Servus Waldemar, wie schön, wieder von Dir zu hören!
Doch sogleich zeigt sich zwischen uns wieder die altbekannte Differenz unterschiedlicher
Sichtweisen auf „Gott und Welt“. Zu (einem) Gott will ich hier eigentlich gar nichts mehr
schreiben, denn letztlich ist es Angelegenheit jeder einzelnen Person, welches Bild sie
sich darüber gemacht hat.
In Bezug auf den von Dir thematisierten neurobiologischen Konstruktivismus (den
diesbezüglich verlinkten Essay habe ich nun diagonal gelesen) habe ich kurzerhand den
Konstruktivismus an sich in Betracht genommen und nochmal „zurückgeblättert“ auf frühere
Diskurse, wie wir sie hier vor Jahren schon geführt haben.
Im Kern geht es dabei doch um eine Abkehr von der metaphysisch angelegten Annahme einer
absoluten Wahrheit, christlich versinnbildlicht durch den Glauben an eine überempirische
Entität, wie diese sich in der angenommenen Existenz eines Gottes ausdrückt. Dieser Glaube
entspricht einer nicht (naturwissenschaftlich) gesicherten Erkenntnis im wahrsten
Wortsinne und macht es Atheisten daher leicht, auf dieser Basis gegen jegliche
diesbezügliche metaphysische Argumentation anzugehen. Somit ist es schlichtweg müßig, in
unserem Kreis hier auch nur noch ein einziges Wort über dieses Thema zu wechseln. Warum
auch - sollte doch gelten: Suum cuique, sofern Fairness im Diskurs gewahrt bleibt.
Ein anderes im Kontext des Konstruktivismus ist jedoch sehr wohl das Problem der
Wahrheitsfindung unter dem Gesichtspunkt von empirischer Objektivität, nachdem der
beobachtende, bewertende Mensch seiner subjektiven Erkenntnis quasi unterworfen ist. Wir
haben hier ausführlich zum Thema der Wahrheitstheorien diskutiert und so möchte ich nicht
wieder darauf eingehen.
Zweifelsohne ist - den Konstruktivismus betreffend - davon auszugehen, dass vom
beobachtenden Menschen wahrgenommene Gegenständlichkeiten mittels neuronaler
Prozessabläufe im Gehirn/ZNS perzipiert und entsprechend bereits vorliegender „Recognition
Pattern“ eine Mustererkennung stattfindet. Das entspricht ganz klar einer prozessual
ablaufenden Konstruktion. Damit ist jedoch lediglich der neuronal sich vollziehende
„Arbeitsablauf“ eines empirisch nominalen Wahrnehmungsvorgangs des Gehirns/ZNS
beschrieben, keinesfalls jedoch die Wesenhaftigkeit (Qualia) des Wahrgenommenen.
Das führt unmittelbar zum viel diskutierten Universalienproblem und damit zu der hier
immer wieder kontrovers erörterten Frage, ob ein vom menschlichen Erkenntnisvermögen,
resp. diesbezüglicher (ggf. fallibeler) Konstruktion unabhängiges überempirisches und
damit allgemein Gültiges existiert und als solches apperzeptiv in das ggf. bereits im
Gehirn angelegte Erkenntnis-/Erfahrungspotential eingegliedert, bzw. diesem zugeordnet
werden kann. Für mich ist diese Frage (hier bekanntermaßen) mit einem klaren JA zu
beantworten - grundsätzlich allerdings, da vom spezifisch angelegten Erkenntnisvermögen
der Menschen abhängig.
Mit bestem Gruß an Dich und in die Runde! - Karl
PS: Z. Zeit bin ich mit vielen anderen Dingen beschäftigt, so kann sich eine ggf.
anstehende Antwort meinerseits verzögern.
Am 01.12.2023 um 03:54 schrieb waldemar hammel über
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