Am 16.01.2021 um 19:19 schrieb Dr. Dr. Thomas Fröhlich
<dr.thomas.froehlich(a)t-online.de>de>:
Jedes der von Dir erwähnten Teilchen mitsamt seinem eingebetteten „Programm“ - als
Formalismus, der beschreibt, wie es agiert und interagiert ist in unseren Augen eine sich
auf der Grundlage ihres Potenzials verwirklichende Kohärenz. Das zu unterstellende, auch
quantitative Aspekte mitbestimmende „Programm“ mitsamt der zu Grunde liegenden stofflichen
Qualität werden als über die einzelne Verwirklichung hinaus gegeben und bereitliegend
betrachtet, als Potential, aus dem heraus wiederholte Verwirklichungen geschöpft werden
können.
So weit, so gut, es ist eine andere Art der Beschreibung, mehr nicht.
Hi Thomas,
aber das sind doch nur Worte: „eine sich auf der Grundlage ihres Potenzials
verwirklichende Kohärenz“. Das Standard-Modell dagegen ist detailliert mathematisch
ausformulierte physikalische Theorie, die durch umfangreiche Experimentalaufbauten ergänzt
wird. Was Physiker mit „Potential“ und „Kohärenz“ meinen, wird ja formal und operational
definiert, aber was Ihr damit meint, werden wieder nur Worte sein, oder? Bei Aristoteles
waren es ja auch nur der Umgangssprache entlehnte Worte. Grundsätzlich aber können doch
Worte keine anders gearteten Beschreibungen für Formeln und Messergebnisse sein. Aber es
geht ja noch weiter …
Dann aber sagen wir, dass jede Potential-gestützte -
auch das Interagieren betreffende - Kohärenz eine diesem zu Grunde liegenden „Programm“
mitsamt der Materialität entspringende eigene, nicht diffuse, nicht willkürliche
Perspektive auf „die Welt“, auf „seine“ Welt erzeugt, einen in dieser Sicht und Zugangsart
gefassten miterzeugten, das heißt von diesem Innen und einem nicht näher bestimmten
„Außen“ miterzeugten Kontext.
Die in der Perspektive jeweils mit angelegte „Erwartungshaltung“ bezüglich des Agierens
und Interagierens anderer Perspektivenspender und Erzeuger prägt das Bilden oder
Nichtbilden zeitweilig zu einer Interaktionseinheit zusammengehender Kohärenzen. Diese
können sich wiederum mit anderen einzelnen Kohärenz und Mengen von zusammengeführten
Kohärenzen zusammentun, wobei jede Kohärenz zugleich Element mehrerer Kohärenzmengen und
damit Bedeutungsmengen sein kann.
So, jetzt hat sich der Begriff „Bedeutung“ eingeschlichen.
Indem jede identifizierte Kohärenz ihre eigene Perspektive ist und vertritt, weist es den
im Horizont enthaltenen Identitäten eine Bedeutung zu. Durch Kohärenz-konformes
Zusammengehen entsteht für beide oder alle zusammengehenden Kohärenzen eine Teilhabe an
einer wiederum ihre eigene Perspektive erzeugenden / seienden „größeren“ Kohärenz, einer
gebildeten Kohärenz-Menge.
Diese Ansichtigkeiten sind zueinander nicht disjunkt, sie sind ineinandergelagert wie
Töne in einem Orchester.
Sind „Ansichtigkeiten" aus vollständigen Funktionensystemen entwickelbare
physikalische Größen oder ist das nur metaphorisch gemeint?
Diesen Aspekt der Perspektivität und damit den der
Kohärenz- und damit Identitäts-gestützten Bedeutung und Bedeutungszuweisung haben wir
eingebracht, so dass Perspektivität, Deuten und jeweilige Bedeutsamkeit nicht erst später
wie der deus ex machina willkürlich, z. B. ab einer bestimmten Systemgröße hinzuaddiert
müssen. Sie sind von Anfang an da, enthalten, mit zu Grunde liegend und mitverwirklicht.
Mit der diesem Schritt ist es aber noch nicht getan, denn wir fassen ja Kohärieren als
ein Vorangehen auf, und nicht als zeitlosen und unbezogenen Zustand. Wir fassen deshalb -
ich überspringe die Zwischenschritte, sie sind in unserer Artikelserie dargelegt - ein
interaktionell und sequentiell kohärentes Prozessieren z. B. eines von Dir erwähnten
Bosons so auf, als wäre es durch eine semantische Prozess-Achse zu charakterisieren.
Dabei denke ich an den sich selbst interpretierenden Formalismus, der noch immer einige
Quantentheoretiker umtreibt
Dann aber haben wir das Problem, in unserem
bottom-up-Zugang keinen einfach und vorab gegebenen, internes Angeordnetsein stiftenden
Raum annehmen zu können.
Wir können daher keine vorab gegebenen „sinnvollen" Gitter nutzen, um,, wie in
semantischen Räumen, Sinn-„Richtungen" von Vektoren anzugeben.
Das Einzige, was wir benennen können sich Ausrichtungen nicht im Raum an sich, sondern in
Bezug auf eine andere semantische Achse, und das auch nur in der eingeschränkten Aussage,
dass ein Konvergieren geschieht oder nicht geschieht. Haben sich Einheiten gebildet,
können wir ex post ein solches Konvergieren als erfolgt unterstellen, und natürlich die
Erwartung formulieren, dass ein solches Konvergieren, gleiche Bedingungen vorausgesetzt
wieder zu erwarten sei.
Das wäre die um die Aspekte der Perspektivität und Bedeutuung erweiterte Form von
Knowledge about fundamental particles and interactions, that is, knowledge about the
deepest aspects of matter, wie es in dem von Dir zitierten abstract heißt.
Woraus sich ergibt, dass wir experimentell ermittelten Kohärenzen in jedweder Form, z. B.
der von Quanten im Sinn des tacit knowlege (von Polanyi - wie üblich beschränkt auf die
Humanwissenschaften - formuliert: Wiki: The term tacit knowing or tacit knowledge is
attributed to Michael Polanyi <https://en.wikipedia.org/wiki/Michael_Polanyi> in
1958 in Personal Knowledge.) Perspektivität und „Deutungsfähigkeit“ zuordnen, so dass am
Ende, wo es um das biopsychosoziale Modell der Medizin geht (unser Thema in den Artikeln)
Bedeutsamkeit und Perspektivität nicht zum angeblich blinden, perspektivlosen, nicht
deutenden Fleisch hinzuaddiert werden muss..
Die Problematik impliziten Wissens hatten die Konstruktivsten ja schon mit ihrer Kritik an
den impliziten Definitionen der Formalisten formuliert. Jedenfalls bin ich gespannt darauf
zu verstehen, was es mit dem "formal person-centred dynamic coherence model“ in der
biopsychosozialen Medizin auf sich hat. Aber vorab die Frage: gibt es für das
personenzentrierte Kohärenzmodell so etwas wie ein exemplarisches Experiment, aus dem
nachvollziehbar der Formalismus entwickelbar ist? Dabei denke ich natürlich an den
Doppelspaltversuch in der QM und an die Teilchen-Erzeugung-/Vernichtung in der QFT. In der
Arztpraxis wäre es vielleicht eine exemplarische Beschreibung der Patientensituation?
Es grüßt,
Ingo