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Am 27.11.2020 um 06:35 schrieb Joseph Hipp via Philweb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
[Philweb]
Am 27.11.20 um 01:25 schrieb Karl Janssen:
Was obiges Kühlschrank-Beispiel anbelangt, würde ich einen Unterschied zunächst darin
ausmachen, dass mit ersterem Satz eine unmittelbare Ansprache gegeben ist, zum Beispiel:
Eine Mutter hat für den geplanten Spieleabend eine Bowle zubereitet und in den Kühlschrank
gestellt; als die Familie mit Eifer beim Spielen ist, gibt sie den (noch
geheimnisbergenden) Hinweis: Im Kühlschrank steht ein gutes Getränk!
Entschuldige, aber hier sündigst du gegen die Hermeneutik, ich schimpfe aber nicht, keine
Sorge. Es muss alles aus dem Satz genommen werden, und nichts darf dazu gefügt werden.
Dass wir das heimlich tun, ist ok. Vielleicht hast du das vergessen.
Nein, vergessen sicher nicht! Es ist schlicht meinem nur mäßig ausgeprägtem Vermögen
zuzuschreiben, Texte in ihrer ursprünglich angelegten Intention zu analysieren (ich hatte
das ja schon gestern angemerkt).
Sofern Hermeneutik auch eine etwas „freizügige“ Textinterpretation (hier also Deiner
Kühlschrank-Satzkonstruktion) zulässt, würde ich mir mit meiner „Spieleabend-Geschichte“
nicht unbedingt einer Versündigung wider die Hermeneutik bewusst sein :-)
Doch wie gesagt, auf dem Gebiet habe ich kaum Kompetenz und wäre, um hier tiefer
eindringen zu können, auf (für mich) verstehbare Beispiele von Dir angewiesen. Kurzum:
damit ich kapieren kann, was sich hinter Deinem Anliegen (Befolgung bestimmter Regeln)
verbirgt.
Doch vielleicht nochmal zur Hermeneutik selbst, deren Bedeutung und Beachtung Dir sehr
wichtig zu sein scheint.
Wir hatten hier kürzlich Platon thematisiert (Waldemars „Liebling“ :-)).
Er, Platon!, hatte aber nicht nur die Idee von den Ur-Ideen, sondern auch die „ideelle“
Vorstellung, das Vermögen zu exaktem (unmissverständlichen) Verstehen eines gegebenen
Sachverhalts, gewissermaßen als Kunst ( "he hermeneutike techne") zu werten.
Diese „Idee“ wurde, wie viele andere, vornehmlich von Theologen (eben auch Aquinus,
Augustinus) von Philosophen und (vor allem?) Philologen übernommen.
Sicherlich fußt darauf auch deren Methodik der Auslegung von Bibeltexten. Eine
Wissenschaft für sich also, die mir (wie auch die Auswüchse diesbezüglicher Scholastik)
nicht besonders zugänglich ist und somit auch meine Abneigung gegen „buchstabengetreuen“
Bezug auf die Bibel.
Diese ist für mich ein „Buch des Lebens“, also eher eine chronologische Niederschrift
damaliger Lebensumstände und nicht umfänglich als „Gottes Wort“ bzw. Offenbarung zu lesen.
Da mag ich (objektiv gesehen) falsch liegen, doch dieser „Sünde“ entkomme ich nicht! Dabei
schließe ich jedoch definitiv nicht die Möglichkeit aus, dass Passagen der biblischen
Schrift jeweiliger Inspiration folgend abgefasst wurden.
Mit Inspiration in diesem Zusammenhang meine ich den, an anderer Stelle von mir
beschriebenen, per Empfindung stattfindenden, spirituellen Zugang zu einer bestimmten
Thematik.
Sicherlich kann Inspiration sowohl von intuitiven Impulsen (Gefühlen) als auch durch
bewusstes Denken bestimmt sein. Die intuitive Komponente wird in unserer rational
orientierten, technisierten Zeit gerne verdrängt, rückt aber nun wieder in den Fokus durch
die Wahrnehmung der Vorteile autotelischen Handelns (sog. Flow), einem den
Kunstschaffenden (insbes. Musiker), Literaten etc. wohlbekannten Phänomen.
Soweit ich Deine Vorstellungen hinsichtlich Textverständnis und -auslegung richtig
interpretiere, haben diese streng rationalen und somit keinerlei intuitiv angelegten
Bezug. Und dieser „Strenge“ unterwerfe ich mich nur ungerne; das könnte meine oben
beschriebene Schwäche hinsichtlich Hermeneutik begründen.
die Juristen halten sich daran. Aber ok, viele machen
Sätze zu Sätzen, wobei es kein Ende gibt, und sogar am Ende ist der erste Satz völlig
vergessen. Vielleicht war der erste Satz nur ein guter Anlass, alles dazu besser zu sagen.
Viele übersetzen Wörter, statt bei den gesagten Wörtern zu bleiben. Übrigens machen
"die Juristen" diesen Fehler auch.
Sicher war ich so wie der Schachspieler, der vom ersten Zug profitiert, als ich zwei
Arten Sätze gegenüber stellte. Aber ich spiele nicht, ich will niemanden hereinlegen.
Übrigens: Hermeneutik steht nicht auf meiner Fahne,
Um so mehr wäre ich dann (bzgl meiner obigen Einlassung auf Hermeneutik- sowie meinem
Sündenfall gegen diese) auf für mich verständliche Beispiele von Wort- und Satzgestaltung
bzw. deren Interpretationsmöglichkeiten angewiesen.
nur reduziert die genannte Vorgehensweise die
Komplexität schon mal vorläufig, bevor es zu einer Suche nach dem Kontext übergehen kann
und darf. Zur Biographie der Person überzugehen, wäre ein Argumentum_ad_hominem, siehe
unten, das wäre nicht besonders katholisch.
Ich frage mich des öfteren, in welchem Maß und in welchem Bezug ich katholisch bin; also
auf Dein Argument hin wäre ich dann „nicht besonders katholisch“ :-)
> Für die nähere Bestimmung des zweiten, um
„wissen“ erweiterten Satz müsste man zunächst aus dem Kontext der Erzählung entnehmen
können, wer denn „er“ ist, bzw. wer damit gemeint ist.
Also nix da, "aus dem Kontext herausnehmen", haha.
Nun gut, da lag ich
also aus Deiner Sicht total daneben: das kam schon früher mal vor: „Themaverfehlung!“
(obwohl Deutsch nicht mein schwächstes Fach war :-))
> Ach ja,
noch zur Rolle der Mutter, also selbstredend der Frau (aus einem anderen Thread hier
spontan entnommen):
>
> Gestern haben mich liebevoll wie gleichermaßen sehr geübte Hände einer
Krankenschwester in allerlei Verbandszeug verpackt (nach ambulanter OP). Welches
Vertrauen, welche Kraft sie doch damit vermittelt hat.
Ich hätte mich auch gefreut.
> „Femen- und Gender-...“
Das ... habe
ich überhört, bei Femenfrauen gefällt mir ihr mutiges Auftreten, weniges andere nicht,
hatte sogar ... (ich sage es lieber nicht).
Du beziehst Dich dabei wohl auch auf die von Dir zitierte Helen Keller. Ihr mutiges
Auftreten (schon zu dieser Zeit!) ist mehr als beeindruckend und steht exakt für den von
mir beschriebenen Frauentyp, der für sein Selbstverständnis eben nicht auf die
pseudo-kollektive Hysterie des Femen- und Genderzirkus angewiesen ist. Das auszusprechen,
sollte nicht hinter Pünktchen versteckt werden müssen.
Ich gewinne zunehmend an Überzeugung , dass sich die schrillen Protagonistinnen der
Femen-Szene ihrer Rolle als Frau und damit der dieser innewohnenden Stärke von
Weiblichkeit gar nicht bewusst sind; mehr noch - man könnte den Eindruck gewinnen, sie
wüssten gar nicht mehr, ob sie Weiblein oder Männlein sind (oder vielmehr - sein
wollen!).
Mein Frauenbild ist geprägt von der grundsätzlichen Wirkung und Bedeutung des
paritätischen Prinzips (sehr anschaulich mit dem Yin-Yang-Symbol dargestellt) und
weiterhin von meiner Erfahrung, letztlich immer von der basalen Tragkraft des weiblichen
Prinzips aufgefangen zu sein. Es gibt für einen Mann nichts Schöneres, nichts
Lebenswerteres, nichts Stärkenderes, als in „den Armen“ einer Frau geborgen zu sein. Das
hat mit Schwäche (des Mannes) nichts zu tun, denn eine starke Frau wünscht sich keinen
„Waschlappen“ sondern geradewegs den „Starken“ unter den Männern als Partner.
> Nicht
gläubiger Glaubender. Das hört man oft. Ob ich so einer bin? Ich kann und will nicht alles
wiederholen, was ich in diesem Zusammenhang hier „zum Besten“ gegeben habe.
Ich
erlaube mir, obwohl das eine "Sünde" ist, ich nutze gerne das Wort, nicht zum
Spott, deinen Absatz mit Punkten zu ersetzen, bis zum letzten Satz
Dazu könnte viel geschrieben werden. Teils aus dem
Kontext genommen, aber nicht unbedingt. Ohne wie oben geschrieben Zusätzliches
(verbotenerweise) zu schreiben. Ich fange hinten an. Gewissheit oder Überzeugung ist eine
Art Wichtigmachung (von Sätzen, Wörtern usw. vs. Personen), das ist ok, auch mit
Behauptungssätzen will der sie sagende etwas betonen oder verstärken.
Ja, das zeigt
unsere verschiedenen Perspektiven, unter denen wir auf die Thematik schauen.
Eine Sache kann einer Person mit der Zeit immer
wichtiger werden, das stimmt. Oder es kann sein, dass sie immer mehr meint, dass sie
dorthin gehört, wo sie ist.
Dann lese ich aber drei Sachen im ersten Teil des
Satzes. Das dritte ist mir jetzt neu, aber warum sollte ich "die innere ..." auf
das erste (Glauben) oder das zweite (Wissen) zurückführen? Das darf ich nicht, es ist und
bleibt ein Drittes. Das sagt der Satz.
Dann das Wort "meine Annahme". Es zeigt,
dass "du" so sicher auch nicht warst. Und wenn eine Annahme immer mehr zu einer
Gewissheit wurde, was dann? Ist man dann nicht extremer geworden, statt beim Unsicheren zu
bleiben. Könnte dann nicht eine "kognitive Dissonanz" am Werk gewesen sein? Das
ist keine Annahme von mir, weil ich nicht ernsthaft im Speziellen von "kognitiver
Dissonanz" ausgehe, nicht einmal wenn Opportunismus im Spiel ist, sondern ich meine
manchmal, dass diese immer am Werk ist, und sich damit relativiert.
Annahme als
Begriff bezieht sich bzgl seiner Vagheit auf die Unmöglichkeit, eine eindeutige,
allgemeinverständliche und vor allem konsensfähige Beschreibung (eben dieser von mir
angenommenen) immanenten Substanz verfügbar zu haben.
So versuche ich, den Sachverhalt etwas anders zu formulieren:
Meine Annahme (einer immateriellen Substanz - nennen wir sie einfachheitshalber Gott!)
beruht nicht auf dem Glauben an einen personalen Gott, wie er dem üblich christlichen
anthropomorphen Gottesbild entspricht.
Die Annahme gründet selbstredend auch nicht auf faktischem Wissen, da wir keine konkreten
Fakten zum Existenzbeweis eines Gottes verfügbar haben.
Die Annahme gründet sich einzig auf meine innere Erfahrung (alleine darüber könnte man ein
Buch schreiben), die sich im Verlauf meines Lebens zu einer (subjektiven!) Gewissheit
verfestigt hat, also damit zu meiner diesbezüglichen Überzeugung geworden ist.
>> Oh, d Sokrates in diesem Fall fällt mir
spontan nichts ein; gibt’s in der philweb-Runde einen ausgewiesenen Sokrates-Kenner?
Auch ein Rasiermesser-Kenner wäre mir willkommen:
Das glaube ich Dir aufs Wort!
Ockhams Sparsamkeit.
Sparsamkeit ist nicht meine Stärke, wie man es der mir typischen Satzgestaltung entnehmen
kann. Diesbezüglich kann, besser sollte ich noch viel von Dir lernen.
Bester Gruß an Sich und in die Runde! - Karl
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