Am 13.07.2025 um 21:04 schrieb Claus Zimmermann über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Das klingt ja fast so, als wäre Individualismus irgendwie unanständig. Der Gegensatz wäre
Kollektivismus. Man reiht sich ein und tut, was alle tun. Wäre das erstrebenswert?
Man kann darunter auch so etwas läppisches wie ein unverwechselbares Konsumprofil
verstehen.
Oder den Versuch, als erwachsener Mensch seinen eigenen Weg zu gehen, nicht unter seinen
Möglichkeiten zu bleiben, sie zu entwickeln, sich zu erziehen und das gleiche anderen
zuzugestehen (das Programm der Aufklärung). Das könnte mit "Glück der Freiheit"
gemeint sein und hätte rein gar nichts damit zu tun, anderen seinen Willen aufzuzwingen.
Wer da von Gemeinschaftsunfähigkeit reden, betrachtet die Gemeinschaft vielleicht als
seine Verfügungsmasse.
Der zitierte Moralphilosoph verwechselt hier vielleicht Individualismus mit Egoismus.
Moin Claus,
ähnlich wie Egoismus durch Individualismus wird häufig Willkür durch Freiheit beschönigt
bzw. verschleiert. Ideologiekritisch vermute ich dahinter konservative Machtpolitik. Der
folgt auch der Kommunitarist und Katholizist Alasdair MacIntyre, auf den sich ja Brooks im
"the atlantic“ bezieht: "We don’t need to entirely reject the Enlightenment
project, but we probably need to recalibrate the culture so that people are more willing
to sacrifice some freedom of autonomy for the sake of the larger community. We need to
offer the coming generations an education in morals as rigorous as their technical and
career education. As the ancients understood, this involves the formation of the heart and
the will as much as the formation of the rational mind.“ Im Gegensatz zur Vernunft sind
Wille und Gefühl gerade aus der Politik herauszuhalten. Die Aufklärung ist nach wie vor
ein unvollendetes Projekt und gerät wieder einmal ins Hintertreffen.
IT