CZ "Auch damit so etwas über den Einzelfall hinaus nicht Schule macht. Und das gilt
m.E. sowohl hinsichtlich der Bewertung als auch hinsichtlich der Folgen einer Duldung
eines Diebstahls auch im Verhältnis zwischen Staaten. Wenn man die Welt den Wölfen
überlässt, lassen sie sich nicht lange bitten."
Ja, das ist das Abschreckungsargument, das aus dem Einzel- einen Präzedenzfall, den Anfang
eines slippery slope machen will, usw.
Aber ich weise daraufhin, daß es gerade deswegen dem Einzelfall eben NICHT gerecht wird,
es tendiert dazu, ihn über Gebühr und Maß aufzuladen, ihm "symbolischen" Wert zu
verleihen, ihm Wirkungen und Folgen zuzuschreiben, die nur hypothetisch sind. (Deswegen
plädieren Verteidiger immer dagegen, daß ein Fall vor Gericht als "exemplarisch"
verstanden wird; niemand darf nur "zur Abschreckung" von Folgetätern bestraft
werden, weil ihn das (nach Kant) zum Mittel für einen Zweck macht). Das gilt auch bei der
Frage, ob man sich per Gewalt/Krieg gegen einen Aggressor wehren soll: es mag ja sein, daß
es für die anderen, für die Welt, für den mittel- bis langfristigen
"Weltfrieden" besser wäre, diesen Aggressor sofort zu stoppen, aber warum soll
gerade ich (als zur Landesverteidigung eingesetzter Soldat) jetzt und hier dafür mein
Leben riskieren? Ich darf doch bitte hic et nunc und nur für mich abwägen, es geht um mein
Leben, und ich hab nur das eine. Die Abschreckungswirkung ist auch so ein externes
Argument wie das "Recht", das man schön abstrakt im Seminar und an den
Verhandlungstischen der Befehlshabenden diskutieren kann; für die
"Frontschweine", für den je Einzelnen, für die "professionelle"
Gewaltanwendung vor Ort ist es quasi bedeutungslos.
JL
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ingo_mack über PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>
Gesendet: Dienstag, 16. Juli 2024 17:44
An: Claus Zimmermann über PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>
Cc: ingo_mack <ingo_mack(a)web.de>
Betreff: [PhilWeb] Re: Gewalt ist (k)eine Lösung?
hallo Claus:)
bist du ganz sicher, daß sich Herr Clausewitz
sich eingehender mit dem Henne-Ei-Problem herumgeschlagen hat?
wenn Gewalttaten (konsequent) auf ihre Ursprünge zurückgeführt werden
bist du ruck-zuck beim Brudermord und der hat schlicht nur gefragt,
warum er seines Bruders Hüter sein soll.
ist Notlüge auch eine Form von Gewalt?
Am 16.07.24 um 16:58 schrieb Claus Zimmermann über PhilWeb:
An dem Clausewitz-Zitat gefällt mir nicht, dass,
wer sich verteidigt,
damit als Angreifer dastehen könnte. Das wird als Täter-Opfer-Umkehr
bezeichnet und wäre eine Riesenschweinerei. Man könnte es aber auch
so verstehen, dass damit ohne Schuldzuschreibung nur gesagt wird,
dass die Verteidigung in der Regel der erste Schritt zu längeren
Kämpfen sein wird, weil der Angreifer seine Gewaltbereitschaft ja
schon gezeigt hat.
_______________________________________________
PhilWeb Mailingliste -- philweb(a)lists.philo.at Zur Abmeldung von
dieser Mailingliste senden Sie eine Nachricht an
philweb-leave(a)lists.philo.at
_______________________________________________
PhilWeb Mailingliste -- philweb(a)lists.philo.at Zur Abmeldung von dieser
Mailingliste senden Sie eine Nachricht an philweb-leave(a)lists.philo.at
_______________________________________________
PhilWeb Mailingliste -- philweb(a)lists.philo.at Zur Abmeldung von dieser
Mailingliste senden Sie eine Nachricht an philweb-leave(a)lists.philo.at
_______________________________________________
PhilWeb Mailingliste -- philweb(a)lists.philo.at Zur Abmeldung von dieser Mailingliste
senden Sie eine Nachricht an philweb-leave(a)lists.philo.at