Am 9. Dezember 2023 10:35:32 MEZ schrieb "Rat Frag über PhilWeb"
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
Am Fr., 8. Dez. 2023 um 15:59 Uhr schrieb Claus
Zimmermann über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
In den Nerven findet man nur elektrische Ströme
oder chemische Vorgänge, aber nicht Töne, Farben, Gerüche. Ist das ein Erfahrungssatz? Wie
würde es denn theoretisch aussehen, wenn wir im Gehirn Erlebnisinhalte vorfinden würden?
Wenn das nicht klar ist, ist auch nicht klar, was es bedeutet, dass wir sie dort nicht
feststellen.
Das ist nicht so glasklar wie es uns erscheinen mag. Ich verweise hier
auf den "animalischen Magnetismus".
Der Schriftsteller Jean Paul etwa beschrieb diesen in seinem Werk
"Selina oder über die Unsterblichkeit", auch der Autor von "Der Mensch
als Maschine" (La Mettrie) spricht von Lebensgeistern.
Wir stehen auf den Schultern von Jahrhunderten medizinischer Forschung
und wissen kaum mehr. Diese Autoren wussten es nicht besser, aber es
zeigt, dass es zumindest denkbar war.
Handelt es sich denn dabei um etwas anderes als elektrische, chemische oder magnetische
Vorgänge, die man als untrügliches Lebenszeichen betrachtet und dann vielleicht, wie heute
auch, sagt: guck mal, das ist das Leben. Aber "das sind Töne, Farben, Gerüche"
hätte man wohl kaum gesagt oder, wenn doch, nur die Ausdrucksweise geändert.
Mit dem bildhaften Ausdruck "Lebensgeister" kann ich natürlich etwas anfangen.
Auch die Aussagen über Körperfunktionen, z.B.
Nervenreize basieren auf dem Erleben, z.B. dem Ablesen eines Messgeräts und werden dann
unterschieden in bloss subjektive, z.B. halluzinierte und wasserdicht nach allen Regeln
der Kunst geprüfte.
Meines Erachtens haben die Phänomenologen und z. B. Kant dieses
Problem durchaus ernst genommen.
Es wird immer methodische Einwände gegen wissenschaftliche Erkenntnisse geben.
Das war gar nicht als methodischer Einwand gemeint. Es handelt sich meiner Meinung nach
nicht um die Unmöglichkeit, an das Ding an sich heranzukommen, sondern das scheint mir ein
Unding zu sein.
Claus