philweb(a)lists.philo.at <mailto:philweb@lists.philo.at>>:
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> Am 28.02.2024 um 00:00 schrieb waldemar hammel:
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>>
>> * und "gesetze" gibts in natura garnicht und nirgends, denn da
herrschen immer nur wahrscheinlichkeiten, und nur deren "abtastung" realisiert
dann im sinne "gepfadeter ww" vermeintliche gesetzhaftigkeiten
>> (stein unter bedingung x fällt immer nach unten, also fall"gesetz"
gefunden? denkste, denn unter jeder anderen bedingung wird der stein sich anders verhalten
= stein nur "berechenbar", wenn ich xy-randbedingungen
>> explizit mit angebe oder implizit mit annehme, und selbst dann ist die
fall-trajektorie nur "ungefähr", also nichtexakt, berechenbar, zb ein luftzug
oder lichtteilchen während der stein fällt, und schon stimmt nichts mehr)
>>
>> natur/natürliches funktioniert gerade deshalb, weil nichts jemals exakt/gesetzig
abläuft.
>> mensch denkt hingegen, so wie er selbst unter gesetzen und "königen"
steht, so auch die gesamte natur - aber das genaue gegenteil ist der fall.
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> noch'n argument dafür, dass es in wahrheit (= außerhalb menschlichem erleben und
daher dafürhalten) natur"gesetze" nicht gibt:
Irgendwie lässt es mir noch keine Ruhe, Waldemar, wenn Du schreibst: „Gesetze gibt’s in
Natura garnicht und nirgens, denn da herrschen immer nur Wahrscheinlichkeiten.“
Meine Antwort zuletzt darauf, war eher etwas theoretisch, etwa mit Sorking-Dowkers
„causal-sets“, also Kausalmengen-Theorie, allerdings sollte doch zumindest mein zitierter
Wikipedia-Eintrag ganz klar gezeigt haben, dass Naturgesetzlichkeit existiert.
Womöglich schreiben wir aber diesbezüglich tatsächlich aneinander vorbei und man muss wohl
zwischen der Beschreibung eines nach Naturgesetzlichkeit ablaufenden Prozesses (etwa
natürliche Selektion) und einer feststehenden Gesetzmäßigkeit, wie etwa die
Lichtgeschwindigkeit, das Gravitationsgesetz, das alltäglich zu erlebende „actio=reactio“
unterscheiden, um das Faktum der Existenz von Naturgesetzen zu verdeutlichen.
Es müsste doch jedem tiefer über das charakteristische Aufscheinen von physikalischen
Objekten nachdenkendem Menschen unzweifelhaft bewusst werden, dass dieses auf bestimmten
Ordnungsmustern basiert, gleichwohl man sie habituell eher unbewusst registriert.
Ohne Naturgesetze wäre diese materielle Welt nichts als Chaos, insoweit man unter dieser
Gesetzlichkeit die spezifischen Verhaltensweisen und Charakteristika physikalischer
Objekte versteht und unter definierten Bedingungen exemplifiziert.
Die im Alltag zumeist gewohnheitsmäßig wahrgenommenen und damit vertrauten Ordnungsmuster
sind kaum geeignet, um Naturgesetze wissenschaftlich zu verifizieren, sondern es erfordert
ein strukturiertes Herangehen und dieses unter eindeutig definierten Bedingungen. Das ist
längst geschehen und in unzähligem Schriftgut niedergelegt. Daraus lässt sich vor allem
die universelle Struktur und deren erstaunlich elegante mathematische Konstitution dieser
basalen Ordnungsphänomene der Natur ableiten.
Wie üblich, kommt es bei der Naturbetrachtung immer auf die jeweilige Perspektive (insbes.
also die von Dir, Waldemar, eingenommene) und vor allem auf die Skalierung an.
Mikroskopisch betrachtet, erscheint die Welt per Definition „immer nur in
Wahrscheinlichkeiten“, doch daraus realisiert sich eben - wie Du ja schreibst – die real
existierende Welt als unzählig spezifisch ausgeformte Materie und dieses definitiv nach
einer Gesetzlichkeit, die man sowohl in der QM, als auch an den physikalischen Objekten
der Meso-Makrowelt erkennen kann.
Nicht die Zufälligkeit des Kernzerfalls ist bestimmend für die Ausformung von Materie,
sondern tatsächlich die „gepfadete“ Dekohärenz von Quantensystemen, d.h. das
Wahrscheinliche geschieht am Wahrscheinlichsten, was durchaus einer Gesetzmäßigkeit, im
Sinne o.a. Beispiele (Selektion etc.) entspricht.
Bezogen auf die QM sind die Kräfte, die ein Molekül zusammenhalten, notwendige Ursache
dafür, dass dieses nicht in seine atomaren Bestandteile zerfällt, zudem das Atom selbst
nicht existieren würde, wenn die in ihm wirkenden Kräfte starke, schwache, elektrische und
magnetische und vor allem Schwerkraft) seine Bestandteile nicht zusammenhalten würden.
Die kleinsten Bestandteile, Elektronen und Quarks, in die ein Atom theoretisch zerfallen
würde wären ihrer Eigenschaften beraubt und damit faktisch nicht mehr existent.
Diese materielle Welt wäre ohne Naturgesetze eher ein Nichts als ein Etwas, was an die
berühmte (nicht erst seit Leibniz auftauchende) philosophische Frage anknüpft: Warum ist
überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts?
Mit einem kurzen Ausflug in die Philosophie zeigt sich die Dringlichkeit dieser Frage von
der Antike bis in die Neuzeit. Und es werden die Naturwissenschaften sein, die letztlich
hinreichende, wenngleich nicht erschöpfende Antworten im Sinne naturalistischer Erklärung
geben werden.
Man muss - oder will – ja nicht mit Schopenhauer diese Frage in eine fatale Form wenden:
„Lieber nichts als etwas“, auch wenn sie angesichts des Leids und der Unbilden dieser
Lebenswelt im Horizont des Nachdenkens eben über diese aufscheinen mag.
Das Wunder des Lebens kann nicht angelegt sein, um im Chaos, also im Abgrund zu enden und
so ist es – von welcher Instanz immer angelegt – als ein komplexes, fein austariertes
Wechselspiel sowohl im Kleinsten der Mikroebene mit Atomen und Molekülen, als auch im
Großen, meso- makroskopisch physikalischer Objekte.
Das entspricht doch zweifellos einer Gesetzmäßigkeit, wenngleich diese lebenspraktisch,
wie oben bereits angeführt, zumeist nur unbewußt wahrgenommen wird.
Soweit für den Augenblick. Diese Thematik wird uns sicher hier noch länger beschäftigen.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang noch die Feststellung, dass für die Stabilität der
Grundstruktur der Natur keine deterministisch angelegten Naturgesetze erforderlich sind,
was in der Mikroebene dadurch gezeigt ist, dass dort probabilistische (aber eben dennoch)
Gesetzmäßigkeiten gelten.
Mit bestem Gruß! - Karl