Am 25.08.2024 um 17:14 schrieb Joseph Hipp über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Am 25.08.24 um 10:01 schrieb Ingo Tessmann über PhilWeb
viele gute Fragen in Bezug einerseits auf Kausalität und Moral, andererseits in Bezug auf
Wörter, die eine Person gebraucht. Es steckt viel in seinem Schreiben, so dass ich kaum
die dort auffindbaren "ungelösten und grundlegenderen Probleme" anders
formulieren kann, geschweige denn aus diesen die sich stellenden Fragen herauslösen kann
und dann noch Antworten auf diese geben kann. Diese müsste ich alsdann noch formulieren.
Wer mich kennt, weiß, dass ich sehr wenige Wörter brauche, anders gesagt: mein Wortschatz
ist sehr klein. Ich gebrauche lieber das Wort "Wörter-Korpus" aus der
Linguistik. Allein der Wörterkorpus ist je nach Person verschieden, je nach Text auch.
Hinzu ist die Häufigkeit der Wörter zu beachten. Jedes Wort hat seine entsprechende
Wichtigkeit. Für die Person, oder den Text. Die Korrelation zwischen Häufigkeit und
Wichtigkeit machen sich sogar "dumme" Suchmaschinen zu Nutze. Jedes neue Wort,
das bei mir durch die Tür hinein kommen will, wird geprüft. Sicher kann ich es ungenau
benutzen, dann ist es für mich brauchbar, aber sehr ernst nehme ich es nicht. Wenn es
definierbar ist, genügt es dem entsprechenden Ideal, nur darf das Definiens nicht
"mehr Probleme machen" als das Definiendum, sonst bleibt das Wort trotz
Definition bei mir vor der Tür, und wird eventuell nur ungenau benutzt, oder so wie es auf
dem Markt üblich ist. Mitmachen tue ich jedoch dann kaum und sage den blöden Spruch dann
doch nicht: "Wo man ... soll man ...". sondern umgekehrt: "Wo geschwafelt
wird, kann man nur mit schwafeln" oder "mit den Wölfen heulen..". Sogar die
Stoiker empfahlen dies, wo geklagt wird.
Hi JH,
Bell störte sich am Geschwafel der Kopenhagener, dafür sympathisiere ich mit ihm; ging es
den Kopenhagenern doch zumeist um Propaganda für die sog. Moderne Physik und dass auch
noch in ideologischer Absicht (im Sinne Marxens). In der Physik selbst spielen die
Interpretationen eine untergeordnete Rolle. Wesentlich sind Theorien und Experimente, dann
kommen die Formalismen und erst danach wird schwafelnd interpretiert. In der
Öffentlichkeit entsteht dabei leider häufig der Eindruck, die Interpretationen seien schon
die Theorien.
An Wortverwendungen sind Erkenntnisinteressen zu
erkennen. Aber welche Wörter störten Dich?
Es wollen eben oft zu viele Wörter zur Tür herein, sie einzeln zu bedenken ist schon
schwer, als Schar voll unmöglich. Ich könnte ja auch meine Bibel bei dir zur Tür hinein
schmeißen, und sagen: "Nun lerne mal und komm dann zurück, wenn du alles gut gelernt
hast." Ich kann dich beruhigen, ich habe weder Buch noch Bibel, was ja angeblich
dasselbe ist, oder etwa nicht?
Ich hatte bloß einen Satz mit zwei wesentlichen und definierten Worten formuliert,
nämlich: Der zwanghaften Kohärenz in abgeschlossenen Systemen steht die freie Dekohärenz
in offenen Systemen gegenüber. Dein Kommentar dazu lenkt von der Sache ab.
An
Wortverwendungen sind Erkenntnisinteressen zu erkennen.
Das ist schon ein Satz
eines Überbetrachters, würde KJ sagen, also ein Satz des Betrachters eines Betrachters,
der eine Person beschreibt oder zu beschreiben vorgibt. Ich bleibe bei meinem Leisten, wie
KJ dem Waldemar empfiehlt. Ich könnte auch einfach sagen: "Der Satz trifft den Nagel
nicht auf den Kopf." Sondern ich würde auf meinen zweiten Satz oben verweisen, und
ihn als Ansatzpunkt angeben. Das Denken geht so: Die Person ist vor irgend einer Sache.
Nun fängt sie an zu denken, es brodelt in ihrem Kopf. Es stellen sich ihr eventuell
Fragen, wenn sie sprechen kann. Die Sache bewirkt die Fragen, mitsamt der Sprache der
Person, die Sprache (oder eher der Wörterkorpus mitsamt der Sprachregeln) kann gut oder
schlecht sein, adäquat oder inadäquat (ungenau gedacht). Nun formulieren sich die Fragen.
Im Anschluss daran stellt die Person die Fragen. Aber es sind nicht primär die Fragen der
Person. Ich vermute nur, dass die BBB dasselbe nicht besonders gut formulierten, wenn ich
nur dein Zitat lese. Ob es dasselbe war, dessen bin ich mir nicht einmal sicher.
In der Umgangssprache gehen die Sprachebenen (das Betrachen, das Betrachten des
Betrachtens, ... ) zumeist durcheinander. Sie nicht zu trennen, schafft unnötig
Verwirrung. Dabei bewirkt die Sache nicht nur die Fragen, mitsamt der Sprache der Person,
sondern die Sprache grenzt auch die Sache mehr oder weniger ein. Bekanntlich ist Sprechen
bzw. Schreiben auch Handeln, das Interessen folgt und entsprechend seine Sprachmittel
wählt. Du lenkst wiederum ab, anstatt Dich an meinen fraglichen Satz oder denen Bells zu
halten.
Ein Einfall: Gibt es Personen, die an der Anzahl ihrer
Wörter sozusagen ersticken? Erstickte Immanuel Kant? Wittgenstein? Wie war es mit den
letzten Streichquartetten der großen Komponisten? Und wie ist es mit den Politikern? Diese
Sache beschrieb schließlich Oswald Spengler. Und wie ist es mit den Mathematikern und
Physikern? Ihnen kommt jedenfalls zu Gute, dass sie sich an die Komplexität anpassen, und
sie nicht erschaffen. Oder irre ich dabei?
Philosophen und Politiker gebrauchen zu viele Worte, wobei Wittgenstein sich dessen
bewusst war; denn was sich sagen lässt, lässt sich klar sagen. Auch großen Komponisten
wurde vorgeworfen zu viele Noten zu verwenden, allerdings kaum in ihren letzten
Streichquartetten. Die Modernen dagegen, verwendeten eher zu wenige Noten. Mathematiker
und Physiker passen sich der Komplexität durch Formalismen, nicht durch Sprache an. Die
Formeln Boltzmanns, Plancks, Einsteins und de Broglies bspw. sind an Einfachheit und
Reichhaltigkeit kaum zu überbieten: S = k ln W, E = h f, E = m c^2, lambda = h / p . Auch
die Sätze des Clausius lassen an Klarheit kaum zu wünschen übrig, oder? E = constant, dS
> 0.
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